Noch während der Pandemie hieß es in der Tech-Welt: Remote-Arbeit ist willkommen! Facebook-CEO Mark Zuckerberg gab gegenüber Bloomberg zu verstehen, dass er im Homeoffice „mehr Raum für langfristiges Denken“ gefunden hat. Außerdem verbrachte er mehr Zeit mit seiner Familie, was ihn im Job „glücklicher und produktiver“ gemacht habe. Amazon-CEO Andy Jassy gab sich enthusiastisch auf der Bühne der Code-Konferenz in Los Angeles: „Wir planen nicht, von den Leuten zu verlangen, dass sie zurückkommen.“
Tech-Unternehmen verspüren Drang zum Alten
Inzwischen ist von diesen Aussagen nicht mehr viel übrig. Sowohl Facebook als auch Amazon haben ihre Haltung inzwischen verändert und die Offenheit ist einer deutlichen Reserviertheit gewichen. Für Uwe Peter, Geschäftsführer von Cisco Systems in Deutschland, ist das kein Wunder. Im Gespräch mit t3n sagt er: „Viele Tech-Firmen waren nie auf Remote-Arbeit ausgelegt.“ Der Rückpfiff ins Büro zeuge davon, dass sie den „Remote-Shift und damit großen Paradigmenwechsel“ nicht geschafft hätten.
„Es war über viele Jahre ganz normal, dass die Firmen ihre Mitarbeiter mit eigenen Bussen in die Firmenzentralen gefahren haben, um sicherzustellen, dass wirklich alle vor Ort sind“, so Uwe Peter. „Die ganze Kultur ist darauf ausgerichtet gewesen, dass Kreativität nur dann entsteht, wenn alle in einem Raum sind.“ Angesichts dessen könne er nachvollziehen, dass viele Tech-Unternehmen wie Facebook und Amazon, aber auch andere Firmen wie Apple, Google und Co, einen „gewissen Drang verspüren, wieder zum Alten zurückzugehen“.
Grundsätzlich sei beides – das Büro und auch das Homeoffice – möglich, um produktiv zu arbeiten, jedoch gibt er zu verstehen, dass es auch und gerade angesichts des Fachkräftemangels keine gute Idee sei, die Bedürfnisse potenzieller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu ignorieren. „Das ist ein bisschen wie mit dem Klimawandel, den man ein Stück weit akzeptieren muss. Genauso müssen wir akzeptieren, dass die Menschen nicht mehr nur in Büros arbeiten wollen.“ Uwe Peter mahnt zu einem konstruktiven Umgang.
Mit Remote-Arbeit gegen den IT-Fachkräftemangel
Die neuen Büropflichten vielerorts haben auch zufolge, dass derzeit nicht wenige Menschen von alleine den Job wechseln. Dadurch sparen Tech-Firmen in Zeiten von Massenentlassungen zwar viel Geld in Form von eingesparten Abfindungen, für ihn sei jedoch klar, dass es eine Zeit nach der Krise geben wird und ortsungebundene Arbeit wieder zu einem Argument im Recruiting wird. „Ich kann mir gut vorstellen, dass das Pendel dann in eine andere Richtung schlägt und wir wieder vermehrt Zugeständnisse sehen werden.“
Für Uwe Peter ist die Auseinandersetzung mit einer nachhaltigen Remote-Kultur deswegen ein betriebswirtschaftliches Gebot. „Unternehmen tun sich überhaupt keinen Gefallen, nicht auf dieses New Normal zu reagieren.“ Arbeitsmarktexperten sind sich einig, dass der Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte für Unternehmen ist. Vor allem im IT-Bereich wächst die Fachkräftelücke seit Jahren rasant an. In Deutschland geht der Bitkom von aktuell 137.000 fehlenden Arbeitskräften aus.
Am besten fand ich den Satz „Das ist ein bisschen wie mit dem Klimawandel, den man ein Stück weit akzeptieren muss.“
Klimawandel ist da, ob man ihn akzeptiert oder nicht, spielt keine Rolle. Wenn die Politik und Unternehmen weiterhin so reagieren und verhalten, wie sie es gerade tun, werden wir einfach nur in den nächsten hundert Jahren ausgestorben sein.
„Die neuen Büropflichten vielerorts haben auch zufolge, dass derzeit nicht wenige Menschen von alleine den Job wechseln“
… zur Folge …