Datensicherung: Der große t3n-Guide zur richtigen Backup-Strategie [Teil 3]
Ob Hardware- oder Softwaredefekt – es gibt viele Gründe, warum Familienfotos, aber auch wichtige Kundendokumente im digitalen Nirvana verschwinden können. Natürlich gibt es auch Möglichkeiten, Daten wiederherzustellen, sie sind aber nicht immer zuverlässig und dazu nerven- und zeitraubend. Damit es nicht soweit kommt, wollen wir euch in dieser Serie zeigen, wie und wo ihr eure Daten sichern könnt.
In diesem Teil beschäftigen wir uns damit, wie eine mögliche Backup-Strategie aussehen könnte. Die zwei grundlegenden Teile dieser Serie findet ihr hier: Datensicherung Teil 1 und Datensicherung Teil 2.
Datensicherung ist mehr als eine Festplattenpartition
Natürlich müsst ihr wissen, was ihr in welchem Detailgrad sichern möchtet. Einzelne E-Mails oder doch gleich den ganzen Server? Urlaubsfotos auf der Dropbox oder eine ganze Partition mit Firmendokumenten? Wie im vorherigen Teil bereits gesagt: Es entscheidet der Anwendungsfall, welche Daten ihr wie, wann und wo sichern solltet.
Achtung bei RAID
Im Internet stößt man immer wieder auf etwaige RAID-Lösungen als Backup-Lösungen. Ein RAID als Backup-Lösung zu nutzen ist nicht wirklich empfehlenswert, vor allem, da zum Beispiel RAID 0 nichts mit einem Backup beziehungsweise Datensicherung zu tun hat. Desweiteren hilft das beste RAID-System nichts, sollte der RAID-Controller ausfallen: Hier gibt es somit einen kritischen Single-Point-Of-Failure.
Ein RAID dient hauptsächlich dazu, mehrere physische Festplatten in einem logischen Laufwerk zu organiseren. Dieses soll eine höhre Datenverfügbarkeit beim Ausfall einzelner Festplatten gewährleisten, oder einen Performance-Boost beim Datendurchsatz aller Platten. Ich sage nicht, dass RAIDs per se schlecht sind, allerdings ist ein RAID kein Heilmittel, wenn es um Datensicherung geht. Daher sollte das Risikio des Datenverlustes auf mehrere unterschiedliche Möglichkeiten zur Datenischerung, verteilt werden – und ein RAID kann dazugehören.
Klassische Backupstrategien: First in, First out
In einem Satz erklärt: Sobald die Speicherkapazität eines Mediums erreicht wurde, wird die älteste Sicherung gelöscht. Dabei kann es sich um die älteste Vollsicherung und/oder die inkrementellen oder differenziellen Backups handeln.
Klassische Backupstrategien: Generationenprinzip
Dieses Prinzip ist auch unter der Bezeichnung „Großvater-Vater-Sohn“ geläufig. Die grundlegende Idee dahinter ist, dass das Backup aus drei Teilen besteht, die in Intervallen überschrieben werden.
So wird zum Beispiel der „Sohn“ jeden Tag erstellt, der „Vater“ bildet das Backup der gesamten Woche und der Großvater wird am Ende jeden Monats erstellt. Angenommen ihr wollt diese Strategie in eurer Agentur anwenden, so empfiehlt es sich, pro Tag vier Medien für die Werkttage bereitzustellen. Am fünften Tag wird automatisch die Woche gesichert. Vier weitere Medien werden für die Wochenbackups benötigt und eine – quasi unendliche – Menge an Datenträgern, um die Monate sichern zu können.
Dieses Prinzip wird auch von Apples Time Machine benutzt – allerdings auf einem einzigen Medium: Die letzten 24 Stunden werden in stündlichen Backups erfasst, für den letzten Monat werden tägliche Backups bereitgestellt und für die restliche Festplatten-Kapazität werden die Monats-Backups gesichert.
Faustregeln zur Datensicherungsstrategie
Egal ob privat oder im Unternehmensbereich: Daten sind wertvoll. Egal ob emotionaler oder materieller Wert: Daten müssen gesichert werden. Nun ist es nicht nur die Hardware allein, die entscheidend zum Erfolg einer Datensicherungsstrategie beiträgt, sondern der Sicherungs-Prozess muss auch durchdacht sein. Daher sollte die Datensicherungsstrategie folgende Punkte beantworten können:
- Wer sichert die Daten?
- Wann werden die Daten gesichert?
- Welche Daten sollen gesichert werden?
- Welche Methoden (Vollständig, Inkrementell, Differenziell) sollen eingesetzt werden?
- Wie werden die Daten gesichert?
- Welches Medium soll genutzt werden?
