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Diess: VW braucht auch 2030 noch viele Menschen in der Produktion

Was ist von der deutschen Autoindustrie übrig, falls alle in einigen Jahren vollelektrisch und digital fahren? Die Aufgabe des Umsteuerns ist enorm, die Sorgen unter Gewerkschaftern sind groß.

3 Min.
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VW-Chef Herbert Diess. (Foto: dpa)

Die Umwälzungen in der Autobranche werden auch aus Sicht des VW-Konzernchefs beträchtlich sein – Herbert Diess warnt jedoch vor einer Dramatisierung der Job-Folgen. „Die ganzen Negativszenarien, die da manchmal gezeichnet werden, sind überzogen“, sagte er im Interview den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX. „Wir bleiben ein Autobauer.“ Fahrzeugfertigung werde Ende des Jahrzehnts immer noch das VW-Kerngeschäft sein, wenngleich sich die Wagen stark veränderten und mit deutlich kleineren CO2-Lasten unterwegs seien.

„Um viele Autos zu bauen, braucht man auch 2030 noch viele Menschen in der Produktion“, so Diess. „Und viele werden ziemlich ähnliche Tätigkeiten ausüben wie heute. Vielleicht höher automatisiert, aber es bleibt im Wesentlichen Produktion.“ Das schließe nicht aus, dass der gleichzeitige Aufbau von mehr IT-Kompetenz große Veränderungen und umfassendes Umdenken mit sich bringe. „Natürlich werden wir im Bereich Software wachsen mit neuen Mitarbeitern“, sagte der Manager. „Aber anders als in schnellen Branchen braucht der Wandel in der Autoindustrie viel Zeit. Zwei Modelllebenszyklen sind bei uns 15 Jahre. Tesla ist heute da – nach 15 Jahren harter Arbeit.“

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Als Volumenanbieter mit Größenvorteilen habe die VW-Gruppe vielleicht etwas mehr Anpassungszeit als andere. „Aber auch nicht zu viel. Wenn wir es gut weitermachen, kann man einen Großteil der Arbeitsplätze sicher retten, an bestimmten Stellen wachsen, an anderen schrumpfen.“

Gelingt Lieferanten der Umbruch?

Während Auto- und Zulieferkonzerne Milliardeninvestitionen vor allem in alternative Antriebe und Vernetzungstechnik pumpen, bedeutet der Umbruch für kleinere Lieferanten hohen Mehrbedarf in Finanzierung und Weiterbildung. Diess ist relativ zuversichtlich, dass der Wandel vielerorts gelingt: „Auch 70 Prozent der Zulieferer fahren durch diese Transformation, als gäbe es keine. Sitze bleiben Sitze, Stahl bleibt Stahl, Räder bleiben Räder, Bremsen bleiben Bremsen.“

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Im Antrieb tue sich viel. „Aber auch da wird der Wandel überschätzt, weil der Antrieb heute schon nicht der mitarbeiterintensivste Bereich ist“, sagte Diess. „Ein Motor hat eine Fertigungszeit von etwa einer Stunde bei uns im Haus, im Vergleich zu 20 bis 30 beim Fahrzeug.“ Die Frage sei in den kommenden Jahren eher: „Bleiben wir wettbewerbsfähig gegenüber den neuen Konkurrenten wie zum Beispiel aus Asien?“

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VW will ökologisch zulegen

Ziehen Belegschaften und Kunden im ökologischen und digitalen Umbau mit, könne das Auto noch in der Bedeutung zulegen. Es werde „viele Negativaspekte verlieren“, erwartet Diess. „In ein paar Jahren können Sie guten Gewissens mit einem SUV hier herumfahren. Es gibt Kritiker, die sich aufs Klima berufen, aber eigentlich gegen das Auto sind, gegen die individuelle Mobilität. Aber die verliert viel von ihrem Schrecken, sie wird sehr viel sicherer, sie wird umweltfreundlicher.“

Auf dem Weg dorthin gibt es indes Gesprächsbedarf. So fordern etliche Klimaschützer von der Autoindustrie trotz nachgeschärfter Ziele ein rascheres Verbrenner-Aus. Gewerkschafter und Politiker sorgen sich vor allem in den automobilstarken Regionen Niedersachsens, Bayerns und Baden-Württembergs um die Zukunft der Jobs in kleinen Firmen.

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Die neue VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo mahnte jüngst, die Gesellschaft müsse das Beschäftigungsthema dabei ernster nehmen, um weiterer politischer Enttäuschung vorzubeugen. Die Begleitung des Umbruchs in Zusammenarbeit mit der IG Metall, den Arbeitgebern und den Herstellern war auch Thema mehrerer „Autogipfel“ bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Die Arbeitswelt in der Branche wurde zudem durch die Pandemie stark verändert. Er habe das in der zurückliegenden Zeit selbst oft gespürt, so der VW-Konzernchef. „Ich bin im Vorstand zum Beispiel für China verantwortlich, da war ich seit eineinhalb Jahren nicht mehr“, sagte Diess. „Das ist ein dramatischer Nachteil, ich kann die Situation dort nicht wirklich gut einschätzen, wenn man die Leute nur am Telefon und in der Videokonferenz spricht.“ dpa

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