„The biggest data breach“ zu Deutsch also die „größte Datenpanne“, der Titel des Berichts, den die Bürgerrechtsorganisation Irish Council for Civil Liberties (ICCL) vorgelegt hat, gibt schon einen Vorgeschmack auf dessen Inhalt.
Das ICCL beschäftigt sich im Bericht mit dem sogenannten „Real-Time-Bidding“ (RTB). Dabei nehmen Werbetreibende in Echtzeit an Auktionsverfahren teil, um Anzeigenplätze im Netz zu ersteigern. Wer am meisten bietet, kann auf den Flächen genau die Werbung ausspielen, die laut zuvor gesammelten Daten besonders gut zum Betrachter oder der Betrachterin passen soll. Nach Angaben des ICCL finden im Zuge des Real-Time-Bidding pro Jahr mehr als 178 Billionen Datentransaktionen zwischen Anbietern und Unternehmen statt.
Was das für jede:n Einzelne:n bedeutet, und vom wem die persönlichen Daten der User:innen dabei herumgereicht werden, das haben sich die Bürgerrechtler:innen genauer angeschaut. Sie kritisieren vor allem, dass die Trackingdaten immer wieder missbraucht werden – zum Beispiel für ein erzwungenes Outing schwuler Priester oder die Strafverfolgung von Demonstrierenden der „Black Lives Matter“-Bewegung.
Real-Time-Bidding: Wie oft wirst du jeden Tag getrackt?
Rechnet man die jährlichen Transaktionen auf einen Tag herunter, ergibt sich laut ICCL folgendes Bild: Jeden Tag wird für das RTB in Europa 197 Milliarden Mal geteilt, was sich Menschen gerade online ansehen und wo sie sich dabei befinden. In den USA ist die Zahl noch einmal größer, hier sind es täglich 294 Milliarden Mal.
Bricht man eben diese Zahlen auf die einzelnen User:innen herunter, wird klar: Die Netz-Daten jeder europäischen Person werden im RTB-Kontext durchschnittlich 376 Mal pro Tag mit Unternehmen geteilt. In den USA sind es rund 747 Mal am Tag. Insgesamt habe die Real-Time-Bidding-Branche mit ihren Datenpaketen im Jahr 2021 mehr als 117 Milliarden US-Dollar eingenommen.
Pro Minute entstehen in Deutschland rund 19,6 Millionen Broadcasts via Google. Laut dem ICCL heißt das auch: Bist du in Deutschland online, wirst du als einzelner Mensch ungefähr einmal pro Minute getrackt.
Tracking-Spitzenreiter Google: Wo landen die Daten?
Die meisten Datenpakete, die Informationen über einzelne User:innen und deren potenzielle Präferenzen enthalten, werden dem ICCL zufolge von Google erzeugt. In Europa seien es rund 42 Milliarden täglich, in den USA mit 31 Milliarden tatsächlich etwas weniger. Schon länger steht Google wegen seines RTB-Verhaltens in der Kritik.
Die Angaben im Bericht stammen laut ICCL von Informant:innen, die aus Gründen des Quellenschutzes nicht näher benannt werden. Facebook und Amazon seien in den Berechnungen nicht aufgeführt, weil dazu keine Zahlen vorgelegen hätten.
„Google verschickt in jeder Minute, die die deutschen Internetnutzer:innen online sind, insgesamt 19,6 Millionen Broadcasts über ihr Verhalten“, heißt es im Bericht. Firmen wie Index Exchange, Pubmatic, Magnite oder Microsoft liegen im Ranking etwas hinter dem Suchmaschinen-Giganten.
Die gesammelten Daten landen in Unternehmen rund um den Globus, Google gebe die Daten aus den USA beispielsweise an mehr las 4.600 Unternehmen weiter. Darunter sind auch Firmen in Russland und China; und: „es gibt keine Möglichkeit, zu wissen, wie die Firmen die Daten nutzen“.