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Digitale Zentralbankwährung: Warum gerade Schwellenländer jetzt Vorreiter sind

Mit Nigeria geben jetzt insgesamt sieben Entwicklungs- und Schwellenländer eine digitale Zentralbankwährung aus. Was erhoffen sich diese Staaten davon und was hindert eigentlich die großen Volkswirtschaften daran, es ihnen gleichzutun?

3 Min. Lesezeit
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Skyline der nigerianischen Großstadt Lagos. (Foto: ba55ey / Shutterstock.com)

Nigeria hat mit dem E-Naira in Rekordzeit eine digitale Zentralbankwährung geschaffen. Geholfen hat dabei das karibische Fintech-Unternehmen Bitt. Die Firma aus Barbados hatte zuvor schon mit DCash eine digitale Zentralbankwährung für die ostkaribischen Wirtschafts- und Währungsunion konzipiert. Die Vergabe war jedoch nicht unumstritten. Der Verband der nigerianischen Computerbranche kritisierte beispielsweise, dass der Auftrag an ein ausländisches Fintech-Unternehmen vergeben wurde. Die Anti-Korruptionsgruppe HEDA wiederum forderte schon kurz nach der Vergabe die Freigabe aller relevanten Dokumente, um etwaige Unstimmigkeiten beim Vergabeprozess auszuschließen. Befürworter des E-Naira sehen indes durchaus Potenzial dafür, dass die digitale Zentralbankwährung einen positiven Einfluss auf die Volkswirtschaft des Schwellenlandes haben könnte.

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Der nigerianische Unternehmer und ehemalige Präsidentschaftskandidat Tope Fasua bezeichnet die Einführung des E-Naira als „das Klügste, was unsere Zentralbank seit langem zustande gebracht hat.“ Fasua glaubt, dass das an die Landeswährung gekoppelte Digitalgeld letztlich die Wirtschaft des Landes stützen wird. Das deckt sich mit der Einschätzung des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen. Die UN-Organisation geht davon aus, dass vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer von der Einführung einer digitalen Zentralbankwährung profitieren können. Zumindest wenn etwaige Risiken ausreichend bedacht werden.

Was sind die Vorteile einer digitalen Zentralbankwährung für Entwicklungs- und Schwellenländer?

Noch immer verfügen viele Menschen in Entwicklungsländern über kein eigenes Bankkonto. Nach Ansicht des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen könnten Digitalwährungen genau diese Menschen stärker in die Wirtschaft integrieren. Außerdem könnte eine digitale Zentralbankwährung den Zufluss von Geldern aus dem Ausland vereinfachen. Zusätzlich könnte eine Digitalwährung auch die Sicherheit und Geschwindigkeit von Transaktionen erhöhen, was wiederum positive Auswirkungen auf die Wirtschaft eines Landes haben könnte.

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Der nigerianische Präsident Muhammadu Buhari hofft darüber hinaus, dass die Einführung des E-Naira dabei helfen kann, die Schattenwirtschaft des Landes zu bekämpfen. Studien zufolge macht der informelle Sektor zwischen 47 und 67 Prozent des nigerianischen Bruttoinlandsprodukts aus. Die Nation verliert dadurch rund 56 Prozent der potenziell möglichen Steuereinnahmen. „Der Einsatz einer digitalen Zentralbankwährung kann dazu beitragen, dass weit mehr Menschen und Unternehmen aus dem informellen in den formellen Sektor wechseln, wodurch sich die Steuerbasis des Landes erhöht“, erklärte Buhari bei einer Ansprache im Rahmen der Einführung des E-Naira.

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Gleichzeitig besteht für Entwicklungs- und Schwellenländer ohne nennenswerte Bankeninfrastruktur derzeit die Gefahr, dass die Bevölkerung auf nichtstaatliche Kryptowährungen oder ausländische Digitalwährungen umsteigt. Eine solche Währungsflucht wäre von den betroffenen Ländern nur schwer aufzuhalten. Nigeria hatte auf die Gefahr bereits vor einigen Monaten mit einem generellen Verbot von Kryptowährungen reagiert. Für Entwicklungs- und Schwellenländer könnte ein möglichst früher Einstieg in digitales Zentralbankgeld daher auch ein Weg sein, das Risiko frühzeitig zu minimieren, indem sie eine eigene Alternative anbieten.

Warum haben die großen Volkswirtschaften noch keine digitale Zentralbankwährung?

Nach Ansicht von Hong Kyung-sik von der koreanischen Zentralbank macht es derzeit für die großen Volkswirtschaften wenig Sinn, eine digitale Zentralbankwährung auszugeben. Das sehen viele seiner Kollegen offenbar ähnlich. Zwar tragen sich im Grunde alle großen Zentralbanken mit Überlegungen zur Einführung digitaler Währungssysteme, dabei geht es aber in aller Regel vor allem um die Optimierung der bestehenden Zentralbankprozesse und weniger um die Einführung einer digitalen Parallelwährung. Zumal hierzulande auch tatsächlich kein großer Bedarf dafür bestehen würde. Es herrscht kein Mangel an Finanzdienstleistern und Zahlungen stellen kein nennenswertes Problem dar. Zwar gäbe es letztlich, wie überall, auch hier Verbesserungsbedarf, aber jede größere Änderung am bestehenden Zentralbanksystem stellt letztlich auch ein ökonomisches Risiko dar.

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Würden die EU oder die USA aber dennoch eine eigene Digitalwährung auflegen, hätte das unter Umständen schwerwiegende Folgen für die ärmeren Länder der Welt. Die können den Gebrauch Fremdwährungen innerhalb der Bevölkerung schon heute oft nur bedingt kontrollieren. Eine Studie des Internationalen Währungsfonds warnt daher davor, dass eine von den großen Volkswirtschaften ausgegebene und dementsprechend stabile Digitalwährung in Schwellenländern zu einer verstärkten Währungsflucht führen würde. Die wiederum könnten die dortigen Regierungen, je nach Implementation einer solchen Währung, kaum aufhalten. Eine souveräne Geldpolitik könnte dann für einige Staaten unmöglich werden.

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