Bitcoin-Schürfer beleben Kohlekraftwerk in den USA wieder

Das Kohlekraftwerk Hardin im US-Bundesstaat Montana stand eigentlich vor dem Aus. Doch nun nutzt ein Unternehmen den Strom, um neue Bitcoin zu schürfen. Wie der Guardian berichtet, schien die 115-Megawatt-Anlage Hardin nach vielen Jahren finanzieller Verluste als eines der wenigen verbliebenen Kohlekraftwerke des Bundesstaates dem Untergang geweiht.
Da es an Kunden mangelte, wurde es im Jahr 2020 nur noch 46 Tage in Betrieb genommen. „Wir haben nur darauf gewartet, dass dieses Ding stirbt“, so Anne Hedges, Co-Direktorin des Montana Environmental Information Centers. „Sie hatten Probleme und wollten schließen. Und dann kam diese Kryptowährungsfirma daher.“
Laut Guardian sicherte sich 2020 die amerikanische Bitcoin-Mining-Firma Marathon den Strom aus Hardin und errichtete in der Nähe des Kraftwerks ein Datenzentrum mit mehr als 30.000 Spezialrechnern. Als die Bitcoin-Schürfer ihre Arbeit aufnahmen, erwachte Hardin wieder zum Leben: Die Kessel liefen im Jahr 2021 an 236 Tagen heiß. In Folge stieg der CO2-Ausstoß des Kohlekraftwerks im zweiten Quartal 2021 im Vorjahresvergleich mit 187.000 Tonnen Kohlendioxid um mehr als 5.000 Prozent.
Die Wiederinbetriebnahme des fossilen Kraftwerks Hardin stellt keine Ausnahme dar. Unter anderem liefert nun auch ein Kraftwerk im Bundesstaat New York wieder Strom – für Kryptowährungen. Einige US-Staaten bieten Krypto-Mining-Firmen sogar Steuererleichterungen an mit der Begründung, die Industrie schaffe Arbeitsplätze. Und so lassen sich derzeit auch in Pennsylvania und Kentucky Bitcoin-Schürfer nieder, um dort Strom von veralteten Kohlekraftwerken zu beziehen
Als „schreckliche Wendung der Ereignisse“ bezeichnet die Umweltschützerin Hedges den Fall Hardin gegenüber dem Guardian. „Dies rettet nicht etwa alte Damen vor dem Erfrieren, es soll ein paar Menschen bereichern und gleichzeitig das Klima für uns alle zerstören.“ Sie mahnt: „Wenn Sie sich Sorgen um den Klimawandel machen, sollten Sie nichts mit Kryptowährungen zu tun haben.“
So sieht das auch Benjamin Jones, Spezialist für Ökonomie natürlicher Ressourcen an der Universität von New Mexico, der zum Guardian sagte: „In einer Zeit, in der wir solche Emissionen reduzieren sollten, fügen Kohle- und Erdgaskraftwerke, die für das Krypto-Mining verwendet werden, der Atmosphäre noch mehr Kohlenstoff zu.“ Die fortgesetzte oder gar zunehmende Nutzung von Strom aus fossilen Brennstoffen verursache „erhebliche umweltökonomische Kosten für die Gesellschaft.“
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien
Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.
Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.
Dein t3n-Team