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Ratgeber

Dispokredit: So tappst du nicht in die Schuldenfalle

Dispokredite sind verführerisch, denn Bankkund:innen unterschätzen oft die hohen Zinsen. Und die Banken? Die sind bei Zinsen auf Spareinlagen zögerlich, greifen beim Dispokredit aber gerne zu.

5 Min.
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Im schlechtesten Fall führt der Dispo in die Schuldenfalle. (Bild: Rawpixel.com/ Shutterstock)

„Stell dir vor, du leihst dir Geld von einem Freund und gibst es am nächsten Tag wieder. Genauso ist das auch bei der Bank – nur dass ihr Zinsen zahlt.“ So erklärt die Haspa in einem Tiktok-Video, wie der Dispokredit funktioniert. Was nicht so deutlich gesagt wird: Der Dispokredit ist eine besonders teure Kreditform und gleichzeitig besonders leicht zu bekommen. Verbraucherschützer warnen daher seit Jahren davor, zu ausgiebig Gebrauch davon zu machen. Sinnvoll ist die Nutzung nur für einen kurzen Zeitraum.

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Das Beispiel zeigt auch: Banken stellen sich gerne als nahbarer und freundlicher Partner ihrer Kund:innen dar. Ein Blick auf ihre aktuelle Zinspolitk liefert da ein anderes Bild: Denn die Vorteile für Sparer:innen geben die Banken nach der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) nur zögerlich an die Kund:innen weiter. Beim Dispozins greifen sie aber gerne zu.

Weshalb die Dispozinsen steigen

Seit Mai 2022 hat die EZB den Leitzins von null auf mittlerweile vier Prozent angehoben. Zuvor waren die Dispozinsen im Zuge der Nullzinspolitik fast ein Jahrzehnt lang gesunken. Doch seit etwa einem Jahr klettern sie in Deutschland wieder nach oben – und das sehr schnell.

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Laut einer aktuellen Auswertung der Stiftung Warentest liegt der Zinssatz durchschnittlich inzwischen bei 11,22 Prozent pro Jahr. Das ist eine Steigerung von 2,1 Prozentpunkten in nur einem Jahr – und der stärkste Anstieg in den vergangenen 20 Jahren. Zum Vergleich: Konsumentenkredite werden aktuell mit rund acht Prozent verzinst.

Während einige Banken hier kräftig kassieren, kommt die Zinserhöhung nur bedingt bei den Sparer:innen an. Obwohl die Institute aktuell selbst vier Prozent Zinsen bekommen, wenn sie das Ersparte der Kundschaft bei der EZB parken, heben sie die Zinsen auf Festgeld- und Tagesgeldangebote nur langsam an. Hohe Zinsen versprechen derzeit vor allem Direktbanken und Neobroker – allerdings sind die oft an Bedingungen gebunden oder auf Neukund:innen beschränkt.

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Wie der Dispo funktioniert

Der Dispositionskredit, auch umgangssprachlich „Dispo“ genannt, ist ein Überziehungskredit für das Girokonto. Damit räumt die Bank ihren Kund:innen die Möglichkeit ein, mehr Geld auszugeben als auf dem Konto liegt. Die Höchstgrenze dafür kann die Bank festlegen – abhängig davon, wie hoch sie die Kreditwürdigkeit ihres Gegenübers einschätzt.

In der Regel wird Bankkund:innen ein Dispokredit von drei Netttomonatsgehältern eingeräumt. Wird der vereinbarten Disporahmen überschritten, steigen die  Zinsen für den Überziehungskredit meist noch mal deutlich.

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Was am Dispozins problematisch ist

Der Dispo ist eine besonders verführerische Kreditform, denn er ist jederzeit verfügbar – ohne ein Bankgespräch führen und sich rechtfertigen zu müssen, wofür das Geld ausgegeben wird.

In einer Zeit, in der die hohe Inflation ein Loch in die Geldbörsen vieler Haushalte reißt, nutzen viele Menschen den Dispo als Puffer für ihr gestresstes Haushaltsbudget. Und sie unterschätzen dabei vielleicht, dass es sich hierbei immer noch um einen – oft nicht gerade günstigen – Kredit handelt.

