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Ratgeber

Kollaps der Silicon Valley Bank: Was deutsche Sparer daraus lernen können

In den USA und weit darüber hinaus hat die Pleite der Silicon Valley Bank für ein Erdbeben in der Startup-Welt gesorgt. Auch wenn die Unternehmen jetzt wieder an ihr Geld kommen und keine Verluste befürchten müssen, lässt sich aus dem Fall einiges mitnehmen.

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Die Pleite der Silicon Valley Bank hat offenbar keine Kettenreaktion ausgelöst. (Foto: Sundry Photography/Shutterstock)

Mit der Pleite der Silicon Valley Bank treffen wir auf eine Bankeninsolvenz, die weitere ähnliche Fälle nach sich ziehen könnte – und vor allem zu Nervosität an den Märkten führt. Denn das Verschwinden der Silicon Valley Bank stellt den größten Zusammenbruch einer US-Bank seit der Lehman-Pleite 2008 dar, also durchaus eine ernst zu nehmende Verwerfung im Bankwesen.

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Bezüglich der Silicon Valley Bank sieht es danach aus, dass die Kund:innen wohl mit einem blauen Auge davongekommen sind, doch das gibt keinen Grund zur Entwarnung. Denn aus dem Fall lässt sich einiges lernen. Doch immerhin haben die Bankensysteme der jeweiligen Länder aus ähnlichen Fällen der Vergangenheit gelernt und umfangreiche Vorkehrungen getroffen, um Kettenreaktionen zu verhindern.

Warum kam es zu den Zahlungsproblemen der Silicon Valley Bank?

Wie so oft lässt sich das nicht auf einen einzelnen Grund reduzieren. Ein wichtiger Grund war sicherlich die angespannte wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen und Startups der Digitalwirtschaft, die jetzt dazu führte, dass einige Startups ihre Kredite nicht mehr fristgerecht zurückzahlen konnten und gleichzeitig Unternehmen an ihre Einlagen wollten. Auch von einem erhöhten Cash-Burn der Startups ist die Rede. Will sagen: Viele Startups verbrennen derzeit mehr Geld als geplant.

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Hinzu kommt ein weiteres spezielles Problem dieser Bank: Sie investierte das reichlich zugeflossene Geld in lange laufende Staatsanleihen und Hypotheken zu hohen Kursen – und muss jetzt Anleihen zu ungünstigen Kursen verkaufen, was sie doppelt hart trifft.

Als dann noch ein Finanzanalyst von dem „Lehman-Moment für die Startup-Welt“ sprach, führte das zu dem zu erwartenden (digitalen) Bankansturm und dem Abziehen sämtlicher Gelder durch die Unternehmen, was (ebenfalls erwartungsgemäß) alles nur noch schlimmer machte und macht.

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Hat das auch Auswirkungen auf deutsche Startups und Unternehmen?

Ja, ganz unmittelbar – denn auch in Europa hat die Silicon Valley Bank einige Unternehmenskunden, in Deutschland sitzen rund zehn Prozent der 3.600 Unternehmen, die in Europa mit der Bank eine Geschäftsbeziehung pflegen. Die deutsche Bankenaufsicht (Bafin) hat jetzt der deutschen Niederlassung der SVB die Lizenz entzogen und „aufgrund der bestehenden Gefahr für die Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber Gläubigern ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot erlassen“, wie es heißt. Die Frankfurter Niederlassung (13 Mitarbeitende) vergab allerdings ohnehin nur Kredite an Unternehmen, durfte hingegen keine Einlagen verwalten – und ist somit keine Gefahr für das Bankensystem in Deutschland und darüber hinaus. Das Einlagengeschäft lief über die US-Muttergesellschaft.

Davon abgesehen dürften viele Startups aktuell auf Fragen von Geschäftspartner:innen und Kund:innen treffen, ob ihre Finanzierung über die SVB lief oder läuft. Und da die Silicon Valley Bank mit zahlreichen Venture-Capital-Fonds in der US-Startup-Welt zusammenarbeitet, ließ sich auch nicht genau abschätzen, welche Auswirkungen all das für den Cashflow der Branche hat.

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Was passiert mit dem Geld der Kund:innen der Silicon Valley Bank?

In den letzten Tagen war das Institut geschlossen und die Kund:innen, die nicht rechtzeitig das Geld auf andere Konten umgeleitet hatten (was das Problem natürlich für die Bank noch verschlimmert hatte), kamen nicht an ihr Geld. Das bedeutet, sie konnten ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber Mitarbeiter:innen und Geschäftspartner:innen nicht nachkommen. Um zu verhindern, dass dies einige Unternehmen die Existenz kostet oder zumindest bei allen Beteiligten einen Imageverlust nach sich zieht, haben alle Beteiligten eine schnelle Lösung gesucht.

Immerhin hat die US-Einlagensicherung zugesagt, dass jede:r Kund:in am heutigen Montag nicht nur auf die dem Einlagensicherungsfonds unterliegenden 250.000 US-Dollar Zugriff erhalten wird, sondern man auch für die darüber hinausgehenden Einlagen eine Lösung gefunden habe. Dazu wurde die Bank als systemrelevant eingestuft, was den Regulator:innen erlaubt, Garantien für die unbesicherten Einlagen der Kund:innen abzugeben.

