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MIT Technology Review Analyse

Chinas komplizierte Rolle bei der Energiewende: Grün oder Klimasünder?

Das Land China hat die höchsten CO₂-Emissionen. Es ist aber auch eine Hochburg der Klimatechnologie. Daher ist es schwer, seine Position zu bewerten.

Von MIT Technology Review Online
4 Min.
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Chinas Marktmacht im Solarsektor wächst. (Foto: Jenson/Shutterstock)

„Und was bitte ist mit China?“: Das ist eine Frage, die man ständig zum Thema Klimawandel zu hören bekommt, sowohl bei persönlichen Gesprächen als auch in den sozialen Medien. In der Regel kommt sie als Reaktion auf eine Aussage darüber, wie die USA und Europa das Problem angehen – oder wie sie es tun sollten.

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Manchmal wird diese Frage in böser Absicht gestellt. Es ist ein rhetorischer Kniff, um einfach die Hände in den Schoß legen und implizieren zu können, dass die USA und Europa nicht das eigentliche Problem sind. Im Grunde zu sagen: „Wenn China keine Verantwortung übernimmt, warum sollten wir es dann tun?“ Inmitten der Schuldzuweisungen gibt es jedoch einige unbestreitbare Fakten: China stößt mit Abstand mehr Treibhausgase aus als jedes andere Land des Planeten. Es ist eines der bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Und es ist ein Wunderland für Klimatechnologie, mit einer aufstrebenden Wirtschaft.

Da hier viele komplizierte Faktoren im Spiel sind, stellt sich die Frage, welche Rolle das Land bei der Bekämpfung des Klimawandels grundsätzlich spielen sollte.

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Wo China mit seinen Emissionen steht

Die Emissionen der Volksrepublik sind wie erwähnt die höchsten der Welt und lagen nach Angaben der Internationalen Energieagentur im Jahr 2023 über gut zwölf Milliarden Tonnen CO₂. Wenn wir aber ausschließlich diese eine Zahl betrachten, fehlt der Kontext. Da Kohlendioxid jahrhundertelang in der Atmosphäre verbleibt, sollten wir nicht nur die aktuellen Emissionen eines Landes betrachten, sondern alles, was es im Laufe der Zeit produziert hat. Wenn wir das tun, ist die USA immer noch der größte Klimasünder der Welt.

Jährliche Emissionen von fossilen Brennstoffen und aus der Industrie – nach Ländern. (Datenquellen für die Grafik: Global Carbon Project/ MIT Technology Review)

Laut einer neuen Analyse von Carbon Brief, die in kürzlich veröffentlicht wurde, liegt China inzwischen aber auch nach dieser Messzahl auf dem zweiten Platz. Und im Jahr 2023 wird das Land zum ersten Mal die 27 EU-Mitgliedstaaten bei den historischen Emissionen übertreffen.

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Dies spiegelt einen breiteren Trend wider, den wir auf der ganzen Welt beobachten können: Auf die Entwicklungsländer entfällt allmählich ein größerer Teil der Emissionen. Im Jahr 1992, als die Länder der UN-Klimakonvention zustimmten, machten die Industrieländer (eine Kategorie, die als „Anhang I“ bezeichnet wird) etwa ein Fünftel der Weltbevölkerung aus, waren aber für satte 61 Prozent der historischen Emissionen verantwortlich. Bis Ende 2024 wird der Anteil dieser Länder an den weltweiten historischen Emissionen jedoch auf 52 Prozent sinken, und es wird erwartet, dass er weiter abnimmt.

Prognosen für Chinas Emissionen

Wie alle Länder muss auch China seine Emissionen senken, wenn die Welt die globalen Klimaziele erreichen will. Ein entscheidender Punkt dabei ist, dass die Emissionen des Landes zwar immer noch enorm sind, es aber zumindest Anzeichen dafür gibt, dass das Land gewisse Fortschritte macht.

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Aufgrund des Rekordwachstums bei kohlenstoffarmen Energiequellen werden Chinas Treibhausgasemissionen bis 2024 sinken. Einem Bericht der IEA vom Oktober zufolge wird sich dieser Rückgang unter den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen des Landes fortsetzen. Chinas Ölnachfrage könnte schon bald ihren Höhepunkt erreichen und dann sinken – vor allem, weil die Verbreitung von Elektroautos so stark zunimmt. Die Frage bleibt: Sollten wir bei all diesen Fortschritten und einer schnell wachsenden Wirtschaft erwarten, dass China mehr tut, als nur Fortschritte bei seinen eigenen Emissionen zu haben?

Bei den jüngsten Gesprächen auf der UN-Klimakonferenz COP29 ging es auch darum, ein neues, aggressiveres Ziel für die globale Klimafinanzierung festzulegen, um den Entwicklungsländern bei der Bewältigung des Klimawandels zu helfen. Aber China gehört nicht zu den Ländern, die in diesen Geldtopf einzahlen müssen. Es gibt Forderungen, dass sich das ändert, da es längst der größte Umweltverschmutzer der Welt ist.

Klimafinanzierung: China will nur freiwillig zahlen

Ein interessanter Punkt in diesem Zusammenhang ist allerdings, dass China laut einer Anfang des Monats vom World Resources Institute veröffentlichten Studie bereits jedes Jahr Milliarden von US-Dollar für die Klimafinanzierung in Entwicklungsländern bereitstellt. Die Führung des Landes hat aber erklärt, dass es nur freiwillige Beiträge leisten wird und die Industrieländer weiterhin für die verpflichtenden Zahlungen im Rahmen der neuen Finanzierungsziele verantwortlich sein sollten. Der Präsident der COP29 rief zu schnellerem Handeln auf, aber der Fortschritt in Richtung eines Finanzabkommens ist aufgrund von Streitigkeiten darüber, wie viel Geld auf den Tisch kommen soll und wer zahlen muss, ins Stocken geraten.

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Die komplexe Rolle Chinas bei den Emissionen und den Klimaschutzmaßnahmen ist bei weitem nicht das einzige Hindernis bei den Gesprächen. Führende Politiker aus wichtigen Ländern wie Deutschland und Frankreich üben Kritik, und die drohende Gefahr, dass die USA aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen könnten, belastet die Verhandlungen.

Die Uneinigkeit über die Rolle Chinas bei all dem ist ein gutes Beispiel dafür, wie schwierig es ist, Verantwortung für den Klimawandel zuzuweisen – und wie viel bei den globalen Klimaverhandlungen auf dem Spiel steht. Eines scheint aber klar: Mit dem Finger auf andere zu zeigen, hilft nicht, unsere Emissionen zu senken.

Der Text stammt von Casey Crownhart. Sie ist Redakteurin bei der US-amerikanischen Ausgabe von MIT Technology Review und deckt die Themenbereiche Klima, (erneuerbare) Energie und Transport ab.
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