Bis zu 60 Prozent weniger CO2-Ausstoß: EU sollte selbst E-Auto-Batterien herstellen

E-Autos: Batterieherstellung in Europa für mehr Klimaschutz. (Foto: Owlie Productions/Shutterstock)
In Schleswig-Holstein sollen ab 2026 Batteriezellen für eine Million E-Autos produziert werden. Ende März 2024 hat der schwedische Hersteller Northvolt dort mit dem Bau seiner fünf Milliarden Euro teuren Gigafabrik begonnen – Bund und Land schießen 700 Millionen Euro zu.
Kanzler setzt auf Batteriezellen made in Germany
Deutschland als Industrieland mit der Autoherstellung als Rückgrat brauche „Batteriezellen made in Germany, made in Europe“, wie Bundeskanzler Olaf Scholz anlässlich des Spatenstichs sagte. Zudem solle die Batterieherstellung bei Northvolt dank reichlich vorhandener Windenergie klimafreundlich erfolgen.
Solche und ähnliche Initiativen dürfte die Organisation Transport and Environment (T&E) im Sinn haben, wenn sie der EU rät, die Batterieproduktion für Elektroautos künftig noch stärker in die eigene Hand zu nehmen. Einer aktuellen Analyse zufolge könnten dadurch zwischen 2024 und 2030 rund 133 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden – das entspräche einem Einsparpotenzial von über 60 Prozent.
Dazu müssten Batteriezellen und -komponenten vor Ort gefertigt werden – und zwar überwiegend mit erneuerbaren Energien. Das Problem: die Finanzierung und das Zögern politischer Entscheidungsträger:innen.
Batterien und Rohstoffe sind das neue Öl
Dabei seien „Batterien und die für ihre Herstellung benötigten Rohstoffe […] das neue Öl“, wie Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland, sagt. „Um die Vorteile für das Klima und die Industrie voll auszuschöpfen, müssen die europäischen Staats- und Regierungschefs gemeinsam und mit klarem Fokus vorgehen“, so Bock.
Aktuell könnte Europa laut T&E-Analyse weniger als die Hälfte (47 Prozent) der voraussichtlich bis 2030 nachgefragten Lithium-Ionen-Batterien herstellen. Zudem droht ein großer Teil der angekündigten Produktionskapazitäten verzögert, reduziert oder gestrichen zu werden, sollten „die europäischen Regierungen nicht entschieden gegensteuern“, wie T&E warnt.
Deutschland: 100 Gigawattstunden in Gefahr
So gehört Deutschland neben Frankreich und Ungarn zwar zu den drei Ländern, die im Vergleich zum Vorjahr die größten Kapazitätszuwächse vorzuweisen hat. Allerdings besteht hierzulande auch ein hohes Risiko für Produktionskapazitäten im Umfang von 100 Gigawattstunden.
Bock dazu: „Der Wettlauf zwischen China, Europa und den USA verschärft sich. Deutschland und die EU müssen sich vorbehaltlos zum Verbrenner-Aus bekennen und verbindliche Ziele für gewerbliche E-Auto-Flotten einführen, um der Industrie die Gewissheit zu geben, dass ein sicherer Markt für ihre Produkte entsteht“.