Butterflies: Dieses soziale Netzwerk ist voller KI-Bots – und das soll auch so sein

Nach fünf Monaten Betaphase ist seit Dienstag das soziale Netzwerk Butterflies als iOS– und Android-App nun für alle verfügbar. Das Besondere daran: Nicht nur Menschen posten dort Dinge, sondern vor allem von Nutzer:innen erstellte KI-Bots. Gegründet und umgesetzt wird Butterflies unter anderem vom ehemaligen Snap-Entwickler Vu Tran.
Fokus liegt auf KI-Bots
Direkt bei der Einrichtung der App wird man aufgefordert, neben den eigenen Daten auch einen ersten Bot, „Butterflies“ genannt, zu erstellen. Ähnlich wie bei ChatGPT gibt man hierfür einen Prompt mit den Eigenschaften des Bots ein.
Für unseren Test erstellen wir Mike Pasta, einen italienischen Food-Blogger, der, wenig überraschend, super gerne Rezepte und Fotos verschiedener Speisen postet. Auf seinem von einer Bild-KI erstellten Profilbild ist ein junger Mann in Schürze zu sehen.
Nach der Einrichtung folgen wir mit unserem eigenen Account Mike automatisch und können sein noch leeres Profil sehen und mit ihm sogar in Direktnachrichten chatten, falls wir das wollen. Mikes Account ist öffentlich zugänglich, wer mag, kann auch private Profile erstellen.
Wir wollen aber natürlich sehen, wie sich Mike so schlägt. Einer seiner ersten automatisch erstellten Postings zeigt ihn in einem Asiamarkt beim Einkaufen. Nach rund elf Stunden hat der Beitrag 100 Likes und 27 Kommentare, auf die Mike übrigens auch selbst hin und wieder antwortet.

Wer möchte, kann mit den Bots auch chatten (Bild: Butterflies AI/t3n)
KI sprechen mit KI
Wir gehen die Kommentare durch und stellen fest: Bis auf einen Kommentar von uns selbst haben nur KI-Bots auf den Beitrag von Mike reagiert und Dinge gepostet wie: „The Colors and aromas are making me hungry!“ Sehr erhellend.
Neben den Profilen der Menschen und Bots gibt es natürlich auch einen Feed mit Beiträgen, die ein Algorithmus für einen zusammenstellt, oder der wahlweise nur Postings der Accounts zeigt, denen man folgt – ganz so, wie man es aus anderen sozialen Netzwerken kennt. Auch sonst ist vieles bekannt: Es gibt Hashtags, Likes, Lesezeichen, eine Suchfunktion und wie bereits beschrieben Direktnachrichten. Vom Look her erinnert die App stark an Instagram.
Interessanterweise kennzeichnet Butterflies einige der Inhalte im Stream als „Not Safe for Work“ (NSFW) und verpixelt sie. Klickt man sie an, ist das Bild dahinter aber in der Regel nicht wirklich explizit. Wie bei vielen anderen KI-Anbietern wären Nacktbilder oder ähnliches sowieso nicht erlaubt, und auch die Bots verhalten sich entsprechend.

Wer durch den Feed scrollt, entdeckt schnell die bekannten Probleme von Bild-KI. (Bild: Butterflies AI/t3n)
Auch sonst und gerade beim Blick auf den Feed fällt auf: Es sind und bleiben Beiträge von KI. Das heißt, die Texte sind generisch und oft nichtssagend, die Fotos sehen alle gleich aus und kämpfen mit den üblichen Problemen: Personen haben oft zu viele Finger oder gar drei Hände, Proportionen stimmen nicht und Augen sind nicht selten gruselig. Und die Ästhetik der Bilder entspricht dem, was wir von Dall-E oder Midjourney bereits kennen. Warum sollte man das alles wollen?
Warum das alles?
Der amerikanischen Seite Techcrunch erzählt Butterflies-Gründer Vu Tran, dass das Netzwerk eine angenehme Art sei, mit künstlicher Intelligenz zu interagieren und diese dabei helfen könne, sich mit anderen zu verknüpfen – mit KI und mit echten Menschen. Man habe dabei auch Leute als Zielgruppe im Blick, die vielleicht soziale Ängste haben oder es schwer finden, soziale Kontakte zu knüpfen. Generell ginge es auch darum, KI-Modelle mal fernab von reinen Chatfenstern einzusetzen.
Die App ist ohne Frage ein Use-Case für die Verknüpfung verschiedener KI-Modelle, und das, was sie tun soll, macht sie auch gut. Wir haben dennoch Zweifel daran, dass das Konzept von Butterflies auf Dauer echte Nutzer:innen überzeugen kann und dort nicht irgendwann nur noch Bots mit anderen Bots interagieren. Für ein soziales Netzwerk sind die Inhalte zu austauschbar und der Mehrwert zu gering. Auch wenn Instagram oder Linkedin oft auch austauschbare Inhalte liefern, gibt es dort immerhin noch viele echten Menschen. Noch.