
China bleibt sich treu und feuert gegen Kryptowährungen. (Foto: Lukasz Stefanski / shutterstock)
Ein neuer Erlass der National Internet Finance Association of China, der China Banking Association und der Payment and Clearing Association of China vom Mittwoch versetzt den Markt der Kryptowährungen in massive Unruhe. Der Erlass verbietet es chinesischen Banken, ihren Kunden Zugang zum Handel mit Kryptowährungen zu gewähren oder deren Aufbewahrung anzubieten. Zudem dürfen sie keine Versicherungen für Kryptowährungsgeschäfte oder -investitionen anbieten.
China bestätigt scharfe Regeln gegen den Kryptomarkt
Webprovider werden angewiesen, keine Kryptobörsen oder ähnliche Anbieter zu hosten. Nicht einmal Anzeigen für kryptobezogene Geschäftsaktivitäten dürfen angenommen werden. Auch die Bürgerinnen und Bürger nimmt sich der Erlass vor. Sie werden darauf hingewiesen, dass Kryptowährungen keinen inhärenten Wert haben und dadurch manipuliert werden können. Das mache sie zu einer schlechten Investition. Zudem seien Krypto-Engagements schlecht für die Privatsphäre. Persönliche Daten könnten in Gefahr geraten.
Kryptomarkt stürzt massiv ab – fast alle Kurse brechen um mehr als 30 Prozent ein
Seit der Veröffentlichung des neuen Erlasses sinken die Kurse der wichtigsten Kryptowährungen auf neue Jahrestiefstände. Der Bitcoin hat sich innerhalb von 24 Stunden um etwa mehr als 21 Prozent auf um 34.500 US-Dollar nach unten bewegt. Zuvor hatte ihm schon Teslas Absage als Zahlungsmittel deutlich geschadet. In den letzten sieben Tagen hat der Bitcoin fast 40 Prozent verloren. Aktuell ist der wichtigste Coin auf seinen Stand Anfang Februar 2021 zurückgefallen. Im Vergleich zum Höchstwert von rund 64.900 Dollar Mitte April hat der BTC in nur vier Wochen über 46 Prozent an Wert verloren.
Noch schlimmer trifft es den Ether (ETH). Der verliert in 24 Stunden fast 37 Prozent und pendelt jetzt unter 2.200 Dollar. Das sind über 53 Prozent weniger als noch vor sieben Tagen, als der Höchstwert von rund 4.300 Dollar erreicht war. In ähnlichen Größenordnungen verlieren alle anderen wichtigen Kryptowährungen. Der Binance Coin fällt um fast 42, Cardano um mehr als 46, der Dogecoin um über 45, XRP um mehr als 43 und Polkadot um mehr als 47 Prozent – alles innerhalb von 24 Stunden. Die Werte haben wir von Coinmarketcap.
Grund für Absturz klar, aber unklar
Dabei darf der Grund für den Absturz durchaus als mysteriös bezeichnet werden. Immerhin ist der neue Erlass nicht wirklich neu, sondern spiegelt lediglich die Einstellung der chinesischen Notenbank zu Kryptowährungen wider. Die hatte schon 2019 entschieden, den Zugang zu allen Kryptobörsen zu blockieren und Initial-Coin-Offerings zu untersagen. Auch auf das Krypto-Mining hatte China Druck ausgeübt, ohne allerdings handfeste Maßnahmen zu ergreifen.
Die einfachste Maßnahme, nämlich seinen Bürgerinnen und Bürgern den Handel mit Kryptowährungen zu untersagen, ergreift China auch mit dem neuen Erlass nicht. Die Banken-Gremien belassen es bei einer deutlichen Warnung. Auch das ist keine neue Richtung, sondern nur eine Bestätigung der bisherigen Politik. Bekannt ist zudem, dass China die Blockchain-Technologie als Fortschritt für das eigene Land sieht. Ebenfalls im Jahr 2019 hatte Präsident Xi Jinping in einer Rede deren Einführung gefordert, um damit die Effizienz der chinesischen Wirtschaft zu verbessern.
China könnte E-Yuan mit etwas Krypto-Panik vorbereiten wollen
Was kann nun der Hintergrund des neuen Erlasses, der keine neue Politik umsetzt, sein? Die naheliegendste Erklärung dürfte in der fortschreitenden Einführung des digitalen Yuan zu finden sein. Dabei handelt es sich um eine digitale Fiat-Währung, die China seit Jahren in immer größer angelegten Tests quer durchs Land ausprobiert. Eine hohe Akzeptanz des E-Yuan ist politisch gewünscht. Die lässt sich sicherlich besser erreichen, wenn der E-Yuan als besonders stabil und verlässlich, alle anderen Kryptowährungen hingegen als instabil und von den Launen einzelner Investoren getrieben positioniert werden.
Dabei hat der digitale Yuan deutliche Vorteile für die chinesische Regierung. So kann der Coin in seiner Gültigkeit jederzeit beeinflusst werden, alle Transaktionen sind nachverfolgbar. Die Regierung könnte sogar die Verwendung der Mittel auf bestimmte Zwecke oder Summen beschränken und damit die finanzielle Unabhängigkeit der Bürgerinnen und Bürgern vollkommen beseitigen. Auch eine Kopplung des Geldzugriffs an den Social Score, Chinas Gehorsamkeitsbewertungssystem, scheint denkbar. Das geht mit Kryptowährungen nicht. Man muss kein Experte sein, um die Skepsis eines Staates wie China gegenüber Bitcoin und Co zu verstehen. Unklar bleibt indes, wieso die Märkte aufgrund einer Nullinformation so heftig reagieren.
Super Recherche
Im Netz wurde der Kryptoban schon klargestellt – es ist kein neuer Ban sondern der gleiche Status wie 2017