Auswirkungen des Brexit: Paypal erhöht Gebühren für Handel mit Großbritannien
Es ist ärgerlich für Kunden und Händler gleichermaßen: Das Payment-Unternehmen Paypal hat angekündigt, man wolle höhere Gebühren für Transaktionen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union einführen. Wie aus einer umfangreichen Preisübersicht hervorgeht, sind die Gebührenerhöhungen auf den Brexit zurückzuführen.
Die Gebührentabelle, die die zusätzlichen prozentualen Gebühren für internationale kommerzielle Transaktionen enthält, soll am 10. November in Kraft treten. Unternehmen, die Zahlungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Europa tätigen, werden in Zukunft eine Gebühr von 1,29 Prozent zahlen müssen – also deutlich mehr als die 0,5 Prozent, die die meisten derzeit zahlen. Das ist jedoch immer noch niedriger als die Standardgebühr von Paypal von 1,99 Prozent für den Rest der Welt. Allerdings wird die Rechnung, in Zukunft mehr auf alternative Services zu setzen, nicht aufgehen, denn auch Visa und Mastercard haben bereits Gebührenerhöhungen angekündigt, die im Oktober in Kraft treten sollen.
Paypal plant Vereinfachung der grenzüberschreitenden Gebühren
Besonders hart treffen dürfte die Erhöhung die kleineren E-Commerce-Player, für die sich der Handel zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU ohnehin immer weniger lohnt, weil auch das Handling durch den Brexit komplexer geworden ist. Viele Onlinehändler haben daher bereits aus Kostengründen ihre Exporte in die EU, respektive umgekehrt nach England, eingestellt – ein Problem vor allem für viele Kunden bei bestimmten Produktgruppen wie speziellen Lebensmitteln oder landestypischen Waren.
Wie Paypal gegenüber der britischen BBC mitteilte, sehe man den Schritt als eine Möglichkeit, die grenzüberschreitenden Gebühren zu vereinfachen. So werde es in dem hart umkämpften Payment-Markt für die Unternehmen einfacher, „die Preise von Paypal mit denen anderer Anbieter zu vergleichen und den Wert, den wir bieten, besser zu schätzen“, erklärt ein Unternehmenssprecher.
Gänzlich anders sieht das freilich der britische Verband kleiner Unternehmen (Federation of Small Businesses), für den die Nachricht nach eigenen Angaben zur absolut unpassenden Zeit kommt. Seit Anfang des Jahres hat etwa einer von vier kleinen Exporteuren den Export in die EU eingestellt, unter anderem mit der Begründung, dass der Verkauf an Kunden in der EU mit hohen Kosten verbunden ist. Und mehr als 40 Prozent der kleinen Exporteure gaben an, dass der Wert ihrer Ausfuhren in den letzten drei Monaten gesunken sei.
Allerdings dürften das nicht die einzigen Änderungen sein, die auf Kunden im Zusammenhang mit dem E-Commerce zukommen: Seit Monaten wird in Großbritannien über eine Veränderung der Datenschutzgesetze gestritten – und die Briten könnten hier in Zukunft Abstriche machen, wie der britische Premierminister Boris Johnson vor einigen Monaten erklärte.