40 Millionen Euro in den Wind geschossen? Deutsche Bahn vor Entscheidung über Automated Train

DB-Tower: Die Deutsche Bahn will weniger Zukunftstechnologien wagen. (Foto: Elpisterra/Shutterstock)
Eigentlich hatte die Deutsche Bahn für die kommenden Jahren einiges in Planung, was Zukunftstechnologien angeht. Doch hinter vielen dieser Projekte steht jetzt ein großes Fragezeichen.
Bahn will wohl bei digitalen Technologien bremsen
Wie die Wirtschaftswoche unter Berufung auf ein internes Strategiepapier der Konzerntochter DB Infrago berichtet, soll die Entwicklung verschiedener digitaler Technologien heruntergefahren werden. Demnach geht es etwa um Technologien wie Advanced Digital Infrastructure, den intelligenten Fahrplan sowie die Kapazitätssteuerung CMTS.
Das Projekt für führerlose Züge soll hingegen ab 2026 ganz beendet werden. Das betrifft offenbar den im Sommer 2023 angekündigten „Automated Train“. Dabei handelt es sich um einen mit Technologie von Siemens Mobility, Bosch und weiteren Partnern ausgestatteten Regionalzug des Typs Mireo, der mittlerweile selbstständig in die Abstellanlage fährt – ohne Zugführer:in.
Automated Train: 40 Millionen Euro verpufft?
Das langfristige Ziel des Projekts wäre es eigentlich gewesen, selbstfahrende Züge zu etablieren und damit Personalmängel zu bekämpfen und Unfälle zu reduzieren. In das Projekt hatte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz immerhin rund 42,6 Millionen Euro investiert.
Die Deutsche Bahn befürchtet laut dem geleakten Dokument durch das drohende Aus für den „Automated Train“ einen Imageschaden. Außerdem wird auf eine drohende Rückzahlung der erhaltenen Fördermittel sowie mögliche Strafzahlungen hingewiesen. Dies könne möglicherweise, so heißt es in dem Papier, durch eine Umwidmung der Gelder auf andere Projekte verhindert werden.
Möglicher Strategiewechsel bei der Deutschen Bahn
Die Deutsche Bahn wollte den Bericht der Wirtschaftswoche auf Nachfrage nicht bestätigen, erklärte aber über eine Sprecherin, dass es Anpassungen bei Inhalt und Umfang der geplanten Zukunftstechnologien gebe. Dem Blatt zufolge dürfte der mögliche Strategiewechsel bei dem Konzern darauf hinauslaufen, dass vorrangig gefördert werde, was sich sofort oder in absehbarer Zeit umsetzen lasse.
Auf zu lange Entwicklungen und zu hohe Anforderungen soll jedenfalls laut dem vertraulichen Papier verzichtet werden. Stattdessen sollen Technologien mit kurzfristiger Wirkung sowie betriebliche Notwendigkeiten im Vordergrund stehen.
Sanierung: Bahn braucht mehrere Hundert Milliarden
Drängend ist jedenfalls weiterhin die Sanierung der vorhandenen Infrastruktur. Die Deutsche Bahn hat einen Bedarf von 290 Milliarden Euro für die nächsten zehn Jahre angemeldet. Die Hälfte soll dabei aus dem sogenannten Sondervermögen der neuen Bundesregierung stammen.
Ob das ausreichend ist und ob diese Summe überhaupt an die Bahn ausgeschüttet wird, muss sich noch weisen. Ebenso, in welche Projekte konkret dann die Summe fließen soll. Das dürfte auch davon abhängen, ob und welche Prioritäten die Bundesregierung für die künftige Entwicklung der Bahn setzt.