Auf Knopfdruck grün: Verkehrsampeln lassen sich einfach manipulieren
Lust auf grüne Welle? Nie wieder an der roten Ampel stehen? Kein Problem: Zwei Elektronik-Experten haben mit ein paar Journalist:innen eine Ausfahrt unternommen. Das Ergebnis: In Hannover konnten sie mit einem selbstgebauten Funksender Ampelphasen manipulieren. Fast alle Städte verwenden eine 40 Jahre alte Technik ohne größere Sicherheitssperren, sodass man auf diese Weise Ampeln auf Hauptverkehrswegen auf grün schalten kann.
Nachfragen bestätigen, dass die Digitalisierung in diesem Bereich noch nicht sehr weit ist. Die reale Gefahr solcher Manipulationen würde sie auch nicht rechtfertigen, denn die Ergebnisse sind herzlich harmlos.
Funk-Frickler kommt schneller ans Ziel
Die Grundlage der Manipulation liegt in den Funkempfängern von Ampeln auf Straßen mit Nahverkehrslinien. Die Technik aus den 80er-Jahren ermöglicht etwa einem Bus, über eine Funkverbindung eine Grünphase anzufordern.
Die Reporter:innen von NDR, BR und c‘t berichten, dass die Funkspezialisten 50 Meter vor der Ampel einen Knopf drückten und dann die Ampel auf „grün“ schaltete. Damit konnten sie aber die entsprechende Phase nur verlängern oder verkürzen, die generelle Schaltung lässt sich so nicht verändern. Im Prinzip simuliert man einen Bus.
Chaos und Staus durch Ampel-Manipulationen?
Die IT-Experten wollten auf die Sicherheitslücke aufmerksam machen, weil so „Staus erzeugt und Chaos verursacht“ werden könne (NDR). Die sogenannte LSA-Beeinflussung (LSA: Lichtsignalanlage, also Ampel) funktioniert jedoch nur an Ampeln, die entsprechend ausgerüstet sind.
Zudem wird die Zentralschaltung nicht übergangen, das heißt, man kann nicht alle Ampeln auf rot stellen – oder gar auf grün. Bei erhöhtem Verkehrsaufkommen können viele Systeme auch die LSA-Beeinflussung ignorieren. Sich einfach auf die Straße zu setzen, kann also schneller und effektiver einen Stau auslösen als – vergleichsweise aufwendig – eine Ampelschaltung zu manipulieren. Vor Ort sein muss man für beides.
Die meisten Städte nutzen ungeschützten Analogfunk
Die Journalist:innen haben sich bei rund 90 deutschen Städten umgehört und die haben ihnen bestätigt: Fast alle nutzen die alte Technik. 80 setzen auf unverschlüsselte Analogfunk. Viele räumten Manipulationsmöglichkeiten ein.
Diese zu realisieren, sei jedoch aufwendig und außerdem verboten. Die Auswirkungen seien zudem gering. Kein Stadt konnte bestätigen, dass die Sicherheitslücke jemals ausgenutzt worden wäre.
2028 muss Digitalfunk verwendet werden
In einigen Städten kommt bereits Mobilfunk zur Positionsbestimmung der Fahrzeuge und zur Kommunikation zum Einsatz. Ein Zentralrechner verarbeitet die Anfragen. Viele Busse besitzen bereits digitale Schnittstellen, aber die Ampeln eben nicht, schreibt Heise.
Die meisten Kommunen planen auch keinen Umstieg in der nächsten Zeit. Das aktuelle System sei sehr zuverlässig und die Mittel knapp. Zudem fehlt es an Fachleuten, die die Umstellung stemmen.
Ende 2028 müssen dann sowieso alle Städte die Ampeltechnik umrüsten. Nur bis dahin dürfen sie den Analogfunk noch verwenden.