
Bei seinem Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch im Mai 2019 tötete der rechtsradikale Brenton Tarrant 51 Menschen und verletzte 40 weitere. Die Tat übertrug er live ins Internet. Den Anschlag hatte Tattant zuvor, wie später auch die Attentäter von Poway, El Passo und Halle, in einem Imageboard angekündigt. Radikalisiert hat sich der damals 28-Jährige nach Ansicht der neuseeländischen Regierung aber nicht nur auf 8chan, sondern überwiegend auf einer ungleich bekannteren Website: der Videoplattform Youtube.
„[Tarrant] behauptete, er sei kein häufiger Kommentator rechtsextremer Websites und Youtube sei für ihn eine weitaus bedeutendere Quelle der Information und Inspiration gewesen“, heißt es in einem jetzt veröffentlichten Untersuchungsbericht der Regierung. „Obwohl er häufig rechtsextreme Diskussionsforen wie die auf 4chan und 8chan besuchte, sind die Beweise, die wir gesehen haben, ein Hinweis auf eine umfangreichere Nutzung von Youtube und stimmen daher mit dem überein, was er uns sagte.“
An anderer Stelle heißt es in dem Untersuchungsbericht: „Die Tatsache, dass er solchen Inhalten ausgesetzt war, könnte zu seinen Handlungen am 15. März 2019 beigetragen haben – es ist sogar plausibel, dass dies der Fall war.“ Im Rahmen einer Ansprache vor dem neuseeländischen Parlament hat Premierministerin Jacinda Ardern angekündigt, die Radikalisierung von Tarrant direkt mit der Youtube-Firmenleitung zu besprechen.
Christchurch-Attentäter hat Bitcoin an deutsche Rechtsradikale gespendet
Im Bericht der neuseeländischen Untersuchungskommission ist auch detailliert aufgeschlüsselt, an welche rechtsradikalen Organisationen der Terrorist in der Zeit vor dem Anschlag Geld gespendet hat. Neben Überweisungen an die Identitären Bewegung in Frankreich hat Tarrant auch zweimal Bitcoinzahlungen an den deutschen Ableger der rechtsradikalen Organisation getätigt.
Außerdem hat der spätere Attentäter mehr als 2.000 australische Dollar an Martin Sellner, den Sprecher der Identitären Bewegung in Österreich überwiesen. Mit Sellner stand Tarrant außerdem per E-Mail in Kontakt. Einblick in die Kommunikation erhielten die neuseeländischen Behörden vom Bundesamt für Verfassungsschutz. Tarrant besuchte ein Jahr vor seiner Tat Österreich, hat sich nach eigenen Angaben dort aber nicht mit Sellner persönlich getroffen. Da es keine gegenteiligen Beweise dafür gebe, hält die neuseeländische Untersuchungskommission ein Treffen der beiden für unwahrscheinlich.
Tarrant wurde im März 2020 wegen Terrorismus und Mord in 51 Fällen schuldig gesprochen. Er wurde zu lebenslanger Haft ohne Möglichkeit auf vorzeitige Bewährung verurteilt. Der Attentäter von Halle, der bei einem rechtsterroristischen Anschlag im Oktober 2019 zwei Menschen ermordet hat, nannte Tarrant später als Vorbild für seine Taten.