Dennoch wird die US-Regierung nicht auf Steuerzahler:innenkosten die Bank (sowie die ebenfalls ins Straucheln geratene Signature Bank) retten. Die US-Notenbank und das Finanzministerium stellen Notkredite in Aussicht, um die Nachfrage nach Bankabhebungen zu befriedigen und so einen Ansturm auf andere Banken zu verhindern. Zudem engagieren sich auch einige Unternehmen und Venture-Capital-Investor:innen mit Stützungen für die Gelder der Bank. Auch die Kund:innen der in New York ansässigen Signature Bank sollen in vollem Umfang entschädigt werden.

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Was kann man aus der Geschichte lernen? Kann man so etwas verhindern?

Lernen lässt sich als Startup oder Unternehmen (aber auch als Privathaushalt) aus der Geschichte einiges: Es ist entgegen aller Loyalität einem Unternehmen oder Bankhaus gegenüber sinnvoll, sein Geld an mehreren Stellen zu haben, um im Ernstfall liquide zu bleiben. Gerade für ein Unternehmen bietet sich die Kombination einer Bank vor Ort mit entsprechenden Ansprechpartner:innen und mindestens zwei weiterer Banken, gegebenenfalls mit guten Konditionen bei internationalen Transaktionen, an. Und auch Privatpersonen sollten ihr Tagesgeld bei einem anderen Institut haben als die möglicherweise ein bis zwei Girokonten oder das Depot.

Denn – und damit kommen wir zum zweiten Teil der Frage – auch in Zukunft werden wir auf Banken treffen, die kurzfristig oder nachhaltig zahlungsunfähig sein können. Selbst wenn dann ein entsprechender Sicherungsfonds die Schäden der Kund:innen übernimmt, bedeutet das für einige Tage Liquiditätsprobleme, unbequeme Fragen der Kund:innen und Kooperationspartner:innen und womöglich ein Imageproblem. Im Fall der SVB hat etwa die Plattform Etsy am Freitag ihre Händler:innen darauf hingewiesen, dass es zu geringfügigen Verzögerungen bei der Auszahlung der Gelder kommen könne.

Bis zu welchen Beträgen springen Sicherungsfonds ein?

Was Gläubiger:innen im Ernstfall blühen kann und in welcher Höhe Schäden entstehen, kann man pauschal nicht sagen. Denn es gibt Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern, in denen eine Bank ansässig ist beziehungsweise woher sie ihre Banklizenz mitbringt. Und es hängt davon ab, ob es sich um Unternehmensgelder oder Einlagen privater Kund:innen handelt.

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Für Deutschland gilt: Einlagen sind mindestens bis 100.000 Euro durch einen Sicherungsfonds der Branche geschützt, wenn es sich um eine Bank nach deutschem Recht und mit hiesiger Lizenz handelt. In den meisten anderen europäischen Ländern ist der Betrag ebenso hoch, auch wenn er in einer anderen Währung (etwa schwedische Kronen) anfällt.

Hierunter fallen aber ohnehin nur die Gelder, die du einer Bank direkt als Tagesgeld oder Festgeld anvertraust, im Falle von Aktien oder gemanagten Fonds oder ETF handelt es sich um Sondervermögen, für das der Emittent (also das Unternehmen oder die ausgebende Gesellschaft) haftet.

Es können aber auch deutlich höhere Haftungssummen (wohlgemerkt nur für die Einlagen) gegeben sein, etwa wenn es sich um Unternehmenseinlagen handelt. In den USA und im vorliegenden Fall liegt die Einlagensicherung bei 250.000 US-Dollar – ein Betrag, der vielen Startups nicht ausreichen dürfte. Man geht davon aus, dass 97 Prozent der Startups mehr als diesen Betrag dort liegen hatten.

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Könnte all das zu größeren Verwerfungen in der Bankenwelt führen?

Auch wenn die ersten Anzeichen nicht darauf hindeuten, dass all das zu einem Dominoeffekt führen könnte, sind die Banken international angespannt. Denn vor allem kleineren Banken könnte es blühen, dass die Kund:innen ihnen nicht mehr vertrauen und die hinterlegten Gelder abziehen – ähnlich wie das dieser Tage in den USA der Fall war.

Es sieht aber so aus, dass zumindest in diesem nicht ganz kleinen Fall die Sicherungsmechanismen funktioniert haben. Dass alle Beteiligten (inklusive der privaten) hier so wohlwollend miteinander interagiert haben, hat aber wohl auch damit zu tun, dass allen bewusst ist, dass es zunächst darum geht, die berühmte Kettenreaktion zu verhindern, die speziell für die Startup-Szene zu einem Erdbeben hätte werden können. Dennoch zeigt auch das Verhalten einzelner Startups, dass niemand im Zweifelsfall der:die letzte Vernünftige bleiben will, der:die dann für die Nervosität der anderen haftet.

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