China prescht beim autonomen Fahren voran und setzt auf bestimmte Maßnahmen

Autonom unterwegs: Bislang nur in begrenztem Umfang. China will das ändern. (Foto: Deutsche Bahn AG / RMV / Arne Landwehr)
China drückt bei der Einführung autonomer Fahrzeuge derzeit mächtig auf die Tube. So hat Peking jetzt Tesla erstmals erlaubt, seine (Supervised) Full-Self-Driving-Funktion (FSD) in China auf die Straße zu bringen. Neue staatliche Entscheidungen ermöglichen es auch anderen Firmen, fahrerlose Autos im Verkehr zu testen. Gleichzeitig können Städte damit beginnen, eine intelligente Straßeninfrastruktur aufzubauen, die den Autos mitteilen kann, wo es langzugehen hat.
All diese Neuerungen weisen in dieselbe Richtung: Es gibt bei der chinesischen Regierung ein großes Interesse daran, autonomes Fahren endlich Wirklichkeit werden zu lassen. Auch auf lokaler Ebene gibt es diese Bemühungen. Es wirkt teilweise, als sei die Politik schneller als die Industrie.
Autonomes Fahren: Das plant China
China setzt einmal mehr auf eine Kooperation heimischer und ausländischer Firmen. So erhielt Tesla die Genehmigung für sein FSD erst, nachdem das Unternehmen eine Vereinbarung mit dem chinesischen KI-Unternehmen Baidu zur Kartierung des Landes geschlossen hatte. FSD an sich ist etwas irreführend, denn es ist – zumindest jetzt noch – mit einigen Einschränkungen verbunden.
Bereits im letzten Sommer haben chinesische Hersteller von Elektrofahrzeugen damit begonnen, ihre eigenen Fahrerassistenzprogramme anzubieten, um die Autos bei der Navigation in den Städten zu unterstützen. Doch alle schauen letztlich darauf, was Tesla bei FSD umsetzt, und achteten genau auf verwendete Technik und Strategie. Die offizielle Einführung von FSD, die Berichten zufolge noch in diesem Jahr in China erfolgen soll, wird sicherlich eine weitere Runde des Wettbewerbs um das autonome Fahren auf dem chinesischen Automarkt einleiten.
Die Regierung gab auch grünes Licht für auch weitere erweiterte Genehmigungen, die es Unternehmen ermöglichen, fahrerlose Autos zu testen und zu erproben. Am 4. Juni bewilligte das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie neun Bescheide für Firmen für die „Erprobung fortgeschrittener Versionen autonomer Fahrtechnologien im Straßenverkehr“.
Zu den Unternehmen, die diese Genehmigungen erhalten haben, gehören bekannte Hersteller von Elektroautos wie BYD und NIO. Auch hier muss jedoch kooperiert werden – etwa mit Firmen, die Dienstleistungen wie Fahrdienste, Frachttransport oder öffentliche Bussysteme betreiben. Die Idee dabei scheint zu sein, autonome Fahrzeuge in realistischen Anwendungsfällen zu überprüfen, um zu sehen, wie sich die Technologie bewährt.
20 Städte mit intelligenter Straße
Erst kürzlich, am 3. Juli, gab die chinesische Zentralregierung eine Liste von 20 Städten bekannt, die den Bau intelligenter, vernetzter Straßen erproben werden. Die Idee dahinter ist, dass eine Straße, die mit verschiedenen Sensoren, Kameras und Datenübertragungssystemen ausgestattet ist, mit selbstfahrenden Fahrzeugen in Echtzeit kommunizieren und ihnen helfen könnte, bessere Entscheidungen zu treffen.
Einige der Städte auf der Liste haben bereits mit den Arbeiten begonnen. Wuhan hat kürzlich 17 Milliarden RMB (2,3 Milliarden Dollar) für ein Infrastrukturprojekt veranschlagt, das den Bau von 15.000 intelligenten Parkplätzen, die Umgestaltung von 4,8 km Straßen und den Bau eines Industrieparks zur Herstellung von Chips für autonome Fahrzeuge vorsieht.
Die Liste der Pläne könnte noch viel länger werden, wenn man auch die Maßnahmen auf kommunaler Ebene einbeziehen würde, mit denen Unternehmen mehr Genehmigungen für Tests auf lokalen Straßen oder für die Ausweitung ihrer autonomen Dienstleistungen erhalten.
Für China sind autonome Autos eine Möglichkeit, Fortschritte im Automobilbau und in der Künstlichen Intelligenz zu kombinieren und erstmals die Führung in einem hochmodernen Bereich zu übernehmen. Und während sich einige ausländische Unternehmen wie Tesla an der Kampagne der Kommunistischen Partei beteiligen, sind es primär chinesische Firmen, die dem Aufruf der Regierung folgen und ihre technologischen Fähigkeiten unter Beweis stellen wollen.
Mit Macht an die Spitze
Das Ergebnis der Maßnahmen ist klar: Die chinesische Regierung ist bereit, mit Macht die Player des autonomen Fahrens zu unterstützen und damit das Land an die Spitze zu bringen. In anderen Weltregionen agiert man viel vorsichtiger.
Allerdings: Sogar die Branche selbst ist sich noch nicht einig, wie man am besten an vollständig selbstfahrende Autos herangeht. Deshalb sind auch so viele verschiedene Formen der Technologie in der Erprobung: Autopilot-Funktionen, Teslas FSD, Robotaxis, intelligente vernetzte Straßen. Aber es ist bezeichnend, dass all diese Projekte in China so viel regulatorische und politische Unterstützung erhalten.
Es ist natürlich auch möglich, dass sich das alles über Nacht wieder ändert. Sollte es zu Vorfällen kommen, wie man sie in den USA bereits erlebt hat – etwa schwere Zusammenstöße mit autonomen Fahrzeugen –, könnte sich der Wind drehen.
Doch derzeit sieht alles danach aus, als würde China seine Straßen öffnen, um Platz für mehr fahrerlose Autos zu schaffen, und sich darauf vorbereiten, die Branche künftig anzuführen.