Umstrittenes Überwachungs-Startup plant große Expansion

Mehr als zehn Milliarden Bilder soll Clearview AI in einer Datenbank gesammelt haben. Nun sollen weitere 90 Milliarden dazukommen. (Bild: Shutterstock / Andrey Popov)
Die Washington Post hat Zugang zu einer 55-seitigen Präsentation des Unternehmens erhalten, die an potenzielle Investoren gerichtet ist. Das Papier stamme aus dem Dezember, schreibt die renommierte US-Tageszeitung. Bisher hat sich der Konzern selbst als „Plattform für Strafverfolger“ bezeichnet, mehr als 3.000 Kunden aus der US-Strafverfolgung, darunter auch das FBI, nutzen die Datenbank bereits.
Doch nun will sich das Unternehmen anscheinend noch breiter aufstellen. Es sei dabei, „eine schnelle internationale Expansion zu erreichen“, heißt es in der Investoren-Präsentation. Die Zahlen dazu untermauern diese These: Der Konzern will in diesem Jahr auf 100 Milliarden Gesichtsbilder anwachsen.
Clearview hat nach eigenen Angaben bereits „elfmal mehr Gesichtsdaten als jede andere staatliche oder nichtstaatliche Einrichtung“ – und will noch mehr bekommen. Die meisten dieser Daten wurden ungefragt aus sozialen Netzwerken und dem öffentlich zugänglichen Internet gesammelt.
Laut Drew Harwell, einem Journalisten der Washington Post, hat der Konzern den weltweit größten Satz von Gesichtsprofilen zusammengestellt, einschließlich Metadaten. Das Unternehmen kartiere die „Gesichter der Welt und ihre Verbindungen“, schrieb Harwell auf Twitter.
Mit einem Datenerfassungssystem namens Mega-Scraper könne Clearview 1,5 Milliarden Bilder pro Monat aufnehmen. Der Konzern peile an, 50 Millionen US-Dollar bei Investoren einzusammeln. Damit sollen verstärkte Datenerfassungs- und Speicherungskapazitäten, neue Produktteams für die Bereiche „Technologie, Bankwesen, Internationales“, erweiterte Vertriebsteams sowie Lobby-Strukturen geschaffen werden, heißt es.
Banken, Einzelhandel und E-Commerce werden in der Präsentation als potenzielle Märkte bezeichnet, obwohl Clearview 2020 noch behauptet hatte, nicht mehr mit dem privaten Sektor zusammenarbeiten zu wollen, und bereits mehrere Klagen gegen den Konzern laufen. Auch Bürgerrechtler aus mehreren europäischen Ländern beschäftigen sich bereits kritisch mit Clearviews Geschäftsmodell.
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