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Was passierte, als eine Kleinstadt eine Bitcoin-Mine erhielt

Bitcoin-Mining sollte einer US-Kleinstadt in den Appalachen neues Leben und einen wirtschaftlichen Boom bringen. Stattdessen brachte es den Bewohner:innen brummende Schädel und den Wunsch, das Wort „Bitcoin“ nie gehört zu haben.

Von Hannah Klaiber
3 Min.
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Limestone in den USA war ein ruhiges Örtchen mit weiten Feldern – bis eine Bitcoin-Mine dort eröffnete (Bild: Shutterstock)

Alles fing mit einem leisen Brummen im letzten Frühling an. Dann wurde es lauter und bald sprachen die Einwohner:innen von einem unerträglichen Lärm, der wie ein Düsentriebwerk über ihre Köpfe rauscht. Als das Unternehmen Red Dog Technologies eine neue Bitcoin-Mine im US-amerikanischen Limestone in den Appalachen eröffnete, war in dem kleinen ruhigen Städtchen mit weiten Ackerfeldern nichts mehr, wie es einmal war.

Bitcoin-Computer erzeugen Lärm, der kaum auszuhalten ist

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Da das „Schürfen“ beim Bitcoining eine Menge massiver Computer erfordert, die komplexe Berechnungen durchführen und dabei von ähnlich massiven Kühlgebläsen auf einer konstant niedrigen Temperatur gehalten werden müssen, kann es in solch einer Bitcoin-Mine ganz schön turbulent zugehen. Ein notwendiges Übel ist der Lärm, der dabei entsteht.

Die Limestone-Mine ist Tag und Nacht im Betrieb. Nachts und an Wochenenden wird der Lärm immer lauter, da die stromhungrigen Bitcoin-Computer, die Downtime und niedrigere Strompreise ausnutzen, um ihre Power noch mal zu steigern.

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„Es sieht aus wie ein Kriegsgefangenenlager“

„Wir konnten nicht mal mehr in unserem Vorgarten mit anderen Leuten sitzen, weil wir nicht hören konnten, was der andere sagte“, erzählt Preston Holley der The Washington Post. Sein Haus befindet sich über der Straße direkt gegenüber der Mine. Kent Harris, ein Washington County Commissioner, der für die Bitcoin-Mine gestimmt hatte, bereut seine Entscheidung inzwischen. „Es sieht aus wie ein Kriegsgefangenenlager“, so Harris über die Mine, die von Abgrenzungen, Kameras und Stacheldrahtzaun umgeben ist. „Ich habe noch nie eine Abstimmung so bereut wie diese. Ich wünschte, ich könnte meine Stimme zurücknehmen“, sagt er.

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Bewohner:innen von Limestone reichen Klage ein

Im November letzten Jahres reichte das US-County eine Klage gegen den Minenbesitzer Red Dog Technologies und BrightRidge, den örtlichen Strombetreiber, wegen Verstößen gegen die Zoneneinteilung und „unmittelbaren und irreparablen Verletzungen, Verlusten und Schäden“ ein. Todd Napier, Leiter des Acquisitionsstandorts von Red Dog, sagte den Washington County Commissionern bei einer öffentlichen Versammlung im letzten Sommer, dass das Unternehmen die Lärmprobleme sehr ernst nehme.

Am 15. März stimmte ein Richter mit dem County Limestone überein, dass gegen die Zoneneinteilung verstoßen wurde, erlaubte der Mine jedoch, bis zur Berufung geöffnet zu bleiben. Laut den Gerichtsdokumenten habe Red Dog die Commissioner darüber informiert, dass das Unternehmen den Standort für das Bitcoin-Mining nutze. Außerdem habe die Firma 600.000 US-Dollar (umgerechnet rund 540.000 Euro) für die Lärmminderung ausgegeben.

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Das Unternehmen gab in den Gerichtsdokumenten ebenfalls an, dass es in den nächsten 18 Monaten einen Verlust von 36 Millionen US-Dollar hinnehmen müsste, falls die Mine geschlossen wird. Die Einwohner:innen von Limestone kämpfen inzwischen weiterhin mit dem Lärm. Christy, die Frau von Preston Holley sagte: „Der Lärm ist jetzt anders, aber ich würde nicht behaupten, dass er besser klingt.“

Bitcoin-Lärm meilenweit noch zu hören

Einige Anwohner:innen, die bis zu acht Kilometer weit weg wohnen, berichteten, den Lärm, den die Mine verursacht, sogar gehört zu haben. Andere wiederum behaupten, dass sie nichts von dem Lärm mitkriegen würden, seit Schallschutzwände um die Mine herumgebaut wurden. Während weitere Klagen gegen den Minenbesitzer eintrudeln, hält der Lärm in Limestone weiter an. Zwar heißt es immer wieder, dass die Bewohner:innen versuchen müssten, die wirtschaftlichen Vorteile der Bitcoin-Mine zu sehen, doch Harris erklärte, dass die Menschen von Limestone nur eins wollen: dass ihre Gegend wieder zu einer ruhigen Nachbar-kennt-Nachbar-Atmosphäre zurückkehrt, die vor der Mineneröffnung herrschte.

„Der Minenbetreiber sagte, dass die Mine mitten im Nirgendwo sei“, so Harris, „aber für uns ist es nicht mitten im Nirgendwo; es ist unser Zuhause.“

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