Auf der Suche nach den eigenen Stärken: So machst du das Beste aus deinem Bewerbungsgespräch
Die Frage nach den eigenen Stärken und Schwächen gehört in vielen Bewerbungsgesprächen zum Standardprocedere. Aber auch abseits davon kann es nicht schaden, sich darüber Gedanken zu machen, was man wirklich gut kann. Hier kommen vier Gedankenexperimente, die dabei helfen können, sich übers eigene Skillset selbst-bewusst zu werden.
Erfolge reflektieren und Stärken ableiten
Ein erster Schritt auf der Suche nach den eigenen Stärken kann der Blick zurück sein. Welche Erfolge hast du bisher erzielt? Dabei geht es nicht nur um große Karriere-Meilensteine und allgemein anerkannte Erfolge, sondern auch um vermeintlich kleine, individuelle Erfolge wie „zum ersten Mal alleine verreist“, „eine neue Wohnung gefunden“ oder „Rad fahren gelernt“.
Such dir ein paar dieser Erfolge aus und schreibe dir dazu auf, welche Fähigkeiten und Eigenschaften – Ausdauer, unkonventionelles Denken, Empathie und Co. –, dich jeweils ans Ziel geführt haben.
Ein Gesamtüberblick zeigt am Ende, welche Skills du über dein Leben verteilt immer wieder eingesetzt hast – und damit vielleicht zu deinen ganz persönlichen Stärken zählen kannst.
Hol dir die externe Perspektiven
Das Feedback von anderen Personen kann dabei helfen, Fähigkeiten und Stärken, die dir selbst vielleicht als selbstverständlich erscheinen oder die du bisher als „normal“ abgetan hast, ins Rampenlicht zu rücken.
Erfahrene Kolleg:innen und Mentor:innen, mit denen du schon länger und vielleicht auch in unterschiedlichem Kontext zu tun hast, sind dabei gute Ansprechpartner:innen für den Arbeitskontext. Sie können beispielsweise beobachten, in welchen Situationen du besonders gut arbeitest, welche Aufgaben du mit extra viel Elan und Einsatz bearbeitest und was deinen Arbeitsstil ausmacht.
Fällt es dir grundlegend schwer, positives Feedback anzunehmen – Stichwort Imposter-Syndrom –, kann es helfen, dir vor Augen zu führen, dass die feedbackgebende Person einerseits (zumindest in den meisten Fällen) nichts davon hätte, dir schmeichelhaften Blödsinn zu erzählen, und du andererseits ihre Meinung und Wahrnehmung ja auch in anderen Kontexten schätzt.
Immer wieder neues Terrain
Um möglichst viele deiner natürlichen Stärken zu entdecken, hilft es, sich ab und zu auch in einen neuen Kontext zu begeben. Das können beispielsweise abteilungsübergreifende Projekte sein oder eine kurze Hospitation in einem anderen Unternehmensbereich.
Die Leadership- und Ehtik-Professorin Sanyin Siang schreibt dazu im Harvard Business Manager: „Dadurch werden Sie vielleicht feststellen, dass Sie sich von bestimmten Aufgaben und Verantwortungen angezogen fühlen – Dinge, die Sie gerne freiwillig tun und die Ihnen Hinweise auf Ihre natürlichen Stärken geben können“.
Siang weist derweil auch darauf hin, dass die natürlichen Stärken nicht nur in leichten und positiven Situationen ans Licht kommen. Manchmal werden sie auch beim Schritt aus der Komfortzone oder im Konfliktfall sichtbar.
Die Erwartung an andere als Spiegel deiner Stärken
Apropos negative Situationen: Auch die Ungeduld mit anderen kann Hinweise auf die eigenen Stärken liefern. Die Forschung des Verhaltenswissenschaftlers Troy Campbell zeigt: Der sogenannte Desensitization Bias sorgt dafür, dass Menschen schnell von sich auf andere schließen.
Im Hinblick auf die eigenen Stärken kann das auch heißen: Wir erwarten teilweise von anderen, dass sie Dinge so bewältigen können wie wir. Fällt dir also in einer Situation auf, dass du ungeduldig mit deinem Gegenüber bist, lohnt es sich, zu reflektieren: Was erwartest du gerade von der anderen Person und warum?
Sanyin Siang nennt dafür das folgende Beispiel: „Wenn jemand entgegen Ihrer Einschätzungen länger für eine Aufgabe braucht, zum Beispiel. Liegt das daran, dass er seine Zeit nicht gut einteilen kann? Oder besitzen Sie eine natürliche Stärke für diese Aufgabe und haben sie deshalb als leichter eingeschätzt?“