Trotz der Pandemie, der Inflation und dem Krieg in der Ukraine verschärft sich der Fachkräftemangel in der IT. In Deutschland, so vermeldet der Bitkom, fehlen derzeit in der IT-Branche 137.000 Expert:innen. Während der Pandemie 2020 und 2021 waren etwas weniger freie Stellen offen – 2022 überholt allerdings sogar 2019. Dort waren 124.000 Stellen unbesetzt geblieben. Diese Zahlen ergeben sich aus einer Befragung des Bitkom, an der 854 Unternehmen aus allen Branchen teilnahmen.
IT-Fachkräftemangel spitzt sich zu
Laut dem Bitkom-Präsidenten Achim Berg werde sich der strukturelle Fachkräftemangel nur noch verschärfen: Nur noch acht Prozent der Unternehmen empfinden das Angebot der IT-Fachkräfte als ausreichend, im Vorjahr waren es noch 13 Prozent. Von einem Fachkräftemangel sprechen 74 Prozent der befragten Unternehmen, 2021 waren es 65 Prozent. Lediglich zwei Prozent der Befragten erwarten, dass der Fachkräftemangel abnimmt, dagegen rechnen 70 Prozent mit einer Verschlechterung der Situation.
Der Mangel ergebe sich auch aus dem demographischen Wandel: Viele Fachkräfte scheiden aus, während nur wenige junge Menschen mit entsprechenden Qualifikationen nachkommen. Dazu sei das Interesse an einem Informatikstudium im zweiten Jahr in Folge gesunken. „Der IT-Fachkräftemangel entwickelt sich zum Haupthindernis bei der digitalen Transformation“, so Achim Berg. Eine Lösung sieht der Bitkom dabei in der Zuwanderung von qualifizierten Spezialist:innen.
Fachkräftelücke: Personalsuche dauert 7 Monate
Durchschnittlich bleibt eine IT-Stelle für rund sieben Monate unbesetzt. Das sind zwei Wochen mehr als im Vorjahr. Vier Prozent der Unternehmen brauchen sogar mehr als zwölf Monate zur Besetzung einer freien Stelle. 14 Prozent der Unternehmen beklagen eine Dauer von sieben bis neun Monaten. Diese Fachkräftelücken an kommen Unternehmen teurer zu stehen. Das Karriereportal Stepstone hat die Kosten beziffert: Durchschnittlich kostet eine unbesetzte Stelle einmalig 29.000 Euro.
Je nach Unternehmensgröße steigen die Kosten konkret für IT-Fachkräfte jedoch bereits in schwindelerregende Höhe und zählen branchenübergreifend zu den höchsten Werten im Vergleich: In Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitenden geht Stepstone von einmalig 19.269 Euro aus, in Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitenden von 37.301 Euro und in Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden sogar von satten 96.228 Euro pro unbesetzter Stelle.
Unternehmen versuchen dabei, neben klassischen Stellenausschreibungen und Initiativbewerbungen, auf möglichst vielen Kanälen potenzielle Arbeitnehmer:innen zu erreichen. So übernehmen mehr Unternehmen Praktikant:innen, sind auf Karrieremessen präsent und nutzen Headhunter:innen. Dazu setzen sie vermehr auf Active Sourcing. Zwölf Prozent versuchen, freie Mitarbeitende in feste Anstellungsverhältnisse zu überführen.