
Industrie hat 145.000 Ladepunkte zwei Jahre früher fertig. (Foto: DavidSch/Shutterstock)
Anlässlich des sogenannten Autogipfels im November 2019 hatte die Industrie zugesagt, quer über ihre Liegenschaften, Betriebsstätten und Handelsbetriebe bis Ende 2022 mindestens 15.000 Ladepunkte aufzubauen. Das war Teil einer ersten Vereinbarung zwischen Bundes- und Landesregierungen und den Autobauern und ihren Zulieferern. Dieses Ziel soll nun bereits zum Ende dieses Jahres erreicht sein.
Starkes Commitment oder Erfüllung einer ohnehin wenig ambitionierten Zusage?
Das zeige, dass die Automobilindustrie alles tue, um die Elektromobilität auf die Straße zu bringen. Deutschland sei bereits Europameister bei E-Autos, nun erreiche man auch die selbstgesteckten Ausbauziele für die Ladeinfrastruktur zwei Jahre früher als geplant, so Verbandspräsidentin Hildegard Müller in einer Pressemitteilung. Das klingt nach einem starken Commitment.
Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte indes schon im November 2019 moniert, dass die Zahl der von der Autoindustrie zur damaligen Vereinbarung von 50.000 Stationen innerhalb von zwei Jahren beizusteuernden Ladepunkte durchaus hätte höher gewählt werden dürfen. Immerhin stünde die Automobilindustrie vor „ganz entscheidenden Jahren“ und müsse schon im Eigeninteresse darauf achten, dass die Kunden den Wechsel zur E-Mobilität mitmachten.
An dem Spitzentreffen hatten neben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mehrere Bundesminister und Ministerpräsidenten, darunter Weil sowie der damalige VDA-Präsident Mattes und die Chefs diverser Autohersteller, Zulieferer und Gewerkschaften, teilgenommen. Mattes hatte im Nachgang zu dem Treffen angekündigt, die Mitglieder seines Verbandes strebten bis 2030 die Errichtung von 100.000 Ladepunkten auf eigenen Grundstücken an.
Ionity-Ladenetz leicht im Hintertreffen
Auf Kurs sieht Müller die Geschwindigkeit des Ausbaus von Ionity-Schnellladeparks. Danach seien von den für Deutschland vorgesehen 101 Standorten bereits 94 in Betrieb. Bis zum Jahresende sollen es 100 sein. Europaweit seien bisher 305 Standorte errichtet. Ursprünglich sollten es bis Ende 2020 400 Ladeparks sein. Damit sei nun bis „Mitte nächsten Jahres“ zu rechnen.
Ionity ist ein Joint Venture von BMW, Ford, Daimler und Volkswagen. Seit November 2020 gehört auch Hyundai-Kia zum Verbund. Die Ladestationen des Verbunds stehen indes E-Autofahrern aller Marken offen. Bei den Ionity-Ladepunkten werde grundsätzlich eine Leistungsabgabe mit bis zu 350 Kilowatt ermöglicht, was derzeit die technische Leistungsspitze darstelle, so Müller.
Ladegipfel soll Ausbau weiter beschleunigen
Nicht auf Kurs sieht Müller hingegen die Bundesregierung. Der hatte sie Anfang November vorgerechnet, dass der im letzten Jahr beschlossene „Masterplan Ladeinfrastruktur“, der bis 2030 eine Million öffentliche Ladepunkte vorsieht, viel zu zögerlich umgesetzt werde.
Um den Zeitplan zu halten, müssten nach Rechnung Müllers etwa 2.000 neue Ladepunkte pro Woche errichtet werden. Tatsächlich würden nur rund 200 neue Ladepunkte pro Woche entstehen. Bei diesem Tempo sei eine Überlastung des einzelnen Ladepunkts absehbar. Schon jetzt kämen 13 E-Autos auf einen Anschluss, bis Ostern könnten es mindestens 20 sein.
Noch vor Ende dieses Jahres soll es nun zu einem sogenannten Ladegipfel kommen. Der soll Vertreter der Mineralölindustrie, der Energiewirtschaft, der Wohnungswirtschaft, der Kommunen, der Politik und der Automobilindustrie an einen Tisch bringen.
Das Ziel des Treffens besteht in der Vereinbarung einer verbindlichen Strategie, wie die Zahl der Ladesäulen in Deutschland rasch gesteigert werden kann. Dabei soll neben der Klärung der Frage der Beteiligung des Staates mit finanziellen Mitteln vor allem eine verbesserte Koordination des Netzausbaus und die Beschleunigung der Genehmigungs- und Umsetzungsverfahren erreicht werden.
Liebe T3n-Redakteure.
Es gäbe da einige Punkte die kritisch zu hinterfragen wären.
Wo stehen diese Ladestationen? „auf eigenen Grundstücken“ der Hersteller. Beim VW Händler -Händlern in Gewerbegebieten oder Dutzende bei BMW am Werksparkplatz oder bei der Daimler-Zentrale in Möhringen nutzt das alles aber herzlich wenig.
Das ist uns bekannt. Hier geht es aber nur um die Meldung.