Schock in der Startup-Welt: Silicon Valley Bank macht dicht

Silicon Valley Bank in der Krise – erst bricht der Kurs ein, dann kommt die News über die Schließung der Bank. Der Sektor ist verunsichert. (Bild: picture alliance / REUTERS | Dado Ruvic)
„Ich bitte Sie, Ruhe zu bewahren, denn das ist das Wichtigste“, sagte Greg Becker, Geschäftsführer der Silicon Valley Bank, noch am 9. März in einem Videocall mit Kund:innen. „[…] Das Letzte, was wir brauchen, ist, dass Sie in Panik geraten“. Der Aufruf ist natürlich ähnlich effektiv, wie, wenn einem gesagt wird, man solle jetzt nicht an einen rosa Elefanten denken. Was hängen bleibt, ist das, woran man nicht denken soll: Panik.
Grund für den Videocall war die Pressemitteilung vom 8. März der Silicon Valley Bank, kurz SVB, mit dem nüchternen Titel: „SVB Financial Group gibt die geplante Emission von Stammaktien und wandelbaren Vorzugsaktien bekannt“. Darin hatte die SVB ihre Pläne verkündet, Geld einzusammeln, um ihr Geschäft zu sichern.
Insgesamt 1,25 Milliarden US-Dollar an Stammaktien sollten an Investor:innen sowie 500 Millionen Dollar an wandelbaren Vorzugsaktien und 500 Millionen Dollar an Stammaktien in einer separaten Transaktion an das Private-Equity-Unternehmen General Atlantic verkauft werden.
Offensichtlich sollte damit der Eindruck erweckt werden, dass die Bank konservativ handelt und dieses Geld aufnimmt, um sich zu stabilisieren. Doch das ging nach hinten los.
Schlechtes Timing
Das Timing hätte nicht schlechter sein können. Am selben Tag, dem 8. März, hatte die US-amerikanische Bank Silvergate Capital bekanntgegeben, freiwillig den Betrieb einzustellen, wie t3n-Redakteurin Nadine Graf berichtete. Silvergate war jahrelang die größte Bank in der Kryptoindustrie.
Als Grund für die Abwicklung nannte Silvergate die angespannte Lage auf dem Markt für Kryptowährungen. Gleichzeitig war die Bank eng verstrickt mit der Kryptobörse FTX, die im November überraschend Insolvenz angemeldet hatte. US-Senatorin Elizabeth Warren kritisierte Silvergate für einen einen milliardenschweren Kredit, den das Unternehmen bei einer Bausparkasse aufnahm. Warren fürchtet Risiken für das traditionelle Bankensystem.
Schlechtester Börsentag der Geschichte
Die Nachricht über SVBs Kapitalbedarf führte zu heftigen Reaktionen in der Szene, denn die SVB ist seit Jahrzehnten eine Institution im Bereich der Startup-Finanzierung. Die Bank ist bekannt für ihre starke Präsenz in der VC-Industrie und hat zahlreiche Tech-Unternehmen wie Amazon, Apple, Google und Tesla in ihrem Kundenportfolio.
Am Donnerstag, dem 9. März, dem Tag nach der Veröffentlichung der Pressemitteilung, brach der Aktienkurs der SVB ein. Die Aktie erlebte den schlechtesten Börsentag ihrer Geschichte. Peter Thiel und andere Investor:innen riefen ihre Portfolio-Unternehmen dazu auf, Gelder bei der SVB abzuziehen. Gründerinnen und Gründer reagierten verunsichert.

SVB Financial Aktienchart in Euro – die Bank verlor in weniger als zwei Tagen mehr als 80 Prozent ihres Marktwertes. (Grafik: Boerse.de, 10.3.23)
Auch bei anderen bekannten US-Banken führten SVBs Nachrichten zu den drastischsten Wertverlusten seit drei Jahren. Der Wert der vier größten US-Banken – JP Morgan Chase, Bank of America, Citigroup und Wells Fargo – sank am Donnerstag um insgesamt 52 Milliarden Dollar, wie das Handelsblatt berichtete.
Und jetzt?
Laut CNBC scheiterte SVBs geplante Kapitalerhöhung an diesem Freitag. Zunächst hieß es, die Muttergesellschaft SVB Financial versuche, eine:n Käufer:in für die Gruppe zu finden. Doch am selben Tag wurde bekanntgegeben, dass die Silicon Valley Bank geschlossen wird. Das kalifornische Department of Financial Protection and Innovation, das die Schließung veranlasste, ernannte die Federal Deoposit Insurace Corporation (FDIC) als Insolvenzverwalter.
Wie es weitergeht, wird sich zeigen. Klar ist, dass die Krise rund um den prominenten Startup-Finanzierer aus dem Silicon Valley zusammen mit der Liquidierung von Silvergate das Vertrauen in den Bankensektor erschüttert hat.
Der Artikel wurde am 10. März 2023 um 17:58 Uhr um die Information über die Schließung der Bank ergänzt.