Ist das CMS dieses Deutschen bald eine Milliarde Dollar wert?
Mit der Einhornforschung ist es so eine Sache. Versuche, das nächste Startup mit Milliardenbewertung ausfindig zu machen, gibt es seit Jahren zuhauf. Aber nur wenige Erhebungen gehen methodisch in die Tiefe. Oft ziehen Medien und Beraterfirmen hauptsächlich die Summen der zurückliegenden Finanzierungsrunden als Bewertungsmaßstab heran. Zudem gibt es kaum belastbare Zahlen darüber, ob sich die Prognosen der Einhornforscher am Ende auch bewahrheitet haben.
Algorithmus spürt Einhorn-Kandidaten auf
Umso interessanter sind die Ergebnisse von CB Insights: Die Datenanalyse-Firma aus den USA hat bereits zum zweiten Mal eine Liste aus 50 Startups erstellt, die aller Wahrscheinlichkeit nach die Milliardenbewertung knacken werden.
Zugrunde liegt der Erhebung ein vielschichtiger Algorithmus. Er berücksichtigt die aktuelle Finanzlage einer Neugründung (investiertes Kapital, Renommee der Geldgeber, Cash-Burnrate), das Branchenumfeld (Konkurrenzsituation, Anzahl der Exits) und das sogenannte Momentum. Darunter fallen laut CB Insights beispielsweise die Zahl von Zeitungsartikeln und Erwähnungen in sozialen Netzwerken. Der Algorithmus erwies sich in der Vergangenheit als durchaus treffsicher: Von den so ermittelten Startups aus der ersten Erhebung 2015 sollen inzwischen knapp die Hälfte (48 Prozent) Einhornstatus erreicht haben, schreiben die Analysten.
Die Ergebnisse aus der neuen Erhebung hat CB Insights jetzt gemeinsam mit der New York Times veröffentlicht. Demnach kommen 33 der neuen Einhörner aus den USA. Zu den Kandidaten gehören zum Beispiel der Kartendienst Mapbox oder der Airbnb-Rivale Sonder. Zehn weitere Einhörner werden in Schwellenländern wie Indien, China oder Brasilien erwartet. Vielversprechende Gründungen sind hier das indische Gebrauchtwagenportal Cardekho und die chinesische HR-Software Beisen.
Contentful einziges Startup aus Deutschland
Für Europa hat der Algorithmus nur drei Startups mit Einhornpotenzial ermittelt: Das schwedische Insurtech Kry, die britische ÖPNV-App Citymapper und Contentful, das ein Content-Management-System entwickelt. Contentful mit Sitz in Berlin ist laut CB Insights damit auch das einzige deutsche Startup mit baldiger Milliardenbewertung.
Mit Contentful können Inhalte aus einer Software heraus an diverse Plattformen ausgespielt werden. Zum Beispiel ein Text für den Firmenblog oder eine Push-Benachrichtigung an Nutzer einer Shopping-App. Die Software ist durch Schnittstellen zu diversen Online-Diensten modular aufgebaut und soll Entwicklern wie Redakteuren helfen, besser zusammenzuarbeiten. Eingesetzt wird Contentful vom Streamingdienst Spotfiy, der Co-Working-Kette Wework und dem Ridesharing-Dienst Lyft.
Gegründet wurde das Startup bereits 2013 vom ehemaligen HP-Mitarbeiter Sascha Konietzke, der schnell auch namhafte Investoren von seiner Idee überzeugte. So flossen seit dem Start mehr als 78 Millionen Euro in Contentful.
Zu den Teilhabern zählt unter anderem der Tech-Riese Salesforce. Auch General Catalyst, das einst Airbnb mitfinanzierte, hat investiert. An den Standorten Berlin und San Francisco sind derzeit knapp über 200 Mitarbeiter beschäftigt.
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