Berlins regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat während einer Videoschalte mit Vitali Klitschko erst spät Zweifel bekommen, ob sie tatsächlich wie geplant mit dem Bürgermeister von Kiew verbunden war. „Die erste Viertelstunde war völlig unauffällig“, sagte Senatssprecherin Lisa Frerichs am Freitagabend. „Der vermeintliche Herr Klitschko hat gefragt, wie es uns mit den vielen ukrainischen Flüchtlingen geht, wie wir damit umgehen, wie die Zahlen sind, ein ganz normales Gespräch, wie wir es erwartet hatten.“ Die Videokonferenz zur Zusammenarbeit der beiden Städte sei bereits lange vorher verabredet worden.
Klitschko-Deep-Fake: Konferenz driftet ab
Doch dann driftete das Gespräch in skurrile Richtungen ab: „Es ging einmal darum, dass er sich auf ein angebliches Gespräch mit Botschafter Andrij Melnyk bezogen und gefragt hat, wie wir das sehen, dass so viele Ukrainerinnen und Ukrainer sich Sozialleistungen in Berlin erschleichen wollten“, sagte Frerichs. Außerdem gab es die Bitte geflüchtete Männer wieder in die Ukraine auszuweisen, um zu kämpfen. Das letzte Thema sei dann jedoch sehr auffällig gewesen: „Er hat gefragt, ob wir Kiew beratend unterstützen könnten, eine Art CSD (Christopher Street Day) auszurichten. Das war angesichts des Krieges mehr als seltsam.“
Das Gespräch zwischen Giffey und dem Fake-Klitschko sei daraufhin abgebrochen worden. „Der Verlauf des Gesprächs und die Themensetzung haben in Berlin ein Misstrauen hervorgerufen“, twitterte die Senatskanzlei. Rückfragen bei dem ukrainischen Botschafter in Deutschland habe danach Klarheit gebracht, dass die Person nicht Vitali Klitschko sein konnte. „Allem Anschein nach haben wir es mit einem Deep Fake zu tun“, sagte Frerichs. Auch in Madrid hatte es kürzlich einen ähnlichen Vorfall gegeben. Bürgermeister José Luis Martinez-Almeida ist während einer Videokonferenz mit dem angeblichen Klitschko ebenfalls misstrauisch geworden.
Deep-Fake-Manipulation: Selenskyj kapituliert
Deep-Fake-Technologien spielen im Ukraine-Krieg zunehmend eine Rolle. Erst im März dieses Jahres verbreiteten Unbekannte im Netz ein manipuliertes Kapitulationsvideo des ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Darin sagt er: „Es gibt kein Morgen mehr. Zumindest nicht für mich. Jetzt treffe ich noch eine schwierige Entscheidung: Mich von euch zu verabschieden. Ich rate die Waffen niederzulegen und zu euren Familien zurückzukehren. In diesem Krieg lohnt es sich nicht zu sterben.“ Das Video ist als Deep Fake enttarnt, erreicht hat es trotzdem Millionen von Menschen. Deep-Fakes dienen zunehmend als Propaganda-Waffe.