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Alles, was du über CBDC und den digitalen Euro wissen musst

Eine digitale Zentralbankwährung (CBDC) könnte in Form des digitalen Euro bereits in wenigen Jahren verfügbar sein, doch noch fehlt ein wirklicher Nutzen, den bestehende Kryptowährungen nicht bieten können.

4 Min. Lesezeit
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Der digitale Euro kommt – frühestens in fünf Jahren. (Bild: peterschreiber.media / Shutterstock)

Central Bank Digital Currencies, kurz CBDC, beschreiben digitale Zentralbankwährungen, eines der aktuell am meisten diskutierten Themen der Kryptobranche und der Geldpolitik. Doch anders als bei Bitcoin, Ethereum, Ripple und Co. handelt es sich dabei nicht um unabhängige digitale Währungen, die noch dazu weitgehend anonym gehandelt werden können, sondern um digitales Geld, das unter Aufsicht der jeweiligen Zentralbank eines Landes ausgegeben wird und wohl zumindest über Umwege nachvollziehbar in seinen Geldflüssen bleibt.

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Dazu muss man wissen, dass die Zentralbanken und die Aufsichtsgremien über das Finanzwesen am liebsten ganz auf das Thema verzichtet hätten, sich aber inzwischen dessen bewusst sind, dass sie lieber selbst entsprechende Geldinstrumente schaffen, als das Feld den freien Währungen komplett zu überlassen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde will so „sicherstellen, dass Bürger und Unternehmen auch im digitalen Zeitalter Zugang zur sichersten Form des Geldes, dem Zentralbankgeld, haben“.

Was die oberste Währungshüterin nicht sagt: Sie will auch im Spiel bleiben, wenn das Libra-Projekt (inzwischen Projektname Diem) aus dem Umfeld von rund 30 Payment-Unternehmen unter Führung von Mark Zuckerberg doch noch realisiert wird. „Digitale Zentralbankwährungen versprechen, die bessere Effizienz ihrer digitalen Form mit der Sicherheit einer Zentralbank in einem einzigen Zahlungsmittel zu kombinieren“, hatte beispielsweise Bundesbankvorstandsmitglied Burkhard Balz Anfang des Jahres erklärt und damit indirekt bereits die Weichen für den größer angelegten Feldversuch gestellt. Doch der Euro-Raum ist hier nicht allein: Rund 80 bis 100 Länder und Währungsräume planen derzeit einen Versuchsbetrieb oder mehr mit digitalem Zentralbankgeld – und da will natürlich auch die EZB nicht hinten anstehen.

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Elektronischer Euro: CBDC als Ergänzung zum Fiatgeld

Die Europäische Zentralbank ist hier also auch ein Stück weit in Zugzwang – auch weil einige Staaten schon einen konkreten Vorstoß im Hinblick auf die Schaffung digitaler Währungen gemacht haben, beispielsweise China, das den digitalen Yuan bereits in verschiedenen Testszenarien im Einsatz hat. In Deutschland, in der Eurozone und in vielen anderen westlichen Ländern ist man dagegen deutlich weniger begeistert von einer an den Geschäftsbanken vorbeigehenden Zweitwährung. Denn das ist der springende Punkt: Während in unserem gut ausgeprägten Bankensystem der Endkunde stets mit seiner Geschäftsbank zu tun hat, wäre es hier anders. Das CBDC genannte digitale Zentralbankgeld wäre lediglich eine Ergänzung zum Fiatgeld, das von den Geschäftsbanken ausgegeben wird.

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Der Besitzende, der:die Bürger:in, hätte gegenüber dem Staat eine direkte Forderung – doch zumindest in den westlichen Industrieländern dürfte das in der Praxis nach heutigen Verhältnissen abseits von Verschwörungserzähler:innen keinen ernsthaften Unterschied machen, weil nicht zahlungsfähige Banken stets durch verschiedene Mechanismen unterstützt oder gerettet wurden und Verbraucher:innen ganz andere Probleme haben, wenn diese Sicherungsmechanismen einmal versagen.

