„Zalando-Masche“: Wie der Betrug auf Gebrauchtportalen funktioniert und was helfen könnte
Es ist eines dieser Phänomene, das schon kurz nach seinem Entstehen einen Namen in den sozialen Medien und Communitys für Gebrauchtwaren hatte: „Zalando-Masche“. Die Vorgehensweise ist dabei immer gleich oder ähnlich: Verkäufer:innen bieten gut erhaltene oder als neu oder neuwertig beschriebene Ware auf Gebrauchtportalen wie Vinted an. Gerade Markenware und mehr oder weniger aktuelle Produkte werden hier angeboten.
Die gute Nachricht: Der Käufer oder die Käuferin erhält auch tatsächlich Top-Ware. Doch die kommt in Verpackung und mit einer Rechnung von Zalando oder einem anderen Onlinehändler. Im Rahmen der Zalando-Masche eröffnen die Betrüger:innen nämlich kurzerhand ein Kund:innenkonto bei besagten Webshops und bestellen die Ware darüber. Alles, was sie dazu brauchen, haben sie ja: Die Adresse und den Namen des Empfängers oder der Empfängerin sowie eine beliebige Mailadresse.
Die Nutzung beziehungsweise das Angebot des Käufer:innenschutzes zu ermöglichen, soll ja erstmal bei den Käufer:innen für Vertrauen sorgen – doch gerade hier ist im konkreten Fall Misstrauen angebracht. Zwar können die Kund:innen die Leistungen des Käuferschutzes seitens Vinted in Anspruch nehmen, der haftet allerdings lediglich zwei Tage nach Übergabe der Ware. Wer es aus irgendeinem Grund nicht schafft, in diesem Zeitraum Einspruch einzulegen oder dies überhaupt zu bemerken, geht hier leer aus – und das Geld wird von dem Treuhandkonto an den Verkäufer oder die Verkäuferin überwiesen. Etwas komplizierter geht’s allerdings auch: Im Falle eines Dreiecksgeschäfts ist die Zalando-Rechnung auf eine dritte Person ausgestellt und die Versandadresse unterscheidet sich dabei von der Rechnungsadresse.
Zalando fordert zu Rücksendung der Ware auf
Für Zalando ist die Situation ungünstig, zumal die Betrugsmasche nun in den einschlägigen Foren nach dem Berliner Modeversender benannt ist. Man nehme jeden individuellen Betrugsfall sehr ernst und gehe diesen im engen Austausch mit den ermittelnden Behörden nach, erklärt eine Zalando-Sprecherin auf t3n-Nachfrage. „Bei Verdacht auf einen Betrugsfall bitten wir unsere Kund:innen, sich mit unserem Kundenservice in Verbindung zu setzen, damit wir den Fall umgehend prüfen und eine Lösung finden können.“ Das gilt freilich auch für Kund:innen, die unfreiwillig zu solchen werden.
Im geschilderten Fall handele es sich eindeutig um den Missbrauch personenbezogener Daten, die Dritte über Vinted bezogen haben. „Wir deaktivieren das dazugehörige Kund:innenkonto umgehend, setzen mögliche Mahnungen aus und stornieren – in der Regel nach erfolgter Retoure des Artikels – die entsprechende Zalando-Forderung. Betroffenen empfehlen wir, sich mit Vinted in Verbindung zu setzen, Anzeige bei der Polizei zu erstatten und das Zalando-Paket mit dem beiliegenden Retourenschein kostenfrei an uns zurückzusenden.“ Insofern hat natürlich auch Zalando unnötige Kosten und Waren, die in dieser Zeit, in der sie sich beim unfreiwilligen Kunden oder der Kundin befinden, nicht verkäuflich sind. Gerade im Kontext mit Bekleidung ist das ärgerlich, da aufgrund der kurzen saisonalen Vorgaben die Zeit läuft.
