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Bullshit im Unternehmen: Forscher haben dafür jetzt eine Skala entwickelt

Mit einer Bullshit-Skala wollen Wissenschaftler herausfinden, wie sich inhaltsloses oder gar unwahres Geschwätz im Unternehmen auf die Mitarbeiter auswirkt.

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Bullshit am Arbeitsplatz ist weit verbreitet. (Foto: Shutterstock)

„Wir müssen out-of-the-box denken!“ An sich mag die Forderung nach kreativen Lösungsansätzen durchaus charmant erscheinen, nur bleibt sie eben so vage, dass sich letztlich keine konkrete Handlung daraus ableiten lässt. Für die Autorinnen und Autoren eines im Fachjournal Psychological Reports veröffentlichten Papers ist die Aussage damit vor allem eins: Bullshit. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser und anderer Bullshit in der Unternehmenskommunikation zu ernsten Problemen führen kann. Um herauszufinden, wie Mitarbeiter auf solche Kommunikation reagieren, haben die Forscher die sogenannte organisatorische Bullshit-Wahrnehmungsskala entwickelt.

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Neben inhaltslosen Worthülsen wie oben definieren die Wissenschaftler auch Unwahrheiten als Bullshit. Allerdings sind damit keine absichtlich verbreiteten Lügen gemeint. Nach Ansicht der Forscher kennen Lügner die Wahrheit, wollen sie nur nicht aussprechen. Der „Bullshitter“ hingegen interessiert sich gar nicht erst dafür, ob eine Aussage richtig oder falsch ist, solange er damit die eigene Agenda vorantreiben kann. „Diese Freiheit von Wahrheit und Beweisen kann dazu führen, dass Bullshit manchmal als etwas Tiefgründiges missverstanden oder alternativ als leere Behauptung angesehen wird“, heißt es in dem Paper. Reaktionen der Mitarbeiter können dementsprechend extrem unterschiedlich ausfallen und von einer Kündigung bis zur aktiven Unterstützung der unwahren Aussage führen.

Bullshit kann inspirieren – oder zu Frust führen

Nach Ansicht der Wissenschaftler können Bullshit-Phrasen durchaus motivierend wirken, beispielsweise wenn ein Chef eine besonders rosige Unternehmenszukunft beschreibt. Andererseits können Mitarbeiter aber auch frustriert werden, da dadurch bisweilen unlogische Entscheidungen getroffen werden. Tatsächlich gehen die Forscher davon aus, dass Bullshit zu einem hohen Grad direkt aus der Chefetage kommt. Dazu heißt es in ihrem Paper: „Führungskräfte werden zu Bullshit getrieben, wenn die sozialen und beruflichen Erwartungen, eine Meinung zu haben, hoch sind, und wenn sie erwarten, damit durchzukommen. Diese beiden Bedingungen hängen davon ab, wie (un)kenntnisreich ihr Publikum ist. Ähnlich verhält es sich, wenn Führungskräfte ein hohes Maß an Selbstvertrauen haben und glauben, dass sie bei ihren Kollegen beliebt sind, was sie zu mehr Bullshit-Verhalten veranlasst.“

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Die Bullshit-Skala und ihre Schwächen

Am Ende besteht die Bullshit-Skala der Forscher aus drei Faktoren. Der erste bezieht sich darauf, wie verbreitet Unwahrheiten in der internen Kommunikation sind. Bei dem zweiten Faktor geht es darum, wie aktiv die Führungsriege bei der Verbreitung von Bullshit ist. Der letzte Faktor wiederum bezieht die Häufigkeit von inhaltslosen Phrasen oder auch von verwirrendem Firmenjargon ein. Beides dient nach Ansicht der Wissenschaftler oft nur dazu, den eigentlich verbreiteten Bullshit zu verschleiern. Jeder dieser drei Faktoren wurde dann in eine Liste aus jeweils 15 Unterkategorien unterteilt. Anschließend konnten die Forscher auch die Validität der Skala nachweisen. Bei einer zweiten Studie mit rund 340 Angestellten aus unterschiedlichen Branchen kam es dann jedoch zu Problemen. Die Studie konnte zwar Belege für die Unterkategorien liefern, das gewählte Drei-Faktoren-Modell konnte damit jedoch nicht bestätigt werden. Laut den Wissenschaftlern könnten allerdings Fehler in der Datenbasis der Studie dafür verantwortlich gewesen sein.

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Grundsätzlich halten die Wissenschaftler aber an ihrer Arbeit fest. „Bullshit am Arbeitsplatz muss auch als solcher bezeichnet werden“, erklärt Mitautorin Caitlin Ferreira gegenüber der Wissenschaftsnachrichten-Website Psypost, und fügt hinzu: „Es ist sehr wichtig, dass der Einzelne sich befähigt fühlt, am Arbeitsplatz Fragen zu stellen, um sicherzustellen, dass Entscheidungen auf der Grundlage von Beweisen und Fakten getroffen werden und nicht durch eine eklatante Missachtung von Informationen. Wenn Sie also das nächste Mal denken: ‚Das ist doch Bullshit‘, melden Sie sich zu Wort und weisen Sie auf Entscheidungen hin, die ohne Rücksicht auf die Wahrheit getroffen werden.“

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