Wie stark der Dispo in Krisenzeiten genutzt wird, zeigt eine Umfrage der Verbraucherzentrale von 2022: Demnach hatte etwa jede:r siebte:r Verbraucher:in in Deutschland (14 Prozent) Ende 2022 sein Konto überzogen, knapp die Hälfte (48 Prozent) gab als Grund dafür die höheren Lebenshaltungs- und Energiekosten an. Neun Prozent der Befragten sehen sich nicht in der Lage, die gestiegenen Lebenshaltungskosten auf Dauer tragen zu können und müssen sich verschulden, 14 Prozent rechnen damit, den Dispokredit erst nach mehr als sechs Monaten wieder ausgleichen zu können. Die Verbraucherzentrale fordert daher einen maximalen Rahmen für den Dispokredit, um zu verhindern, dass Verbraucher:innen dauerhaft in die Schuldenfalle tappen.

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Auch die Verbraucherschutzminister der Länder haben gerade ein gesetzliches Zinslimit für Dispokredite gefordert, der im Bereich von fünf bis maximal acht Prozentpunkten über dem Basiszinssatz der EZB liegen soll.

Hohe und intransparente Zinsen

Problematisch wird es, wenn Verbraucher:innen dauerhaft im Dispo sind. Wer sein Konto das ganze Jahr über mit durchschnittlich 2.500 Euro überzieht, zahlt bei einem Zinssatz von zehn Prozent immerhin 250 Euro.

Was Verbraucherschützer besonders ärgert: Manche Banken verstecken ihre Angaben zur Höhe der Dispozinsen quasi im Kleingedruckten. Einige geben nicht einmal eine konkrete Zahl an, sondern beziehen sich auf einen Referenzzins und legen dann fest, um wie viele Prozentpunkte ihr Dispozins darüber liegt. Kund:innen müssen also selber nachrechnen. Dafür gibt es eine nicht ganz unkomplizierte Formel, die zeigt: Die Frage, wie lange der Dispokredit genutzt wird, hat eine große Auswirkung darauf, ob hier hohe Kosten entstehen:

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Zinsen = (Kreditbetrag x Zeit der Überziehung in Tagen x Dispozins in Prozent) / (100 x 360)

Auch die meist zweistelligen Überziehungszinsen kritisieren die Verbraucherschützer. Wird der Disporahmen gesprengt, liegt der Zins laut Stiftung Warentest im Schnitt bei 13,24 Prozent pro Jahr – bei den teuersten Anbietern werden bis zu 21,13 Prozent fällig.

Wie wird man Dispo-Schulden wieder los?

Wer häufig in den Dispo rutscht, sollte sich daher ein Girokonto suchen, bei dem diese Zinsen besonders niedrig sind. Vergleichsportale wie Biallo, Verifox oder Check24 können dabei helfen. Die Stiftung Warentest hat ihrem Test herausgefunden, dass die güns­tigste Bank in Deutsch­land in einem ihrer Konto­modelle gar keine Dispozinsen verlangte, die teuerste Bank aber satte 16,46 Prozent. Die Spanne ist also sehr groß.

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Bei der Wahl der Girokontos sollte aber nicht nur auf den Dispo geachtet werden, sondern auch auf die jährlichen Gebühren. Nicht mehr als 60 Euro sollte ein Girokonto im Jahr kosten, meint die Stiftung Warentest. Allerdings erfüllten in ihrer Untersuchung nur 77 von 450 Konten dieses Kriterium.

Wer mit einen überschaubaren Betrag dauerhaft im Dispo ist, sollte lieber auf einen Rahmen- oder Ratenkredit umschulden, der in der Regel je nach Laufzeit und Höhe deutlich günstiger ist. Die monatlichen Ratenzahlungen zwingen außerdem dazu, die Schulden auch wirklich abzubauen. Allerdings sind auch die Zinsen für Ratenkredite in den vergangenen zwölf Monaten im Schnitt um fast drei Prozentpunkte gestiegen. Die günstigsten Konditionen bekommt auch nur, wer eine hohe Bonität hat.

Geht es vor allem darum, einen Puffer zu haben, um einen Engpass am Monatsende auszugleichen, dann kann auch eine Kreditkarte eine gute Alternative sein: Manchen Banken bieten darüber für einen Monat Geld an, ohne Zinsen zu nehmen. Wenn eine große Anschaffung ansteht, die das Girokonto ans Limit bringen würde sind, sind auch Rechnungen in Raten oder Später-Bezahlen-Möglichkeiten ein guter Weg, den Dispo zu vermeiden.

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Wer in Geldfragen schnell den Überblick verliert, kann den Disporahmen des eigenen Bankkontos übrigens auch streichen lassen – und so verhindern, wieder in die roten Zahlen zu rutschen.

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