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Kommentar

Die Dating-App Hinge und das unmoralische Geschäft mit der Hoffnung

Die Dating-App Hinge führt ein neues Premium-Abo für „hochmotivierte Dater“ ein, das bis zu 60 US-Dollar im Monat kosten soll. Unsere Autorin findet das diskriminierend.

Von Insa Schniedermeier
3 Min.
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Eine Frau sitzt im Auto und benutzt ihr Smartphone (Symbolfoto: Shutterstock / Photoroyalty)

Diese Woche wurde bekannt, dass die Dating-App Hinge der Match Group ein neues Premium-Abonnement einführt, das bis zu 60 US-Dollar pro Monat kosten könnte. Laut Unternehmen soll die Premium-Version insbesondere „hochmotivierte Dater“ ansprechen und diesen erweiterte Funktionen bieten, mit denen sie größere Chancen bei ihren Love-Interests haben sollen. Doch ist es wirklich ethisch und moralisch vertretbar, einsamen Menschen immer teurere Pakete der Hoffnung zu verkaufen?

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Das neue Premium-Abo von Hinge soll laut Bloomberg zwischen 50 und 60 Dollar pro Monat kosten, was eine deutliche Steigerung gegenüber der aktuellen kostenpflichtigen Version von 35 Dollar darstellt. Die weltweite Einführung ist für das erste Quartal 2023 geplant.

Die Premium-Nutzer:innen sollen künftig insbesondere von einer besseren Sichtbarkeit und besseren Empfehlungen profitieren können. Die Details des neuen Angebots sollen von der Match Group am 16. Januar bestätigt worden sein.

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Das neue Angebot ist Teil der Wachstumsstrategie für Hinge. Zusammen mit der globalen Expansion in neue Märkte erwartet die Match Group, dass die neue kostenpflichtige Version dem Unternehmen im Jahr 2023 mindestens 100 Millionen Dollar an zusätzlichen Einnahmen einbringen wird.

Doch wer zahlt die Rechnung dafür? Schaut man auf die Zahlen, so ist es insbesondere eine Gruppe von Menschen, die auf Dating-Apps keinen Erfolg hat: „Durchschnittsmänner“.

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Sein oder Nichtsein?

Dating-Apps sind kein Spaß für viele Frauen, aber – wenn man den Statistiken glauben schenkt – so sind sie besonders hart für den sogenannten Durchschnittsmann. Denn gehört man als Mann nicht zu den Alpha-Männern der App, so wird man auch kaum Aufmerksamkeit bekommen.

„Nimmt man 50 Männer und 50 Frauen, werden 46 der Frauen ihre gesamte Aufmerksamkeit nur vier Männern schenken“, sagt Scott Galloway, Marketing-Professor und Gründer des Marktforschungsunternehmens L2.Inc, in einer Talkshow. „Die 46 Männer, die zurückbleiben, können dann nur noch um die verbleibenden vier Frauen konkurrieren“.

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Die Zahlen zum Hetero-Online-Dating sind tatsächlich erschreckend. Einer Studie von 2015 zufolge sollen auf Tinder die „attraktivsten“ 78 Prozent der Frauen um die „attraktivsten“ 20 Prozent der Männer konkurrieren. Der Attraktivitätsgrad dieser Erhebung wurde nach der Formel 16.8*ln(like%)+52.3 berechnet, kurz: nach der Anzahl der „Likes“, die eine Person auf der Dating-App Tinder erhalten hat.

Den restlichen 80 Prozent der männlichen Tinder-Nutzer bleiben nur die „unattraktivsten“ 22 Prozent der Frauen. Angelehnt an einen bekannten Medium-Artikel des Users „Worst-Online-Dater“ kann man sagen:

Wäre Tinder ein Land, wäre es eines der ungleichsten der Welt.

Das Ergebnis ist Frust auf beiden Seiten.

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Survival of the fittest

Wer ist es also, der für die Premium-Services bezahlen wird? Wahrscheinlich werden es Männer und Frauen sein, die nicht zu den „attraktivsten“ ihres Geschlechts gehören.

Männer und Frauen, die gar nicht erst die Chance erhalten, eine:n potenzielle:n Partner:in im echten Leben kennenzulernen und sie mit ihrem Charakter oder ihrem Humor zu überzeugen, weil sie beim Swipen bereits durchs Raster fallen und aussortiert werden. Das ist unwürdig.

Schlimmer macht es nur die Aussage der Match Group, die ihre Zielgruppe als „hochmotivierte Dater“ bezeichnet. Das grenzt an Gaslighting, um einen anderen Ausdruck aus den Online-Dating-Abgründen zu verwenden.

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Denn es impliziert, dass man selbst das Problem ist und nicht der Algorithmus. Doch Motivation allein ist eben nicht ausreichend für Erfolg auf den gängigen Dating-Plattformen.

Über Hinge

Die amerikanische Dating-App, die „designt wurde, um gelöscht zu werden“, ist seit 2012 auf dem Markt aktiv und als mobile App für iOS und Android erhältlich.

Zwischen 2018 und 2021 konnte Hinge seinen Umsatz von acht Millionen US-Dollar auf 197 Millionen Dollar steigern. Die App soll von 20 Millionen Menschen genutzt werden, wovon 800,000 für ein Premium-Abo bezahlen.

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In den USA hält Hinge inzwischen den drittgrößten Marktanteil hinter Tinder und Bumble.

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Kommentare (2)

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Julia Birkefeld

„Denn es impliziert, dass man selbst das Problem ist und nicht der Algorithmus.“

In der Tat, wenn man kein Date abkriegt, ist man selbst das Problem. Man selbst und niemand anders. Das gilt für Männer wie für Frauen.

Statt in teure Premium-Apps zu investieren, sollte der „Durchschnittsmann“ lieber in ein gutes Fitness-Studio, geschmackvolle Kleidung, Bildung und Interessen investieren. Dann klappt’s auch mit dem Date, ganz ohne teure Apps.

Das verstehen Frauen traditionsbedingt viel häufiger als Männer. So ca. 80%, deshalb konkurrieren sie um die 20% Männer, die das ebenfalls verstehen. Der Rest sitzt da, schmollt und ist der Ansicht, er soll gefälligst ein Top-Date bekommen, ohne sich dafür anstrengen zu müssen. Das Ergebnis ist nur logisch.

Felice

Wenn man es wagt eine Transfrau nach ihrer Motivation zu fragen wird man sofort gemeldet ( verpetzt) und gesperrt.

Ich kenn nur jedem Abraten Sein Glück auf diese Fake Plattform zu verschwenden..

Finger weg von so einem Mumpitz und seinen rigiden und frigidwn Mitarbeitern

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