Apple will Gewerkschaftsorganisation mit Star-Anwälten zerschlagen
Es braut sich etwas zusammen in den USA. Nachdem sich in den vergangenen Monaten bereits Mitarbeiter:innen bei Amazon und Starbucks für die Gründung einer Gewerkschaft eingesetzt haben, folgt nun eine Angestelltenbewegung bei Apple. Um das zu verhindern, setzt Apple auf die Anwaltskanzlei Littler Mendelson, die bereits McDonald’s in der Vergangenheit geholfen hat, einen ähnlichen Fall abzuwenden.
#Appletoo
Bereits seit Monaten gibt es bei Apple Unmut über interne Gehaltsunterschiede zwischen verschiedenen Geschlechtern und Ethnien. Um Aufmerksamkeit auf diese Ungerechtigkeit zu lenken, hatte eine Gruppe von Angestellten im letzten Jahr #Appletoo ins Leben gerufen. „Wenn unsere Geschichten gesammelt und gemeinsam präsentiert werden, tragen sie dazu bei, anhaltende Muster von Rassismus, Sexismus, Ungleichheit, Diskriminierung, Einschüchterung, Unterdrückung, Zwang, Missbrauch, ungerechter Bestrafung und unkontrollierten Privilegien aufzudecken“, heißt es dazu auf der Website.
Letzte Woche erreichte dann der erste Gewerkschaftsantrag eines Apple-Stores die Arbeitsbehörde NLRB. Es handelt sich um den Cumberland Mall Store in Atlanta, in dem 107 Menschen beschäftigt sind. In dem Antrag fordern die Mitarbeitenden, über eine Gewerkschaft abstimmen zu dürfen. Sie wollen sich der Gewerkschaft Communications Workers of America (CWA) anschließen, die ansonsten zum Beispiel Mitarbeiter von Telekommunikationskonzernen wie AT&T vertritt.
Unfaire Bezahlung
„Die Bezahlung in den Geschäften ist so ungleich – es gibt Leute, die noch nicht so lange in ihrer Position sind und mehr verdienen als Leute, die schon seit Jahren in der gleichen Position tätig sind. Das Unternehmen stellt sich selbst als offen für Feedback dar, aber niemand reagiert darauf. Wenn eine Gewerkschaft hinter den Mitarbeitern steht, werden sie mehr Druck ausüben, um tatsächlich darauf zu reagieren“, sagte ein derzeitiger Einzelhandelsmitarbeiter, der anonym bleiben möchte, gegenüber The Verge.
Wie ungleich die Bezahlung ist, zeigte die Apple-Mitarbeiterin Cher Scarlett auf Twitter. Scarlett war für eine interne Gehaltsumfrage mitverantwortlich, an der 2.000 Apple-Angestellte teilgenommen hatten. Eine kleine Datenbasis (2,5 Prozent) in Anbetracht der weltweit 80.000 Apple-Angestellten. Doch Scarlett hält die Diagramme dennoch für alarmierend. Auf Twitter schreibt sie: „Diese Diagramme lassen darauf schließen, dass weiße Männer viel mehr Möglichkeiten haben, im Unternehmen aufzusteigen, und dass sie mit größerer Wahrscheinlichkeit in technischen Positionen arbeiten als weniger vertretene demografische Gruppen“.
Mit seinem Gewerkschaftsantrag könnte der Apple-Store in Atlanta eine Bewegung losgetreten haben. Auch in anderen Stores sollen Mitarbeiter:innen bereits Unterschriften für eine Gewerkschaftsorganisation sammeln. Apple hat insgesamt mehr als 270 Filialen in den USA.
Berühmt-berüchtigte Kanzlei soll helfen
Um zu vermeiden, dass die Mitarbeiter:innen eine Gewerkschaft gründen, hat Apple nun die gewerkschaftsfeindlichen Anwält:innen von Littler Mendelson eingeschaltet, wie The Verge berichtet. Littler Mendelson betreut derzeit auch Starbucks bei seinen Bemühungen, die gewerkschaftliche Organisierung seiner Beschäftigten abzuwehren. Bislang hat sich Apple zwar nicht öffentlich zur gewerkschaftlichen Organisierung in den Apple-Stores geäußert, aber dieser Schritt ist ein deutliches Zeichen dafür, dass es sich der gewerkschaftlichen Organisierung der Beschäftigten für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen widersetzen will.
Der Kampf für eine Gewerkschaft kommt nach zwei schwierigen Jahren für die Beschäftigten im Einzelhandel, die mit Covid-19-Ausbrüchen und psychischen Krisen zu kämpfen hatten, die durch die hohe Arbeitsbelastung noch verstärkt wurden.