Strom, Strom, Strom von der Autobahn: Schweiz überlegt Solardach-Offensive

Solardach über der schweizerischen Autobahn A9. (Visualisierung: Servipier AG)
Das schweizerische Architekturbüro Labor-3 hatte schon vor gut zehn Jahren visualisiert, wie ein Solarkraftwerk in Dachform über einer Autobahn funktionieren könnte. Demnach könnten auf einem zehn Kilometer langen Autobahnabschnitt etwa 40 Gigawattstunden an Strom erzeugt werden. Jetzt geht die schweizerische Regierung in Form von Energieministerin Simonetta Sommaruga das Thema Solardächer über Autobahnen zur Stromerzeugung offensiv an.
Laut einem Bericht in der Neuen Zürcher Zeitung wird die Solaroption aktuell vom zuständigen Bundesamt für Straßen geprüft. Demnach stünden 1.300 des 1.500 Kilometer umfassenden Autobahnnetzes in der Schweiz für eine mögliche Überdachung zur Verfügung. Grob gerechnet könnte bei Vollüberdachung der Autobahnen mit den von den oben genannten Architekt:innen errechneten Erträgen also immerhin knapp zehn Prozent der 55 Terawattstunden erbracht werden, die die Schweiz jährlich an Strom verbraucht.
Überlegt wird auch, inwiefern sich Lärmschutzwände und Außenseiten sogenannter Galerien mit Solarzellen bestücken ließen, wie Golem schreibt. Hier sollen den Berechnungen zufolge allerdings insgesamt nur 55 Gigawattstunden jährlich drin sein. In Bayern, wo eine solche solarzellenbestückte Lärmschutzwand schon länger existiert, kommen auf 234 Metern Länge jährlich rund 51.500 Kilowattstunden Strom zusammen. Ob in den Plänen der schweizerischen Regierung zur Erzeugung von erneuerbarer Energie an und über Autobahnen auch über Windkraft nachgedacht wird, ist nicht bekannt.
Im kommenden Jahr soll im Rahmen eines Pilotprojekts im Wallis ein 1,6 Kilometer langer Autobahnabschnitt überdacht werden. Der dort per Photovoltaik erzeugte Strom soll rund 5.000 Einfamilienhäuser mit Energie versorgen. Hier wird noch untersucht, ob zwischen den Säulen der Überdachung auch Windräder installiert werden. Eine potenzielle Möglichkeit, Windenergie an Autobahnen zu nutzen, hatte der US-Designer Joe Doucet im vergangenen Jahr vorgestellt. Ob seine Windturbinenwand aber wirklich effektiv genug ist, ist umstritten.
Bei aller Rechnerei dürfen bei solchen Projekten aber die Kosten und möglichen Probleme nicht vergessen werden. So wäre nicht nur die Errichtung der Solardächer mit hohen Kosten verbunden, auch müssten massive Stützen errichtet werden. Die Solarflächen sollten möglichst viel Licht durchlassen, damit die Autobahnen nicht wie Tunnel wirken. Auch der Betrieb wäre aufwendig und teuer. Schließlich halten die Dächer Regen ab. Dadurch kann der Radabrieb nicht weggewaschen werden und die Straßen würden an Griffigkeit verlieren.
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