Deutscher Gründer über Silicon-Valley-Bank-Schließung: „Es ist surreal“
Vor einem Monat konnte das junge Startup Codesphere aus Karlsruhe eine neue, millionenschwere Finanzierungsrunde bekanntgeben. Diesen Samstag, 11. März, kommt dann ein Update von Gründer Elias Groll per Whatsapp: „Wir haben viel Geld auf der Silicon Valley Bank“. Kein Hallo. Nur das.
Das Problem: Gestern Abend wurde bekannt gegeben, dass die US-amerikanische Silicon Valley Bank geschlossen wird – und damit einer der größten und bekanntesten Startup-Finanzierer der Welt.
Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank, kurz SVB, dauerte nicht einmal zwei Tage. Die Bank hatte am Mittwoch, dem 8. März, in einer Pressemitteilung über ihren Kapitalbedarf in Höhe von 2,25 Milliarden US-Dollar berichtet, der durch die Ausgabe von neuen Aktien gedeckt werden sollte.
Investor:innen wie Peter Thiel reagierten darauf alarmiert und empfahlen ihren Portfolio-Unternehmen, ihre Gelder schnellstmöglich abzuziehen.
Die SVB-Aktie brach ein. Das benötigte Kapital konnte nicht aufgebracht werden und auch ein Notverkauf scheiterte. Am Freitag wurde dann die Schließung der Bank bekannt gegeben. Eine Ausnahmesituation für Startups wie Codesphere.
„Es ist surreal“
„Es ist surreal“, sagt Elias Groll im Videocall mit t3n am 11. März. „Glücklicherweise haben wir mega schnell gehandelt“.
Das 2020 gegründete Software-Unternehmen Codesphere hat bislang rund sieben Millionen Euro an Wagniskapital eingesammelt. Ihr Ziel: Tech-Riesen wie Google und Microsoft den Rang abzulaufen. Codespheres Plattform erlaubt es Entwickler:innen und Teams, Web-Apps direkt in der Cloud zu programmieren und zu skalieren, ohne dass zunächst eine separate Entwicklungsumgebung geschaffen werden muss.
Inzwischen kann Groll nicht mehr auf seine Konten bei der SVB zugreifen. Am Montag, 13.3., soll das laut der FDIC, dem Insolvenzverwalter der Silicon Valley Bank, wieder möglich sein. Viel mehr ist bislang nicht bekannt. Nur, dass in den USA Einlagen bis 250.000 Dollar abgesichert sind – was natürlich für viele Startups, die teilweise Millionen bei der Bank liegen haben, nicht unbedingt beruhigend ist.
Entscheidung in 7 Minuten
Die Warnung, ihre SVB-Konten im Blick zu behalten, erhielten Groll und sein Team am Donnerstag, 9. März, von ihren Investor:innen per Whatsapp. Das war um 20:17 Uhr, nur wenige Stunden vor der eigentlichen Hiobsbotschaft der offiziellen Bankschließung.
Sieben Minuten nach der Warnung veranlasste Groll die Überweisung eines Millionenbetrags von der SVB auf die deutsche Bank.
Codesphere hat SVB-Konten in den USA und Großbritannien. „Von dem britischen Konto ging die Buchung ab, das hat geklappt“, so Groll. „Auch bei dem US-Konto wurde die Buchung noch in letzter Minute angestoßen“. Sofortüberweisungen seien bei der SVB grundsätzlich nicht möglich.
Doch Groll fühlt sich sicher. „Wir fallen weich und unsere Investor:innen stehen hinter uns. Aber ich mache mir Sorgen um viele US-Unternehmen, die eventuell in die Bedrängnis kommen, keine Gehälter mehr auszahlen zu können.“ Zudem hätten auch viele große US-Fonds ihre Gelder auf der SVB, was für viele Startups nachträglich gefährlich werden könne.
In der nächsten Woche stehen bei Groll einige To-dos auf der Liste, wie er erzählt, unter anderem die Meldung bei der FDIC, dem Insolvenzverwalter der SVB. Und die Eröffnung neuer Accounts bei anderen Banken.
Finde es interessant, wie dem/den Gründer/n hier keine Verantwortung zugewiesen wird, obwohl es grobes Missmanagement ist, so hohe Einlagen über dem gesicherten Betrag bei einer einzigen Bank liegen zu haben. Man hätte wenigstens schauen können, dass man einen Teil des Geldes ins Sondervermögen der Bank schiebt über Anleihen, Geldmarkt-Fond, etc.
Immerhin ein gutes Negativ-Beispiel aus dem jetzt viele lernen werden