Bafin ermittelt: Haben Curevac-Mitarbeiter rechtzeitig Aktien abgestoßen?

Nachdem die Tübinger Biotech-Firma Curevac bekannt gegeben hatte, dass ihr Impfstoff gegen die von dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 hervorgerufene Lungenerkrankung Covid-19 bislang nur eine Wirksamkeit von 47 Prozent nachweisen kann, war der Börsenwert des Unternehmens um fast 50 Prozent abgestürzt.
Massiver Kursverfall nach Zwischenbericht
Nun ist das Unternehmen mehr als sechs Milliarden Euro weniger wert als vor der Bekanntgabe dieser verheerenden Informationen, die immerhin dazu führen würde, dass der Covid-Impfstoff „CVnCoV“ des Herstellers keine Zulassung erhalten kann.
Im Unternehmen, aber auch in Regierungskreisen lebt noch die Hoffnung, dass sich die Wirksamkeit über alle Studienteilnehmer schlussendlich auf über 50 Prozent heben lassen könnte. Immerhin war der Bericht der letzten Woche nur ein Zwischenbericht. Endgültige Ergebnisse werden in rund drei Wochen erwartet. Gelingt das nicht indes nicht, ist eine Zulassung in der EU ausgeschlossen.
Nervosität in Bundesregierung und EU-Kommission steigt
Der deutsche Staat hatte sich mit 300 Millionen Euro an dem Unternehmen beteiligt, das im Sommer 2020 noch als aussichtsreichster Kandidat für den ersten zugelassenen Covid-Impfstoff galt. Deutschland und die EU hatten Lieferverträge mit dem Unternehmen geschlossen. Allein im laufenden Quartal hätte Curevac 1,4 Millionen Impfdosen zur laufenden Kampagne in Deutschland beitragen sollen. Dazu wird es zunächst nicht kommen.
Auf EU-Ebene werden Stimmen lauter, die die Kommission dazu drängen, von den Lieferverträgen mit Curevac zurückzutreten. Curevac-Chef Franz-Werner Haas scheint allerdings davon auszugehen, dass es sich um eine bindende Vereinbarung handelt. Immerhin habe sein Unternehmen bereits Impfstoff vorproduziert, so Haas gegenüber der Welt am Sonntag.
Bafin untersucht „ungewöhnliche Kursbewegungen“
Die Aufregung rund um den Tübinger mRNA-Experten hat nun auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin auf den Plan gerufen. Die Rheinische Post hatte zuerst darüber berichtet, dass die Behörde sich dafür interessiert, ob Mitarbeitende der Häuser Curevac oder dessen Partners Bayer Insiderwissen genutzt und noch rechtzeitig Aktienbestände verkauft hätten.
Die Bafin werde nun untersuchen, ob Mitarbeitende mit Insiderwissen über die Ergebnisse der Impfstoffstudie an Aktienverkäufen beteiligt gewesen sind. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters wollte ein Sprecher der Bafin zwar keinen konkreten Kommentar abgeben, räumte aber ein, dass die Behörde ungewöhnliche Kursbewegungen untersuche, um festzustellen, ob ein Verdacht auf Marktmissbrauch oder Manipulation bestehe.
Da Aktie steht am Montag bei rund 53 Euro und ist von ihrem 52-Wochen-Hoch von 125 Euro weit entfernt. In der vergangenen Woche war sie vom Mittwochsstand um 82 Euro auf rund 45 Euro am Donnerstag abgesackt.