- Wo werden die Backups aufbewahrt?
- Wann wird die Datensicherung überprüft?
Welche Daten sollen überhaupt gesichert werden?
Gerade die Frage, welche Daten genau gesichert werden müssen, ist entscheidend. Im Privatbereich kann es ausreichen, wenn ihr „nur“ Fotos sichert – für ein Unternehmen wird das nicht ausreichend sein. So muss zwischen Dokumenten, Applikationsdaten (wie zum Beispiel die Datenbank der Finanzbuchhaltung) oder sogar einem System-Snapshot, welcher die Einstellungen des Betriebssystems enthält, unterschieden werden.
Darüber hinaus sind im Unternehmensbereich noch folgende Fragen ausschlaggebend:
- Wie lange müssen Datensicherungen aufbewahrt werden?
- Wie schütze ich die Datensicherungen von außen? (Diebstahl et cetera)
- Sind die Datensicherungen ausfallsicher?
Gerade die letzte Frage ist eine sehr spannende. Denn nichts ist schlimmer als auf ein Backup zugreifen zu wollen, auf das aufgrund eines Hardwaredefekts nicht zugegriffen werden kann. Von daher empfiehlt es sich, Daten, wenn möglich, auch in der Cloud zu sichern, um auf diese von außen zugreifen zu können. Hier ist zwischen private und public Clouds zu unterscheiden und zu entscheiden, ob und welchem Anbieter ihr vertraut – unabhängig davon, ob ihr als Privatperson oder als Unternehmen Daten sichert.
Fazit
Generell gilt: Die Datensicherungsstrategie ist erst sinnvoll, wenn sie ausgiebig getestet wurde und Daten auch nach einem Worst-Case-Szenario wiederhergestellt werden können.
Es sollte vermieden werden, sich auf nur ein System zu verlassen. Natürlich spielt die Datenhoheit eine nicht trivialen Rolle: Dokumente via Dropbox zu sichern mag zwar komfortabel sein, aber ihr setzt euch damit auch einer möglichen Überwachung aus. Mehr zu diesem Thema könnt ihr bei meinem Kollegen Florian Blaschke lesen, der euch zeigt, wie ihr die Datenhoheit zurück erlangen könnt.
Im nächsten Teil zeigen wir euch einen konkreten Use-Case und wie eine angewandte Datensicherungsstrategie aussehen könnte. Hier geht es zurück zu Teil 1 und Teil 2.
Unterscheidet ihr zwischen verschiedenen Daten bei der Datensicherung beziehungsweise sichert ihr sie in unterschiedlichen Intervallen?
Mehr zum Thema Backups: 10 Backup-Tools für Unternehmen
Prima, dass Ihr die Photos als wichtig definiert. Tatsächlich sind Mediendaten aus dem privaten Umfeld nicht auf anderem Weg wieder herstellbar.
Lebensläufe lassen sich neu schreiben und Zeugnisse neu einscannen …
Daumen hoch!
Hab ich auch gedacht… oder Briefverkehr. Bei manchen reicht es natürlich auch, wenn Spielstände gesichert werden.
Die Unterscheidung zwischen Beruf und Privat mache ich nicht mehr. Wenn meine Urlaubsbilder weg wären, dann ist das mindestens so schlimm, wie wenn meine Belege oder Produktionsdaten weg sind.
Ein mehrstufiges System oder Labyrinth aus Backups muss gut geplant sein und ich empfehle hier gern den grafischen Weg, denn da wird Unsinn schneller sichtbar. Aus eigener Erfahrung (zum Glück keine Leidensgeschichte) macht sich ein Backup nur bezahlt, wenn die Komponente „Dezentral“ darin vorkommt. Und im Medienbereich ist die Cloud bei den Datenmassen kaum eine Alternative. Eine Option kann es sogar sein, jeden Tag einem Mitarbeiter eine Festplatte mitzugeben, auf der verschlüsselt die Daten sind, dann ist dezentral wirklich gut. Vielleicht nicht jedem x beliebigen MA. Wir hatten damals das Problem, dass die gesamte IT geklaut wurde…da half ein dezentrales Backup weiter :-)
Kommt am Ende ein Guide im Checklistenformat raus?
Hier setze ich backup ONE ( https://www.backup.one) ein. Da kann ich Fotos auf die USB-HDD sichern, wichtige Daten hingegen in die Cloud. Ich kann sogar meine ganze Maschine inkl. Betriebssystem sichern und wiederherstellen. Ist so viel ich weiss eigentlich für Business-Anwender gemacht aber eignet sich entsprechend auch für ambitionierte Privatanwender. Laut einem Supportmitarbeiter sollen Sie ab Ende Jahr auch ein Gratis-Angebot anbieten.