Digitale Poststation statt Filiale? Das könnte bald in vielen Orten Realität werden
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In den letzten Jahren hat die Deutsche Post neben den allgegenwärtigen Packstationen auch rund 100 Poststationen installiert, die neben der Abholung und Aufgabe von Paketen auch das Versenden von Briefen sowie die Beschaffung von Briefmarken ermöglichen. Doch die sind nicht mit dem aus den Neunzigerjahren stammenden Bundespostgesetz in Einklang zu bringen.
Dieses sieht unter anderem vor, dass eine Postfiliale in jedem Ort mit mindestens 2.000 Einwohnern zu stehen hat – eine Vorgabe, die die Deutsche Post in der Vergangenheit oftmals mithilfe von lokalen Dienstleistern und Shop-in-Shop-Lösungen erledigte. Doch selbst das ist nicht mehr überall umsetzbar, da lokale Läden entweder ganz aufgeben oder sich das Postgeschäft nicht mehr rechnet.
Rund 140 Standorte sind bereits heute nach Angaben der Bundesnetzagentur ohne Postfiliale, obwohl sie von Rechts wegen eine haben müssten. Hinzu kommt: Die Poststationen könnten bei entsprechender Beaufsichtigung auch deutlich längere Öffnungszeiten haben als dies bei einer Postfiliale auf dem Land der Fall wäre.
Postgesetz aus dem letzten Jahrhundert
Doch entsprechen die „automatisierten und digitalen Lösungen“ der Verpflichtung nach Inklusion? Auch wenn das Gesetzeswerk von 1999 das noch nicht so nannte, muss auf weniger technikaffine Minderheiten Rücksicht genommen werden. Ein Eckpunktepapier des hierfür zuständigen Bundeswirtschaftsministeriums sieht Automation als adäquaten Ersatz – doch es wird sich zeigen müssen, ob der Gesetzgeber dies auch so versteht.
Klar ist bereits heute, dass die Poststationen (100 im Vergleich zu 13.000 Packstationen) deutlich mehr werden dürften, wenn die Bundesregierung diese beim Thema Filialpflicht als adäquaten Ersatz definiert. „Auch im Postbereich ist es so, dass häufig nachgefragte Dienstleistungen wie der Kauf von Brief- und Paketmarken oder der Versand von Briefen und Paketen einfach und bequem über automatisierte Einrichtungen abgewickelt werden können“, erklärt ein Unternehmenssprecher gegenüber den Medien.
Anders ausgedrückt: Bei Bankgeschäften und Fahrkartenkauf haben sich die Kund:innen ja auch dran gewöhnt, warum soll dies also nicht auch beim Versand von Briefen und Paketen gehen? Denkbar wären hier auch, ähnlich wie dies die Deutsche Bahn bereits praktiziert, Filialen, in denen per Videobildschirm bedient, kassiert und ausgeliefert wird.
Gehen digitale Filialen und Inklusion zusammen?
Während sich die Politik weitgehend positiv zu solchen Vorschlägen äußert, sind Vertreter der Sozialverbände skeptisch, da sie befürchten, dass dabei ältere und behinderte Menschen auf der Strecke bleiben.
Klar ist in der Tat, dass es für die Deutsche Post immer schwieriger wird, in ländlichen und weniger dicht besiedelten Gebieten präsent zu sein. Und in der Tat werden auch Gegner automatisierter und digitale Lösungen auf Dauer nicht umhinkommen, sich mit (dann möglicherweise per Videoservice bedienten) Lösungen anzufreunden.
Dafür gäbe es dann Lösungen, die weit längere Öffnungszeiten bieten als die heutigen Filialen – sofern überhaupt noch vorhanden. Denn eine zentral bediente Videofiliale könnte sich deutlich besser rechnen und effizienter arbeiten.
Wichtig ist aber auch, dass die Bundesregierung hier möglichst bald Klarheit und Planungssicherheit schafft, um ein flächendeckendes Netz an Poststationen entwickeln zu können. Profitieren würden davon alle Beteiligten.