Clubhouse: 5 Tipps, wie dein Room-Talk professioneller wird – laut Expertin
The Hype is Real: Clubhouse trendet in Deutschland und zieht auch die hiesige Prominenz an. Spitzenpolitiker wie Christian Lindner, Top-Journalistinnen wie Dunja Hayali, TV-Moderatoren wie Joko Winterscheidt und Internetprominente wie Caro Daur haben fleißig am Wochenende in Foren wie „Hauptstadtgeflüster“ und „Sonntagsbreakfast“ diskutiert. Clubhouse bewegt sich irgendwo zwischen öffentlicher Telefonkonferenz und Live-Podcast. Moderatorinnen und Moderatoren öffnen Diskussionsrunden, Interessierte können einsteigen, reinhören und sogar mitdiskutieren.
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Das hat mal Qualität und mal nicht. Denn: Räume, in denen schlecht moderiert wird, werden schnell zur Werbeveranstaltung für die sogenannten Dinge in eigener Sache. Manch einer hört sich auch gerne reden und gibt das Wort nur ungern ab. Nicht selten fangen Gesprächspartner an zu streiten. Für das konstruktive Gespräch oft ein schneller Tod. Die Leute steigen aus und gehen in einen anderen Talk-Raum. Schade, das war’s!
Moderation in Clubhouse ist „definitiv advanced“
Sarah Yvonne Elßer kennt diese Momente. Als Moderatorin für TV, Social Media und Events weiß sie mit Menschen auf der großen und kleinen Bühne umzugehen und ein Gespräch hochwertig zu lenken. Auch sie hat Clubhouse für sich entdeckt und zusammen mit Co-Host Sascha Pallenberg die „Stbnhcker“-Diskussionsrunde eingebracht. Im t3n-Gespräch erklärt sie, wie auch Moderationseinsteiger ihren Room-Talk zu einem besseren Ergebnis bringen, macht dabei aber auch klar: „Clubhouse ist definitiv advanced!“
Tipp 1: „Mehr Futter für das Hirn!“
Wie funktioniert Kommunikation, fragt Sarah Yvonne Elßer und liefert die Antwort gleich mit. „Stark visuell!“ lautet ihre Erkenntnis. Das Hirn mag Struktur, sagt sie und plädiert dafür, die Moderation in Steps und Strukturen aufzubauen. Wichtig seien dabei aber auch Bilder im Kopf. Bei blanken Zahlen beispielsweise, passiere nicht viel in der Vorstellung. Bei der Beschreibung eines Szenarios hingegen schon. „Wenn ich von dampfenden Kaffee spreche, hat jede Person eine Emotion“, sagt sie. „Da ist Party im Kopf!“ Elßers aufgehende Gleichung: „Mehr Futter fürs Hirn, also mehr ‚UX’, also mehr ‚das bringt mir was’, also mehr Verweildauer.“ Clubhouse sei zwar Audio, aber das Hirn sei Dolby Surround. „Beschäftigt es!“
Tipp 2: „Woran machst du das fest?“
Sarah Yvonne Elßer weiß eines aus Erfahrungen: „Echauffieren können sich die Deutschen ganz besonders gut!“ Und klar, Skandale klicken auch. In einer Diskussionsrunde wird das Gesprächsklima aber schnell giftig. „Das wird auf Dauer zu anstrengend“, sagt sie. „Sollten sich Leute streiten, ist es die Aufgabe von Moderierenden, dafür zu sorgen, dass weiterhin spannende Argumente geliefert werden und nicht nur Meinungen“, so Elßer. Das geht durch gezielte Fragen: „Woran machst du das konkret fest?“, könnte eine Frage lauten. Sowas wie „Das kannst du so nicht sagen“ sei jedoch wie eine Schelte für den Gast, erklärt die Expertin weiter. „Das wird in der Regel mit Abwehr quittiert!“
Tipp 3: „Schmeißt Störende von der Stage!“
Doch was, wenn das Thema nicht runterkocht? „Ein Problem gehört dem, der’s hat!“, sagt Sarah Yvonne Elßer. „Und das gehört zum einen den Trollen, die nichts anderes im Sinn haben, als euch zu ärgern und schlechte Stimmung zu streuen.“ Im Grunde müsse man erst einmal jede und jeden mit seiner Meinung ernstnehmen, so Elßer, wenn es der Person jedoch nur darum gehe in dasselbe, nervige Horn zu blasen, fragt direkt, ob die Person noch etwas anderes beizutragen hätte, so ihr Tipp. Wenn nicht, dann dürfen Moderierende die Person einfach von der Stage schmeißen. „Ja, ihr dürft das! Ihr müsst das“, so die Expertin. „Ihr seid verantwortlich für die Audience und dafür, dass das Thema nicht entgleist.“
Tipp 4: „Hol Gäste immer wieder ab!“
Der schlechteste Stadtführer der Welt ist wer? Der, der seine Gruppe verliert! „Wer eine Gruppe moderiert ist wie ein Stadtführer, der sie auf eine spannende Tour durch ein Thema mitnimmt“, so Sarah Yvonne Elßer. Das heißt: Moderierende müssen neugierig machen auf das, was passiert, einen Rahmen geben – beispielsweise zeitlich: „In der nächsten Stunde geht es um…“ – und die Regeln erklären. Bei Clubhouse ist dieser Tourguide-Gedanke besonders schwer, weiß die Expertin: „Das ist wie eine „Hop-on-Hop-off“-Sightseeing-Tour. Leute kommen und gehen.“ Diese Dynamik bedeutet: Die neuen Gäste immer wieder abholen, sie auf die Tour einladen und den Rahmen öfter nochmal kurz erklären.
Tipp 5: „Würde das jemand googlen?“
Sarah Yvonne Elßer weiß, das Rampenlicht ist verlockend. „Ich sag es ungern, aber wenn ihr nicht Madonna seid, interessiert sich niemand für euch als Moderierende“, so die Expertin. „Und das ist gut so, denn ihr habt die Chance, mit spannenden Themen und euren Gästen echten Mehrwert zu schaffen.“ Wann hören Leute zu, fragt Elßer? Die Antwort: „Wenn wir auf ihren unbewussten Egoismus zielen! Wenn sie sich in dem Gespräch wiedererkennen. Ich orientiere mich da gerne am Google-Faktor: würde das jemand googlen?, sagt sie. Wer so einen Kompass benutze, sei näher am wirklichen Star dran – nämlich der Audience selbst. „Lasst lieber die Gäste sprechen anstatt dauernd euch selbst.“