Bolt gewinnt neue Investoren und will jetzt Einkäufe liefern
Die mintgrünen E-Scooter sind im Stadtbild vieler deutscher Metropolen schon bekannt, jetzt möchte Bolt auch in anderen Branchen Fuß fassen. Dabei soll neues Kapital helfen: Neu an Bord sind die Investoren Sequoia, Tekne und Ghisallo, während G Squared, D1 Capital und Naya ihre Beteiligungen erhöhten. Bolt konnte in der Investmentrunde insgesamt 600 Millionen Euro einfahren und steigerte seine Bewertung von 1,7 Milliarden Euro auf vier Milliarden Euro.
Bolt, vormals Taxify in Estland, startete als Ride-Hailing-Dienst. Die Erweiterung durch den Lieferdienst (Bolt Food), die Vermietung von E-Scootern und E-Bikes sowie den Car-Sharing-Service Bolt Drive ließ nicht lang auf sich warten. In den nächsten Monaten soll der Lebensmittel-Lieferdienst Bolt Market in zehn europäischen Ländern anlaufen. Bolt verspricht eine Lieferung von Einkäufen innerhalb von 15 Minuten und tritt somit in Konkurrenz zu Gorillas.
Bolt hat die Pandemie überstanden
Bolt steckte laut dem Nachrichtensender CNBC letztes Jahr in seiner größten Krise, als noch Fortbewegung das Hauptgeschäft darstellte und fast alle Städte in den Lockdown gingen. Daraufhin musste Bolt sich aus einigen Städten zurückziehen. Das neugewonnene Kapital soll deshalb nicht nur für die Expansion, sondern erstmal für einen gelungenen Neustart genutzt werden. „Wir sind ein völlig neues Unternehmen“, heißt es vonseiten Bolts. Das Taxi-Geschäft habe sich erholt und laut eigenen Angaben sei Bolt eines der am schnellsten wachsenden Lebensmittelversandunternehmen Europas. Alle Dienste möchte Bolt künftig gesammelt in einer „Super-App“ anbieten.
Im Zusammenhang mit Ride-Hailing und Lieferdiensten werden Arbeitnehmerrechte immer wieder diskutiert. In Großbritannien verlangte der Oberste Gerichtshof 2019 eine Reklassifizierung von Uber-Fahrer:innen. Statt selbständig beschäftigt sind die Uber-Mitarbeitenden seitdem Arbeitnehmer:innen mit Anspruch auf einen Mindestlohn und bezahlten Urlaub. Bolt sagt, das Unternehmen bleibe vorerst dabei, nur mit Selbstständigen zu arbeiten.
Die Lebensmittellieferung bleibt ein sehr kompetitiver Sektor. Die Lieferdienste müssen präzise arbeiten, weil keine Pakete in der Nachbarschaft zwischengelagert werden können. Außerdem lastet der Druck des schnellen Wachstums auf ihnen: Je mehr sie liefern können, desto größer können die Preisnachlässe sein. Dabei kommen Arbeitnehmerrechte manchmal zu kurz, wie Erfahrungen mit beispielsweise Gorillas zeigen. Der Berliner Senat hat gerade ein Bußgeldverfahren gegen das umstrittene Unternehmen eingeleitet.