Berüchtigte Spyware-Firma ermöglicht Suche nach Corona-Infizierten in Handydaten

NSO-Software analysiert anhand von Handydaten, wer mit wem und wie lange Kontakt hatte. (SFIO Cracho/Shutterstock)
Die israelische Spyware-Firma NSO Group bietet Regierungen normalerweise unter anderem Spionagesoftware an. So soll etwa Saudi-Arabien mit NSO-Software den Journalisten Jamal Khashoggi vor dessen Ermordung ausspioniert haben. Das Unternehmen bestreitet das. Ebenfalls bestritten wird seitens der NSO Group, dass die Firma eine Rolle beim Whatsapp-Hack im vergangenen Jahr gespielt habe. Jetzt bietet das Unternehmen Regierungen eine Software an, mit der sich Handydaten analysieren lassen, wie Bloomberg berichtet.
Das Tool soll Insidern zufolge in der Lage sein, riesige Datenmengen zu durchforsten, um Bewegungen von Menschen abzubilden und zu erkennen, wer mit wem in Kontakt war. Diese Informationen sollen dazu dienen, die Weiterverbreitung von Coronavirus-Infektionen zu bekämpfen. Schon rund ein Dutzend Regierungen sollen die Technologie derzeit testen. Dabei sollen Bewegungen von positiv auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getesteten oder an Covid-19 erkrankten Personen 14 Tage lang zurückverfolgt werden.
Erkannt werden dann alle, die mit dem Infizierten länger als 15 Minuten in engem Kontakt standen. Diese Personen sollen dem Insider zufolge dann eine SMS erhalten – die Identität der Betroffenen solle den Behörden aber nicht zugänglich gemacht werden. NSO hat gegenüber Bloomberg bestätigt, dass das Unternehmen ein neues Datenanalyse-Produkt entwickelt habe, mit dem die Ausbreitung einer Epidemie sichtbar gemacht werden könne. Das Produkt solle auch dabei helfen können, die weitere Ausbreitung verhindern zu können.
Konkrete Details dazu wollte das Unternehmen aber nicht verraten. Die Software wäre die erste zivile Anwendung des vor allem für seine Pegasus-Überwachungssoftware bekannten Unternehmens. Daher sei auch eine spezielle Ausfuhrgenehmigung des israelischen Verteidigungsministeriums anders als sonst nicht notwendig. Israel hat am Montag eine ähnliche Software zur Analyse der Coronavirus-Verbreitung zugelassen, die ursprünglich dazu entwickelt worden war, die Bewegungen von Gefährdern zu verfolgen.
Telekom teilt Daten mit Robert-Koch-Institut
Derweil haben sich auch europäische Telekomanbieter dazu bereit erklärt, den Gesundheitsministerien oder wissenschaftlichen Institutionen Handydaten zur Verfügung zu stellen. Die Deutsche Telekom etwa teilt Daten über sogenannte Bewegungsströme von Handynutzern mit dem Robert-Koch-Institut. In Österreich stellt der führende Provider des Landes, A1, der Regierung die Bewegungsprofile aller Handynutzer zur Verfügung – allerdings in anonymisierter Form. Dadurch lassen sich hier laut den Konzernen keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Handynutzer ziehen.