Klägerin erhebt schwere Vorwürfe gegen Activision Blizzard
Unter Tränen verlas die Klägerin, die nur unter ihrem Vornamen „Christine“ zur Öffentlichkeit sprechen wollte, bei einer Pressekonferenz ihre Erklärung, in der sie schilderte, wie sich ihr „Traumjob“ beim Videospielverlag Activision Blizzard zum Albtraum wandelte: „Ich hatte mich so darauf gefreut, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die sich so sehr um ihre Mitarbeiter zu kümmern schien; leider war das bei mir nicht der Fall.“
Was wird Blizzard vorgeworfen?
Stattdessen, erzählt Christine, sei sie „unhöflichen Bemerkungen über meinen Körper, unerwünschten sexuellen Annäherungsversuchen, unangemessenen Berührungen“ ausgesetzt gewesen und „zum Gelegenheitssex mit meinen Vorgesetzten“ eingeladen worden; „ich war umgeben von einer Burschenschaftskultur, die Frauen schadet“, so die Mitarbeiterin.
Als Christine sich bei der Personalabteilung beschwerte, habe man ihr gesagt, dass die Leute, die diese Kommentare machten, „nur scherzten“ und dass sie in den Augen des Gesetzes „nichts Falsches taten“. Nach ihrer Beschwerde habe sie jedoch Konsequenzen gespürt: Man habe ihr die volle Gewinnbeteiligung verweigert und sie habe in den vier Jahren ihrer Beschäftigung bei Blizzard nur minimale Gehaltserhöhungen erhalten, schildert Christine. Zuletzt verdeutlicht die Mitarbeiterin von Blizzard jedoch, dass dort „einige wunderbare Menschen“ arbeiten würden, „aber wir müssen uns sicher fühlen und auf die Unterstützung von Führungskräften zählen können.“ Das Anliegen ihrer Klage sei es deshalb, die Unternehmenskultur zu verändern, so Christine.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Was sind die Forderungen?
Christines Anwältin Lisa Bloom, die schon viele prominente Fälle von sexueller Belästigung vor Gericht gebracht hat und beim Verfahren gegen den Serienvergewaltiger Harvey Weinstein eine beratende Funktion übernahm, fordert vor allem eine angemessene Schadensbegrenzung. Es müsse ein rationalisiertes Verfahren für die Opfer geben sowie eine Untersuchung durch einen neutralen Dritten über den Schaden, den die Belästigungskultur von Activision Blizzard für die Karrieren der Mitarbeiterinnen verursacht hat; außerdem müsse ein Plan vorgelegt werden, wie dieser Schaden behoben werden solle.
Den geplanten Entschädigungsfonds von 18 Millionen US-Dollar findet die Anwältin inakzeptabel. „In Anbetracht der Tatsache, dass es Hunderte von Opfern gibt, können wir uns wohl alle darauf einigen, dass die Zahl von 18 Millionen Dollar völlig unzureichend ist“, sagte sie. Bloom fordert eine Erhöhung des Fonds auf 100 Millionen Dollar.
Was sagt der Spielhersteller zu der Klage?
Auf Rückfrage von Pressevertretern hat sich Blizzard inzwischen wie folgt zu Christines Klage geäußert: „Wir wissen den Mut unserer derzeitigen und ehemaligen Mitarbeiter zu schätzen, sich mit Berichten über Fehlverhalten zu melden, und es tut uns aufrichtig leid für alle Opfer von Personen, deren Verhalten nicht unseren Werten entsprach.“
Im Oktober hatte das Wall Street Journal darüber berichtet, dass der CEO von Activision Blizzard, Bobby Kotick, nicht nur von den Belästigungen wusste, sondern sie überhaupt erst ermöglichte und manchmal sogar selbst daran beteiligt war. Nachdem Aktionäre und Mitarbeiter:innen den Rücktritt von Kotick gefordert hatten, stärkte der Vorstand des Spieleverlags Kotick den Rücken, und das obwohl unter anderem auch die drei großen Spielkonsolenhersteller Playstation, Xbox und Nintendo ihre Besorgnis über diese Entwicklungen zum Ausdruck brachten.