Digitales Zentralbankgeld nur wenige Tausend Euro

Das europäische CBDC, das voraussichtlich in den nächsten fünf Jahren in zwei Phasen entstehen könnte, wird nach heutigem Bekunden der staatlichen Institutionen auf wenige Tausend Euro pro Bürger beschränkt bleiben, und um dies nachhalten zu können, auch entsprechend personalisiert ausgegeben werden (oder zumindest über Umwege nachvollziehbar sein). Niemand will riskieren, dass sich zusätzlich zum klassischen Bankensystem – die jeweilige Zentralbank hat die Geschäftsbanken als Partner, die wiederum die Verbraucher – ein Subsystem entwickelt.

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Insgesamt würde digitales Zentralbankgeld (CBDC) über eine App oder spezielle Wallet gehandelt und verwahrt werden, wobei wahrscheinlich ohnehin die Banken (hierzulande etwa die Deutsche Kreditwirtschaft, DK) die Herausgeber einer solchen App wären und die Banken wohl dann doch wieder über Umwege im Boot wären. Einen wirklichen Zusatznutzen gibt es hier noch nicht abzusehen, weil die Nachteile der fehlenden Anonymität mit der Nachvollziehbarkeit durch eine staatliche Einheit kombiniert werden. Denkbar wäre immerhin, dass selbstverwahrende Wallets ihre eigene Bank-Chain-Adresse generieren und somit einer staatlichen Instanz gegenüber zumindest weitgehend Privatsphäre gesichert wäre – doch auch das ist keine wirkliche Anonymität, wie wir sie von freien Kryptowährungen kennen.

CBDC: Noch ist kein Mehrwert in Sicht

Unterdessen hat Whistleblower und Datenschutzexperte Edward Snowden harte Kritik an dem Konzept der digitalen Zentralbankwährungen geübt, wenn diese auch etwas anders gelagert ist: CBDC seien eine Gefahr, die von den Regierungen ausgehe und nur dazu diene, den Verbraucher:innen das grundlegende Eigentum an ihrem Geld zu verweigern. Dennoch wird die Idee von vielen befürwortet, da Dritte mit Hilfe von Smart Contracts automatisierte Finanzierungen via NFT durchführen könnten. Denkbar wäre beispielsweise, dass Unternehmen sich untereinander bezahlen oder auch Maschinen miteinander Handel treiben, wie beispielsweise ein Elektroauto, das an der Stromtanksäule gleich automatisiert bezahlt.

Doch all das – man ahnt es bereits – sind keine Anwendungen, die nicht auch anderweitig möglich wären. Was bleibt also an Vorteilen der digitalen Zentralbankwähung? Bisher nicht viel, denn die Unabhängigkeit von Inflation, wie sie etwa Bitcoin und Co. bieten, finden wir hier nicht vor, dafür aber einen festen Wechselkurs und ein Plus an Sicherheit. Denn anders als Kryptowährungen, die sich im Hinblick auf ihren Kurs im Zweifelsfall auch mal an irgendeinem Tweet von Elon Musk orientieren, hängt der Kurs des E-Euro oder anderer CBDC immerhin von der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Wechselkurs der entsprechenden Länder oder Währungsräume ab. Und umgekehrt werden digitale Zentralbankwährungen in Ländern, deren Währungssystem ohnehin schon als unsicher gilt – ein Blick nach Südamerika zeigt, was damit gemeint ist – auch keinen besseren Schutz vor Währungsschwankungen bieten als die Währung (egal, ob in herkömmlicher oder elektronischer Form) selbst.

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Klar ist aber auch: Das CBDC-Thema ist in vielerlei Hinsicht noch reichlich unausgegoren und wird in den nächsten Jahren für jede Menge Diskussionsstoff sorgen. Und einen wirklichen Mehrwert werden die Beteiligten noch entwickeln müssen, um das System innerhalb der Bevölkerung populär zu machen. Bisher ist das CBDC-Konzept noch vor allem eines: die Verbindung der Nachteile zweier Welten.

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