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MIT Technology Review Analyse

Auftritt Indonesien: So will der Inselstaat China bei der Akkuproduktion Konkurrenz machen

Indonesien will zu einem alternativen Lieferanten zu China bei wichtigen Rohstoffen und Produkten für Elektroautos werden. Bei seiner Industriepolitik schreckt das Land auch vor hohen Importzöllen auf chinesische Produkte nicht zurück.

Von Martin Kölling
3 Min.
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Lithium-Ionen-Akkus sind der Dreh- und Angelpunkt für Elektroautos. Indonesien will der Produktion von eigenen Akkus jetzt zu einem Boost verhelfen. (Foto: asharkyu / Shutterstock)

Der 3. Juli 2024 markiert einen Meilenstein in Indonesiens Politik: Man will ein alternativer Standort für die Akkuproduktion zu China werden. HLI Green Power, ein Joint-Venture zwischen dem südkoreanischen Batteriehersteller LGES und Hyundai Motor, eröffnete bereits die erste Batteriefabrik in Ost-Jakarta. Für eine Investition von 1,2 Milliarden Dollar sollen dort jährlich Akkus für bis zu 150.000 Elektroautos produziert werden. Und die will Hyundai Motor in einer ebenfalls neu errichteten Autofabrik herstellen. Eine Verdopplung der Produktion ist bereits in Planung, weil Südkoreas größter Autohersteller Indonesien zu einem seiner globalen Produktionsstandorte aufbauen will. Die Zeichen im drittbevölkungsreichsten asiatischen Land stehen also auf Transformation.

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Das Akkuwerk ist das Symbol für Indonesiens Versuch, in der Inselnation eine volle Werkschöpfungskette für die Produktion von Elektroautos herzustellen, über Bauteile und Batterien bis hinzu Fahrzeugen. Dieses Feld wird in Asien bisher von China dominiert. Aber die Regierung in Jakarta will bis 2030 genügend Kapazitäten für 600.000 Elektroautos pro Jahr schaffen.

Unabhängiger von China werden

Die große Herausforderung ist dabei, die Abhängigkeit der globalen Autohersteller von Chinas Batterie-Lieferkette zu senken. Durch hohe staatliche Förderung der Weiterverarbeitung von Rohstoffen wie Lithium hat China es geschafft, zum weltweit größten Anbieter an Materialien für Autoakkus sowie die Batterien selbst zu werden.

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Laut der Internationalen Energiebehörde (IEA) wurden Anfang dieser Dekade rund drei Viertel aller Lithium-Ionen-Batterien in China hergestellt. Das verschiebt sich inzwischen, weil die USA und Europa, aber auch Südkorea Fabriken neu- oder ausbauen. Aber laut der IEA sind derzeit fast 90 Prozent der Produktionskapazität von Material für Kathoden und 97 Prozent für Anoden in China beheimatet.

Die Dominanz ist zwar in Wirklichkeit geringer, weil laut der IEA ein Großteil der Produktionskapazität derzeit nicht genutzt wird. Aber die Abhängigkeit der globalen Autoindustrie von Chinas Akkulieferkette bleibt groß. Denn es befinden sich auch mehr als die Hälfte der Verarbeitungs- und Raffineriekapazitäten für Lithium, Kobalt und Graphit im Reich der Mitte.

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Aus Sorge, dass China diese Macht im wachsenden Großmachtkonflikt mit den USA als Druckmittel einsetzen könnte, versuchen viele Länder, alternative Lieferketten aufzubauen. Indonesien ist dabei einer der Pioniere. Das Land ist einer der größten Hersteller von Nickel, dass sowohl für die Stahl- wie auch die Akkuhersteller wichtig ist. Und die Regierung hat schon vor mehr einigen Jahren entschieden, die Rohstoffe und das große Arbeitskräftepotenzial zu nutzen, um neben Grundindustrien wie der Textilproduktion sich auch Teile von Hightechlieferketten zu sichern.

Größter Hersteller von Nickel

Folgerichtig schränkt die Regierung seit mehr als zehn Jahren den Export von Nickelerz immer weiter ein, um mit der Weiterverarbeitung einen größeren Teil der Wertschöpfungskette im eigenen Land zu halten. Darüber hinaus will Indonesien auch Lithium für Akkus weiterverarbeiten. Das wird allerdings aus Australien importiert. Der Kontinent hat bisher den größten Teil seiner Erze nach China verschifft.

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Wie weit Indonesien zum Schutz der eigenen Industrie geht, stellte die Regierung im Juli unter Beweis. Sie kündigte Importtarife von 100 bis 200 Prozent auf Produkte aus China an, um die Vielzahl an Kleinunternehmen in der Textil-, Schuh- oder Keramikindustrie zu schützen.

Der Grund: Die Regierung sorgt sich vor einer Folge immer höherer Zollschranken für China-Exporte in den USA und Europa: einer Umleitung chinesischer Überkapazitäten in Schwellenländer. Brasilien überlegt seinerseits Importzölle für Stahl aus China. Aber für Investitionen aus China für Werke in Indonesien ist die Regierung weiterhin offen.

„Investiert einfach ebenfalls in Indonesien“

Der indonesische Wirtschaftsminister Airlangga Hartarto gab im Mai in einem Interview mit dem Handelsblatt an diesem Punkt einen ganz pragmatischen Rat. „Wenn sich Europa oder Amerika an den chinesischen Nickelprojekten in unserem Land stören, gibt es eine simple Lösung”, sagte er, „investiert einfach ebenfalls in Indonesien und macht den chinesischen Unternehmen hier Konkurrenz.“

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Bisher ist allerdings teilweise das Gegenteil der Fall: Volkswagen startete voriges Jahr immerhin eine Machbarkeitsstudie für eine Invesition mit Partnern, darunter einem chinesischen Unternehmen. Aber BASF hat eine geplante Beteiligung an einer Nickelproduktion in Indonesien gerade absagt. Denn das Unternehmen glaubt, dass der Weltmarkt eine sichere Versorgung mit dem wichtigen Akkumaterial gewährleistet.

Derweil expandieren neben den südkoreanischen auch chinesische Hersteller vor Ort in Indonesien. Anfang 2024 kündigte etwa BYD, Chinas Marktführer bei Elektroautos, an, für 1,3 Milliarden Dollar eine eigene Fabrik in Indonesien zu eröffnen.

 

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