New Auto: Hälfte aller Autos des Volkswagen-Konzerns bis 2030 mit Batterieantrieb
Der Volkswagen-Konzern will bis zum Jahr 2030 die Hälfte seines gesamten Modellangebots auf Batterieautos umgestellt haben. Dieses Ziel gab Vorstandschef Herbert Diess am Dienstag bei der Vorstellung der neuen Unternehmensstrategie aus. Die größte europäische Autogruppe plant zudem, im laufenden Jahrzehnt den realen CO2-Fußabdruck pro Wagen über den gesamten Lebensabschnitt eines Fahrzeugs um 30 Prozent gegenüber dem Niveau von 2018 zu senken.
New Auto: Volkswagen will Tesla im Bereich der Elektromobilität überholen
Die Vorgaben seien „im Einklang mit dem Pariser Abkommen“, erklärte VW mit Blick auf die internationalen Klimaziele. Am Mittwoch werden von der EU-Kommission in Brüssel Details dazu erwartet, mit welchen Schritten die Staaten Europas bis 2030 eine Minderung des Ausstoßes von Treibhausgasen um 55 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 erreichen sollen.
Bis 2040 will der nach Toyota zweitgrößte Autokonzern der Welt dann einen Anteil von „fast 100 Prozent aller neuen Fahrzeuge in den wichtigen Märkten“ schaffen, die bilanziell klimaneutral unterwegs sind. Eine konzernweit komplett ausgeglichene CO2-Bilanz wird spätestens für das Jahr 2050 angestrebt.
Volkswagen will weltweiter Marktführer bei der E-Mobilität werden und vor allem gegenüber dem US-Wettbewerber Tesla aufholen. In den kommenden Jahren fließen weitere Milliarden-Investitionen in den Bereich, ebenso in Digitalisierung und Dienstleistungen. Nach eher stockendem Beginn zieht die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in vielen Ländern an – auch dank üppiger staatlicher Förderprogramme. Die Kernmarke VW Pkw hatte im Frühjahr bei der Vorlage ihrer eigenen neuen Strategie angekündigt, bis 2030 in Europa mindestens 70 Prozent ihrer Verkäufe aus dem Absatz reiner Stromer bestreiten zu wollen.
„Bisher unerreichte Synergien“:VW will mit einheitlichen Plattformen Größenvorteile ausschöpfen
Mit vier einheitlichen Plattformen will der Volkswagen-Konzern künftig über alle Marken hinweg seine Größenvorteile mehr ausschöpfen. Wie Vorstandschef Herbert Diess am Dienstag bei der Vorstellung der neuen Strategie bis zum Jahr 2030 ankündigte, wird sich das Prinzip gleicher Teile zum Einsatz in möglichst hohen Stückzahlen bald nicht mehr nur auf die bekannten Fahrzeug-Baukästen beschränken. Es erstrecke sich zunehmend auch auf Digitalisierung, Elektrifizierung und Dienstleistungen.
Damit sollten „bisher unerreichte Synergien“ genutzt werden, erklärte er in Wolfsburg. Dabei sollen vier übergreifende Plattformen schrittweise aufgebaut werden: für die technische Grundarchitektur von Batteriefahrzeugen, für den zunehmenden Einsatz eigener Software in den Autos, für die interne Batteriezellfertigung, für neue Mobilitätsdienste und autonomes Fahren nach Level 4. Für die Entwicklung der Software-Architektur E3 2.0 werde das konzerneigene Software- und Technologieunternehmen Cariad verantwortlich sein. Die einzelnen Töchter des Konzerns sollen sich später aus diesen Elementen bedienen und spezifische Varianten auf diesen aufbauen können.
Kernstück ist – wie bei früheren Plattformen – der Gedanke, technische Standards zu vereinheitlichen, die Vielfalt der Varianten zu verringern und so auch Kosten zu senken. Das Fahrzeug-Basissystem „Scalable Systems Platform“ (SSP) soll für reine E-Fahrzeuge ab 2026 in der Produktion verwendet werden. Insgesamt sollen den Plänen zufolge über 40 Millionen Autos auf dieser Grundlage entstehen.
VW holt chinesischen Partner für Batteriewerk Salzgitter – Ausbau in Spanien
Ferner hat Volkswagen seine milliardenteuren Pläne zum Aufbau eigener Batteriezell-Fabriken konkretisiert und tut sich am Standort Salzgitter mit einem großen Anbieter aus China zusammen. Am Sitz des bisherigen Motorenwerks in Niedersachsen werde sich der chinesische Zellhersteller Gotion High-Tech als „Technologiepartner“ beteiligen. Beide Seiten hätten zu Beginn dieser Woche eine entsprechende Vereinbarung geschlossen, hieß es in Wolfsburg. Als gemeinsamer Produktionsstart werde das Jahr 2025 angepeilt.
VW zieht in Salzgitter eine eigene Fertigung für die oft noch knappen Batteriezellen hoch, auch um unabhängiger von externen Lieferanten zu werden. Eine Pilotlinie gibt es hier schon.
Insgesamt entstehen in den kommenden Jahren fünf weitere Zellfabriken. In Schweden ist etwa der Partner Northvolt dabei. Bei der Auswahl weiterer Standorte legte sich der Konzern nun auf Spanien fest – die Heimat seiner Marke Seat. Das Land werde „eine strategische Säule in der Elektrostrategie“. Ein strategischer Partner werde noch gesucht.
Außerdem will die VW-Gruppe die Fertigung ihrer geplanten Elektro-Kleinwagenserie („Small BEV“) ab 2025 in Spanien ansiedeln. Eine konkrete Investitionsentscheidung hänge in diesem Fall unter anderem davon ab, ob es staatliche Unterstützung hierfür gebe. afr/dpa