Über viele Jahre war die Beratung und die Produktrecherche die Achillesferse des E-Commerce. Man musste den genauen Begriff treffen und darauf hoffen, dass das jeweilige Produkt korrekt verschlagwortet ist. Inzwischen experimentieren immer mehr Unternehmen mit generativer KI – allen voran Amazon mit Rufus, aber auch Shopplattformen wie Shopify. Jetzt hat auch das zur Otto Group gehörende Versandhaus Baur mit dem Search Buddy eine „menschlichere Suche“, wie das Unternehmen es formuliert, entwickelt. Das Suchfeld werde so zur „Inspirationsfläche, die menschliche Interaktion ermöglicht und Produktempfehlungen zu persönlichen Anfragen generiert“.
Noch sei all das ein Testlauf, um Erfahrungen damit zu sammeln, welche Mehrwerte für die Kund:innen durch Künstliche Intelligenz entstehen können. Aber dass die Otto Group gerade den kleineren Partner Baur vorschickt, dessen vom Kataloggeschäft kommenden Kund:innen eher weniger digitalaffin und experimentierfreudig sein dürften, passt schon. Denn gerade hier könnte die intuitive Strategie verfangen.
Intuitives Erkennen der Kund:innenwünsche
Mit Hilfe von Gen AI will das Versandhaus Suchanfragen in ein inspiratives Ergebnis übersetzen. Es gehe darum, Sprache durch den Computer zu verstehen, auch wenn der Begriff nicht genau getroffen wird. „Generative KI ist erstaunlich gut darin, Sprache wie ein Mensch zu verstehen und zu reagieren“, sagt Georg Sebald, Abteilungsleiter Shopmanagement bei Baur. ChatGPT habe dazu beigetragen, dass es sich „authentischer und natürlicher anfühlt mit Technologie zu interagieren.“ Sebald glaubt, dass sich das Nutzungsverhalten im E-Commerce in Zukunft stark verändern wird, wenn die Kund:innen intuitiver auf die Suche gehen können.
Beispiele, wie das aussehen könnte, gibt es einige. Die Gen AI übersetzt komplexe persönliche Anfragen in möglichst inspirierende Ergebnisse. Wenn ein:e Interessent:in etwa nach „Geschenke zum Valentinstag“ sucht, agiert der Search Buddy abteilungsübergreifend und kann im Optimalfall auch geschlechterspezifisch oder nach Altersgruppen differenzierte Vorschläge anbieten. Die Vorschläge kommen in diesem Fall dann etwa aus den Bereichen Schmuck, Parfum und Deko-Artikel.
Bis das allerdings mit der nötigen Treffsicherheit funktioniert, wird allerdings noch einige Zeit vergehen, wie ein erster kurzer Test der Suche nahelegt. Doch für Menschen, die etwa bei der Suche nach Geschenken unkreativ sind, könnte das aber Inspiration bringen.
Mit Microsofts Azure-Open-AI-Technologie
Auch im Online-Shop von Otto Österreich, der von der Baur-Tochter Unito betrieben wird, kommt der Search Buddy zum Einsatz. Die Entwicklung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Team Digital & Consulting der Otto Group und der Baur-Tochter Empiriecom. Bei der Konzeption brachte der Full-Service-E-Commerce-Dienstleister seine KI-Expertise ein und war für die Integration des Search Buddy in die Shops von baur.de und ottoversand.at verantwortlich. Das Unternehmen setzt dabei auf den in der EU gehosteten Microsoft Azure OpenAI Service, mit dem Unternehmen die neuesten generativen KI-Modelle von OpenAI wie ChatGPT, GPT-4 oder DALL-E über Microsoft Azure nutzen können.
Derzeit testet Baur die Gen-AI-Suche im Desktop- und Mobile-Shop und will dabei zunächst auch ermitteln, wie Kund:innen die Suche nutzen, was die jeweiligen Fragestellungen sind, die sie beschäftigen. Das dürfe nämlich die Grundlage dafür sein, welche Features und Informationen über die Produkte in die Datenbank müssen, die hinter all dem liegt.