Soweit erst einmal die Theorie – und Zalando ist hier natürlich auch kein Vorwurf zu machen. Doch wie es überhaupt sein kann, dass ein:e Dritte:r mit irgendwelchen Daten Konten eröffnet und dann gleich auf Rechnung bestellen kann, erläutert das Unternehmen nicht, sondern erklärt, „dass wir uns zu konkreten Maßnahmen, die wir unternehmen, aus Sicherheitsgründen und um Betrüger:innen keinen Vorsprung zu ermöglichen, nicht äußern können“. Man wolle den Kund:innen ein möglichst angenehmes und sicheres Einkaufserlebnis bieten und verbessere daher das Datensicherheitssystem kontinuierlich. „Wir investieren dabei viel Zeit und Know-how in Verfahren zur Betrugsprävention, um Muster professionellen Betrugs, die sich stetig verändern, noch frühzeitiger erkennen und ihnen entgegenwirken zu können.“
Kund:innenkonten können missbraucht werden
Dennoch erklärt dies nicht, wie es sein kann, dass unbescholtene Kund:innen, die bislang einen guten Ruf in Hinblick auf die Zahlungsmoral haben, für eine solche Strategie missbraucht werden können „Die Entscheidung über die Freigabe der Zahlarten erfolgt mithilfe einer speziellen und maschinell durchgeführten Prüfmethode. In Sekundenschnelle werden pro Bestellung alle für den Versandhandel wichtigen Prüfkriterien betrachtet und anhand des Ergebnisses die verfügbaren Zahlarten ermittelt“, erklärt die Sprecherin von Zalando.
„Die automatisierte Abwägung, zu der auch die Entscheidung gehört, ob man Kauf auf Rechnung anbieten will, wird bei jedem Kauf neu getroffen und basiert auf unterschiedlichen Faktoren, zum Beispiel wenn Rechnungs- und Lieferanschrift voneinander abweichen, noch offene Forderungen vorliegen oder die Kombination aus Name und Adresse nicht gefunden werden konnte.“ Es könnte also passieren, dass besagte:r Kund:in, dessen oder deren Adresse und Identität sich ja nicht geändert hat, in Zukunft auch bei eigenen Bestellungen, die gewollt sind, nicht mehr auf Rechnung zahlen kann.
Dabei gäbe es eine relativ einfache Möglichkeit, hier eine Vorkehrung zu treffen: Indem man bei neuen Konten mit neuen Mailadressen, selbst wenn die Kund:innen bereits bekannt sind, bei der ersten Bestellung zunächst Rechnungskauf nicht zulässt. Doch offenbar sind die Ausfälle und Probleme, die Zalando (und genauso andere Händler:innen!) damit hat, niedriger als der damit verbundene Ausfall und der Imageschaden. Und die Probleme der geprellten Kund:innen haben ja zunächst erst einmal diese.
Garantierten Schutz vor Betrug kann es nicht geben
Was hilft gegen die Zalando-Masche? Die Ware auszupacken, direkt sobald man sie erhält, und im Zweifelsfall mithilfe des Lieferscheins und der Lieferverfolgung zu verifizieren, dass diese gegebenenfalls vom Versender selbst kommt. Dabei ist der Trick auch nicht nur auf Zalando beschränkt, sondern findet inzwischen auch mit anderen Versendern statt, die hier offenbar noch keinen Riegel vorgeschoben haben. Bekannt sind beispielsweise Fälle, bei denen mit der Legende, man habe ein Parfum geschenkt bekommen, das nicht gefalle, über Douglas versandte Kosmetika und Parfums verschickt werden.
Misstrauisch werden sollte man auch bei Profilen, die bislang erst wenige Transaktionen durchgeführt haben oder ansonsten verdächtig wirken. Dabei ist die Masche umgekehrt auch nicht nur auf Vinted zu finden, sondern wird über kurz oder lang auch bei anderen Gebrauchtportalen auftauchen.
Neukunden den Kauf auf Rechnung untersagen? Das wäre doch eine Idee oder?
ich zahle 80€ und noch keine besttelung :@@@@@@@