Kostenlose Bewerbungsfotos: Diese KI-App erstellt dir Bilder im Handumdrehen

Nicht selten startet ein Jobtrend auf Tiktok und sorgt für Wirbel auf Linkedin – so auch in diesem Fall. Die Rede ist von der KI-App Remini, die aus alten Fotos auf dem Smartphone im Handumdrehen neue Bewerbungsfotos für den Lebenslauf generiert. Die Tiktokerin Gracesplace hat es in einem Clip für ihre Follower vorgemacht und binnen weniger Tage über 50 Millionen Aufrufe generiert. Der Hashtag #Remini brachte es sogar auf 1,4 Milliarden Aufrufe. Zwischenzeitlich schaffte es die Remini-App auf Platz 1 im Apple-App-Store.
Natürlich lassen sich KI-generierte Bilder nicht nur für den Lebenslauf verwenden, auch auf dem Karrierenetzwerk Linkedin nutzen Anwenderinnen und Anwender diese Bilder für Postings aller Art. Und somit ist der Tiktok-Trend geradewegs auf das berufliche Social Network übergesprungen. Doch wie funktioniert die Anwendung? Was passiert mit den Bildern? Und können Berufstätige künftig wirklich teures Geld für einen professionellen Fotografen sparen? In einem Selbsttest ist t3n.de diesen Fragen nachgegangen.

Remini-App: Bild-KI generiert Bewerbungsbilder in Handumdrehen. (Foto: privat/Remini)
Hinter Remini steckt Bending Spoons. Das Unternehmen stammt aus Italien und hat eine Vielzahl an Bild- und Video-Apps im Portfolio, die mit generativer KI arbeiten. Die Entwicklerschmiede verspricht viel: „The only photo and video enhancer you’ll ever need“ prangt auf der dazugehörigen Website. Übersetzt bedeutet das, dass Nutzerinnen und Nutzer keine andere Bild-KI mehr benötigen werden. Möglich sei das „durch transformative Technologie, die qualitativ minderwertigen Inhalten ein atemberaubendes HD-Upgrade“ gibt.
Wer die App herunterlädt, füttert die Remini-KI zunächst mit zwölf Fotos vom eigenen Smartphone und wählt anschließend im „AI-Fotos“-Bereich ein Modellthema aus – dazu zählen Kategorien wie Trendy, Asthetic sowie Curriculum, die sich in der ein oder anderen Ausfertigung allesamt für Bewerbungsfotos eignen. Die KI-Personen stehen vor Bücherregalen oder in Bürogebäuden. Wer ruhigere Szenerien möchte, kann auch simple Farbhintergründe wählen. Die wirken wenig dramatisch auf Betrachtende.
Nutzerinnen und Nutzer können zunächst auf eine kostenlose Testversion zurückgreifen, die jedoch nach zehn Tagen endet und dann automatisch Geld kostet. Der Standardtarif beläuft sich auf zehn Euro pro Woche. Wer ein Jahresabo abschließt, kann sparen. In dem Fall sind es 3,50 Euro pro Woche. Wer nach der Testversion von dem Bezahlabo zurücktreten möchte, kann in den Einstellungen des Smartphones kündigen. Beim iPhone befindet sich die Funktion in den Einstellungen hinter der Apple-ID im Menüpunkt Abonnements.
Die Ergebnisse können sich indes sehen lassen, jedoch ist für das bloße Auge sofort sichtbar, dass es sich nicht um fotorealistisches, sondern eindeutig KI-generiertes Material handelt. Eine Info, die bezüglich generativer künstlicher Intelligenz nicht immer ganz klar ist. Wer beispielsweise mithilfe kluger Prompts ein Bewerbungsschreiben von ChatGPT verfasst, ist ohne großen Nachbereitungsaufwand schon in der Lage, HR-Verantwortliche im Zweifel darüber zu lassen. Bei Remini ist die KI bis dato noch ziemlich offensichtlich.

Remini-App: KI-Bilder offenbaren Fehler bei Ganzkörperaufnahmen. (Foto: Remini)
Was sofort auffällt: Die KI-Anwendung erstellt problemlos Porträtbilder, jedoch hat sie große Schwierigkeiten, fehlerfreie Ganzkörperaufnahmen zu generieren. Vor allem die Proportionen von Händen und Armen ist oft verzerrt. Hin und wieder fehlt ein Finger komplett. Das fällt beim oberflächlichen Betrachten nicht gleich auf, wer die Bilder jedoch genauer studiert, findet derartige Makel sofort. Auch das ist ein Grund, warum sich zumindest aktuell doch noch eher ein Fotoshooting bei einer Fotografin beziehungsweise einem Fotografen lohnt.
Und auch sonst muss sich Remini ein paar Kritikpunkten stellen: Datenschutztechnisch hält sich Bending Spoons als europäische Firma an die Datenschutz-Grundverordnung, allerdings speichert sie die Bilder auf den eigenen Servern. Die lokale Bearbeitung auf dem Smartphone ist nicht möglich. Zudem ist die Remini-App gerade in einen Shitstorm geraten, da sie Nutzerinnen übersexualisiert. So kritisiert etwa die Anwenderin Lana Denina auf Tiktok, dass ihre KI-Bilder mit unnötig weitem Ausschnitt generiert wurden.
Derartige Vorwürfe gegenüber künstlicher Intelligenz sind keine Seltenheit. Die KI sei abhängig von den Daten, die in das System eingespeist werden, erklärt die Geschäftsführerin des KI-Bundesverbands, Vanessa Cann. „Sind die Daten bereits mit Vorurteilen behaftet und stellen ein bestimmtes Bild von Frauen dar, wird dieses dem System beigebracht und neu generierte Bilder werden entsprechend dargestellt.“ Auch andere gehypte Foto-Apps wie Lensa AI mussten sich im vergangenen Jahr mit den Anschuldigungen auseinandersetzen.
In den letzten Jahren ist eine rege Diskussion um das Foto in den Bewerbungsunterlagen entstanden. Vor allem wird sie nicht nur im Zug von Sexismus-, sondern auch Rassismus-Debatten geführt. Diversity-Manager kritisieren, dass es aufgrund des Aussehens und damit verbundenen Assoziationen zu Diskriminierungen kommt. Deshalb hat der Bundestag 2006 auch das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) verabschiedet, wonach Arbeitgeber keine Fotos im Rahmen von Bewerbungen verlangen dürfen.
In der Praxis bleiben sie trotzdem Standard. Eine Umfrage des Staufenbiel Instituts zeigt, dass 82 Prozent der befragten Unternehmen eine Bewerbung erst mit einem Foto als komplett empfinden. Lediglich zehn Prozent bevorzugten Unterlagen ohne ein Bewerbungsfoto der Kandidatin oder des Kandidaten. Dementgegen steht eine Joblift-Umfrage: 37 Prozent der Berufstätigen sind der Meinung, man könne auf ein Bewerbungsfoto verzichten. Mit 52 Prozent sind Fotos vor allem bei Berufsanfängern unbeliebt.
Wer die Remini-App selbst testen möchte, findet sie hier:
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