Mit der Website Cryptoart.wtf setzt der Digital-Künstler Memo Akten seine vorangegangenen Forschungsergebnisse zum Stromverbrauch auf der Ethereum-Blockchain um. Dabei fokussiert er sich ausdrücklich auf die in letzter Zeit stark an Beliebtheit gewinnenden Krypto-Kunstwerke in Form der NFT, also den Non-fungible Token. NFT haben wir hier ausführlich erläutert.
Beispiele für den NFT-Hype gibt es gerade in letzter Zeit viele. So hatte die kanadische Sängerin Grimes innerhalb von 20 Minuten rund sechs Millionen US-Dollar Umsatz mit einem NFT-Verkauf auf der Plattform Nifty Gateway gemacht. Der deutsche Künstler Fynn Kliemann hat am vergangenen Wochenende 100 eigens hergestellte Jingles als NFT versteigert und dabei rund 250.000 Euro erlöst. In einer auf 14 Tage angelegten Auktion verkauft die Band Kings of Leon ihr neues Album „When You See Yourself“ auf Open Sea.
Wie umweltschädlich sind NFT?
Aktens Annahme: Wenn schon eine simple Währungstransaktion einen hohen Stromverbrauch erzeugt, wie schlimm wirken sich dann NFT aus, die ja nicht nur aus einer Transaktion, sondern einer Vielzahl davon bestehen? Die Ergebnisse haben Akten erschreckt.
Neben zweier tiefgehender Artikel zum Thema, die vermutlich kaum jemand lesen würde, baute er eine einfach zu benutzende Website. Dort kann jeder mit Interesse nachvollziehen, welches Kryptokunstwerk welchen Stromverbrauch nach sich zieht. Da sich NFT-Kunst de facto derzeit auf dem Ethereum-Netzwerk abspielt, hat sich Akten auf die Betrachtung dieser Blockchain konzentriert.
Zunächst untersuchte er den Stromverbrauch einer einzelnen Transaktion und ermittelte einen Durchschnittswert von 35 Kilowattstunden. Gerechnet mit dem Energiemix in Deutschland repräsentiert der Wert einen Ausstoß von 14 Kilogramm Kohlendioxid (CO2). In den USA liegt der Wert um ein halbes Kilogramm darüber.
Akten kommt allerdings auf einen viel höheren Wert von 20 Kilogramm. Der ist nicht plausibel. Bleiben wir deshalb bei den Kilowattwerten, soweit es Aktens Ermittlungen betrifft, und berechnen den CO2-Fußabdruck selbst mit der Formel Kilowattstunde x 401 Gramm (in Europa) = CO2-Ausstoß.
Schlimmer als erwartet
Als er sich näher mit NFT befasste, stellte er fest, dass deren Transaktionen komplexer sind als einfache Wertwechsel. Über 80.000 analysierte Transaktionen mit 18.000 NFTs kam er schließlich zu dem Ergebnis, dass eine Transaktion im Zusammenhang mit einem NFT im Schnitt 83 Kilowattstunden an Strom verbraucht und damit einen Fußabdruck in der Größenordnung von fast 33 Kilogramm CO2 verursacht.
Nun schaute er sich die Transaktionen im Einzelnen an und kam zu folgenden Ergebnissen (gerundet):
- Das Erstellen eines NFT (Minting) kostet 142 kWh, 57 kg CO2
- Das Bieten auf ein NFT kostet 41 kWh, 16 kg CO2
- Die Rücknahme eines Gebots kostet 12 kWh, 5 kg CO2
- Der Verkauf eines NFT kostet 87 kWh, 35 kg CO2
- Das Übertragen der Eigentümerschaft kostet 52 kWh, 21 kg CO2
Abhängig von der Zahl der Gebote und deren Rücknahme ergibt sich jedenfalls ein Fußabdruck von deutlich über 100 Kilogramm CO2 für einen NFT-Drop. Im Schnitt der von ihm analysierten NFT-Verkäufe kam Akten auf 340 Kilowattstunden und damit auf einen CO2-Ausstoß in Höhe von 136 Kilogramm.
Mit den so ermittelten Rechenwerten hat Akten seine Website unterlegt. Die schaut sich nun auf der Basis etwa einer Collection-URL der NFT-Plattformen Nifty Gateway oder Superrare die damit verbundenen Transaktionen an und errechnet so deren Stromverbrauch. Die Ergebnisse sind tatsächlich erschreckend. Probiert es selbst einmal aus.
Wichtig zu wissen: Dieses Berechnungsmodell gilt nur für Blockchains, die mit der Konsensmethode „Proof of Work“ arbeiten. Das ist derzeit bei Ethereum der Fall. Erst Ethereum 2.0 wird voraussichtlich auf „Proof of Stake“ setzen, was den Energieverbrauch drastisch senken wird.
Hallo danke für die Recherche. Wird den Proof of work denn Lokal erstellt, oder in Rechnerfarmen in zB Iran. Da könnte der Strommix wieder ein anderer sein und evtl bezieht sich die Rechnerleistung nur auf die Energie die die Grafikkarte braucht, dazu kommen ja noch die Gebäude und Kühlsysteme. Lg Nikolai