
Tausende Twitch-Videos lassen sich nach der Aktion nicht mehr wiederfinden. (Bild: Twitch)
Viele Twitch-Nutzer reagierten empört auf die Löschoffensive. Während der Anbieter bei einer vorherigen Aktion die Nutzer noch auf urheberrechtlich geschützte Inhalte hingewiesen hatten, regierte nun der Rotstift. Parallel informierte man Betroffene darüber, dass ihre Videos entfernt wurden. Kritiker werfen dem Anbieter vor, weder Stellungnahmen zu hören, noch anzugeben, welche konkreten Videos betroffen waren. Damit bleibe der beabsichtigte Lerneffekt aus. Zudem beschweren sich vereinzelt Nutzer, es seien auch Videos gelöscht worden, die nur lizenzfreie Musikuntermalung verwendet hätten.
In der begleitenden E-Mail gibt der Betreiber an, man sei sich bewusst, dass die Streamer in diesen Fällen keine Chance auf eine Gegendarstellung gehabt hätten. „Deswegen betrachten wir das als einmalige Warnung“, so Twitch wörtlich – und macht damit deutlich, dass dies nur der Anfang ist. Bei Twitter ist bereits von einem Blutbad die Rede. Nutzer beschweren sich darüber, dass das Lebenswerk einiger Künstler somit verschwinde. Vergleiche zu ähnlichen Aktionen von Youtube tauchen auf. Außerdem werden Forderungen nach einem automatischen Erkennungssystem laut, das solche Inhalte aufspüren und die Verwender warnen kann.

Twitch wies Nutzer erst nach dem Löschen ihrer Videos auf Urheberrechtsverletzungen hin. (Screenshot: Rod Breslau; @Slasher/t3n)
Hinter dem Vorgehen steckt vermutlich die amerikanische Musikindustrie in Form ihres Verbandes RIAA (Recording Industry Association of America). Bereits im Sommer hatte die Organisation Twitch aufgefordert, die Rechte ihrer Mitglieder zu wahren. Auf Twitter gab Twitch zu, von dem Lobby-Verband massive Anfragen wegen Urheberrechtsverstößen erhalten zu haben. Daraufhin habe Twitch Betroffene auf die Problematik hingewiesen.
Nun vermutet man in der Szene, zu viele hätten die Aufforderungen vom Sommer nicht ernst genommen, daher greife Twitch jetzt hart durch. Andere gehen davon aus, die RIAA habe dem Plattformbetreiber noch einmal richtig Druck gemacht.
Der US-Anbieter spricht von einem „DMCA-Treatment“. DMCA steht dabei für Digital Millennium Copyright Act, das digitale US-Urheberrecht. Allerdings beginnen auch deutsche Kanalbetreiber, ihr Angebot auszumisten. Für die europäische Urheberrichtlinie plant Twitch, Uploadfilter einzusetzen.
Für die zum Teil stundenlangen Live-Übertragungen von Spielen nutzen die Ersteller gerne Hintergrundmusik. Dafür bieten Verzeichnisse wie Epidemic Sound, Petzel Rocks Premium oder Monstercat Gold lizenzfreie Musik zum Download an. Zudem hat Twitch die Sektion „Twitch Soundtrack“ mit entsprechenden Untermalungen im Programm. Während die einen ihre Videos prüfen, wechseln andere die Plattform. Youtube besitze bessere Tools, um mit DMCA-Anfragen umzugehen, heißt es. So enthalten die Warnmeldungen des Videoportals etwa die Art der Verstöße und Informationen darüber, durch wen die Anzeige stattgefunden hat.
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„Säuberungsaktion“ ist, wie ich finde, aufgrund der üblichen kontextualen Verwendung eher schwierig:
https://www.synonyme.de/saeuberungsaktion/