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Analyse

Coinbase geht an die Börse: Krypto-Party an der Wall Street

Die größte US-Börse für Digitalwährungen geht nun selbst an die Börse. Dank des Hypes um Bitcoin und Co ist Coinbase derzeit mehr wert als jeder traditionelle Börsenbetreiber. Doch langfristig birgt das Geschäftsmodell Risiken.

3 Min.
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Coinbase. (Foto: Primakov / Shutterstock)

Der Zeitpunkt könnte kaum günstiger sein: Inmitten der aktuellen Bitcoin-Rekordjagd geht mit Coinbase ein Schwergewicht der Kryptobranche an die Börse. Von Mittwoch an kann die größte US-Handelsplattform für digitale Währungen selbst als Aktie gekauft werden. Die Finanzmärkte fiebern seit Wochen auf das Debüt hin. Für die boomende, aber lange als abenteuerliche Randerscheinung der Finanzwelt abgetane Nische der Cyberdevisen ist es ein Meilenstein auf dem Weg in den Wall-Street-Mainstream.

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Die Premiere an der Tech-Börse Nasdaq dürfte gewaltige Dimensionen erreichen: Analysten trauen Coinbase eine Bewertung von mehr als 100 Milliarden US-Dollar zu. Damit wäre der Krypto-Handelsplatz mehr wert als jeder traditionelle Börsenbetreiber weltweit. Zum Vergleich: Die Nasdaq, an der Coinbase seine Aktien per Direktplatzierung – also ohne teure Begleitung durch Investmentbanken und ein vorheriges Preisbildungsverfahren – listen lässt, hat derzeit einen Börsenwert von 26 Milliarden Dollar. Die Nasdaq setzte am Dienstag (Ortszeit) einen Referenzpreis von 250 Dollar für die Coinbase-Aktien an.

„Die Krypto-Ökonomie beginnt gerade erst“, verspricht Coinbase-Mitgründer und Vorstandschef Brian Armstrong Anlegern vor dem Börsengang. Tatsächlich befindet sich sein Unternehmen auf der größten Erfolgswelle seit der Gründung im Jahr 2012. Allein im ersten Quartal dürfte der Nettogewinn zwischen 730 Millionen und 800 Millionen Dollar gelegen haben, wie Coinbase kürzlich mitteilte. Das wäre mehr als doppelt so viel wie im gesamten vergangenen Jahr.

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Ist ein langfristiger Erfolg möglich?

Beim Umsatz rechnet Coinbase für die drei Monate bis Ende März mit 1,8 Milliarden Dollar, auch dieser Wert würde das Gesamtergebnis von 1,3 Milliarden aus dem Vorjahr deutlich übertreffen. Die Nutzerzahlen stiegen während der jüngsten Kryptorally kräftig und lagen zuletzt bei 56 Millionen. Mit dem Quartalsbericht gelang es Coinbase, vor dem Börsengang ein beeindruckendes Ausrufezeichen zu setzen. Aber wie steht es um die langfristigen Erfolgsaussichten?

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Coinbase-Chef Armstrong selbst macht keinen Hehl daraus, dass der aktuelle Höhenflug keine besonders zuverlässigen Aussagen über die Zukunft zulässt. Die Profitabilität des Unternehmens steht und fällt mit den Kursen und Handelsvolumen von Kryptowährungen wie Bitcoin, da es in erster Linie an Gebühren verdient. So gesehen gebe es eine „immanente Unberechenbarkeit“, wie Coinbase selbst einräumt. In der Vergangenheit war das Geschäft extremen Schwankungen unterworfen.

Während des Krypto-Crashes im Jahr 2018 etwa, als der Bitcoin-Preis um über 70 Prozent abstürzte und der anderer Cyberwährungen wie Ethereum noch stärker, brach auch das Geschäft von Coinbase ein. Auch das Folgejahr 2019, als die meisten Kryptoanlagen vor sich hin dümpelten, war für Coinbase wenig lukrativ und wurde mit einem Minus von 30,4 Millionen Dollar abgeschlossen. 2020 setzte dann die große Rally ein, und die Transaktionserlöse stiegen um 137 Prozent.

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Armstrong ist sich der Risiken bewusst: „Wir könnten Geld verlieren“, warnt er Investoren. Ziel des Unternehmens sei es derzeit, in etwa am „break even“ zu operieren, also an der Gewinnschwelle. Coinbase habe sich jedoch immer schon langfristig orientiert und gehe davon aus, dass die Kryptobranche ihr Potenzial erst in Zukunft voll entfalte. „Wir suchen nach langfristigen Investoren, die an unsere Mission glauben“, erklärt Armstrong.

Experten haben Bedenken

Experten sehen jedoch nicht nur die heftigen Schwankungen bei Kryptokursen und Handelsvolumen mit Bedenken. Anleger müssen sich auch über regulatorische Risiken im Klaren sein. Jesse Powell, der Chef des Coinbase-Rivalen Kraken, warnte kürzlich im Finanzsender CNBC vor einem „Durchgreifen“ von Regierungen gegen digitale Währungen. Überraschend käme dies in der Tat nicht – Bitcoin geraten immer wieder durch illegale Verwendungen in die Kritik und gelten nicht nur in den USA schon lange als aufsichtsrechtliche Baustelle.

Coinbase hat allerdings noch andere Probleme, die im aktuellen Hype leicht untergehen. So steht das Unternehmen, das „ein offenes Finanzsystem für die Welt zu schaffen“ als Mission und „mehr wirtschaftliche Freiheit für jede Person und Firma“ als Vision beschreibt, immer wieder wegen seines Kundenservices in der Kritik. In Foren auf der Diskussionsplattform Reddit etwa klagten etliche Kunden, dass ihre Accounts ohne erklärten Grund eingefroren worden seien. Zudem gibt es Berichte über gekaperte Nutzerkonten.

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Die Anschuldigungen haben schon zu mindestens einer Sammelklage geführt. Coinbase rechtfertigt sich mit dem Ansturm von Kunden. Die hohe Nachfrage führe zu einzigartigen Herausforderungen. Das Unternehmen habe aber schon 2.000 zusätzliche Mitarbeiter im Kundenservice angestellt. Coinbase betont zudem, noch nie gehackt worden zu sein. Cyberangriffe und technische Pannen sind für Kryptobörsen ein sensibles Thema, nicht zuletzt wegen des Zusammenbruchs des einst mit Abstand größten Handelsplatzes Mt. Gox. Dessen Insolvenz hatte den Bitcoin-Markt 2014 in eine tiefe Krise gestürzt. dpa

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