Silicon Valley Bank: US-Behörden sichern Kundengelder, Bafin verhängt Moratorium

Silicon Valley Bank in der Krise – aber die Kundengelder werden gesichert. (Foto: Shutterstock/Dennis Diatel)
Nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank haben US-Regulierungsbehörden am Sonntag eingegriffen, um einen Übergriff der Krisenstimmung auf das gesamte Finanzsystem zu verhindern. In einem gemeinsamen Statement betonten das US-Finanzministerium, die Federal Reserve und der staatliche Einlagensicherungsfonds FDIC am Sonntag, dass alle Kunden der gestrauchelten Finanzinstitute ab Montag wieder Zugriff auf ihre kompletten Guthaben bekommen sollen.
Dazu wurden beide Banken als „systemisch relevant“ eingestuft, was den Regulatoren erlaubt, Garantien für die unbesicherten Einlagen der Kunden abzugeben. Den US-Steuerzahlern sollen dabei aber keine Kosten entstehen, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung.
Bereits am Freitag war die auf Startup-Finanzierungen spezialisierte Silicon Valley Bank nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden, was weltweit für Unruhe an den Finanzmärkten gesorgt hatte.
Die Angst vor einem Dominoeffekt an den Finanzmärkten war noch gestiegen, als die US-Regulierer am Sonntag mit der Signature Bank ein weiteres Institut geschlossen hatten. Auch die New Yorker Bank werde am Montag nicht öffnen, wie die Behörden mitteilten, auch bei ihr sollen die Einlagen der Kunden in vollem Umfang gesichert werden.
Keine Bankenrettung
Trotzdem beteuert die US-Regierung, dass es keine Bankenrettungsaktion wie in der Finanzkrise von 2008 geben soll, als die Pleite von Lehman Brothers weltweit Verwerfungen im Finanzsektor auslöste. Weder im Fall der SVB noch der Signature sollen Aktionäre geschützt werden.
In der Finanzkrise sei die Regierung zwar auf diese Weise eingeschritten, sagte US-Finanzministerin Janet Yellen am Sonntag in einem Interview mit dem Fernsehsender CBS, betonte aber: „Das machen wir nicht noch einmal.“ Die Frage einer möglichen Bankenrettung ist auch ein Politikum: US-Präsident Joe Biden betonte bereits, er sei „entschlossen, diejenigen, die für dieses Durcheinander verantwortlich seien, zur Rechenschaft zu ziehen“. Die Startup-Bank SVB war ins Schlingern geraten, nachdem Kunden aufgrund von Liquiditätssorgen in großem Stil Geldmittel abgezogen hatten. Nach einem Kursrutsch wurden die Aktien der SVB daher am Freitag vom Handel ausgesetzt.
Die US-Notenbank und das Finanzministerium stellen nun Notkredite in Aussicht, um die Nachfrage nach Bankabhebungen zu befriedigen und so einen Ansturm auf andere Banken zu verhindern.
Dazu soll ein neues Programm geschaffen werden, das den Banken Kredite mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr anbietet, wenn sie US-Staatsanleihen, mit Hypotheken besicherte Wertpapiere und andere Sicherheiten hinterlegen. Die Fed sei bereit „jeglichen Liquiditätsdruck zu adressieren, der entstehen könnte“, wie es in einer weiteren Mitteilung heißt.
Verkauf in UK, Moratorium in Deutschland
In den USA wird weiter nach Käufern für die SVB gesucht, in Großbritannien wurde bereits ein weißer Ritter gefunden. Dort übernimmt die britische Großbank HSBC die britische Tochter der SVB. Die britische Regierung teilte am Montagmorgen mit, die Transaktion sei „von der Bank of England in Absprache mit dem Finanzministerium erleichtert“ worden. Auch dort werden die Kundengelder geschützt und keine Steuergelder eingesetzt.
In Deutschland hat die Finanzaufsicht Bafin heute ein Moratorium über die hiesige Niederlassung der SVB verhängt. Aufgrund der vorhandenen Gefahr für die Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber Gläubigern besteht damit ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot. Zudem ordnete die Behörde an, die Bank für den Verkehr mit der Kundschaft zu schließen.
Kryptomarkt erholt sich leicht
Die Stablisierungsmaßnahmen der US-Regierung könnten auch Kryptounternehmen zugute kommen. Die sind nicht nur durch den Kollaps der SVB unter Druck geraten, wo viele ihre Einlagen geparkt hatten. Auch der Zusammenbruch der Signature Bank ist ein düsteres Zeichen für den Sektor, nachdem erst vor wenigen Tagen mit Silvergate Capital eine der größten Banken für Kryptodienstleistungen dichtgemacht hatte. Die Signature Bank war ebenfalls groß im Kryptogeschäft.
Zuletzt war der Stablecoin-Anbieter Circle unter Druck geraten, nachdem der von ihm herausgegebene wertstabile Token USDC, der eigentlich immer den Wert von einem Dollar haben soll, unter diesem Wert notierte. Zuvor hatte das Unternehmen am Freitagabend mitgeteilt, dass es knapp 3,3 Milliarden US-Dollar an Reserven nicht von der Silicon Valley Bank abbuchen kann. Am Montag soll der USDC-Betrieb aber „wieder ganz normal fortgeführt werden“, sobald die Banken öffnen, betont Circle.
In einem aktuellen Tweet zeigt sich Circle-CEO Jeremy Allaire angesichts der Stabilisierungsmaßnahmen der US-Notenbank erleichtert, die Einlagen bei der Silicon Valley Bank seien nun zu hundert Prozent sicher. Der Prozess des Mintings und der Rücknahme soll jetzt durch die Bank BNY Mellon erleichtert werden. Man wolle robuste und automatisierte USDC-Abwicklungs- und -Reserveoperationen mit höchster Qualität und Transparenz aufbauen. Dabei soll auch ein neuer Transaktionsbanking-Partner helfen.
Auch die Kurse am Kryptomarkt erholten sich übers Wochenende wieder: Der Bitcoin stieg auf etwa 22.500 US-Dollar, nachdem er vor wenigen Tagen noch unter die Marke von 20.000 Dollar gefallen war.