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Bergung von E-Scooter im Rhein: Wasserpolizei stoppt Aktion wegen fehlender Genehmigung

Die Bergung von mindestens 500 im Rhein vor sich hingammelnden Verleih-Scootern gerät zunehmend zur Farce. Nachdem die Betreiber zunächst eine kurzfristige Abwicklung zugesagt hatten, war wenig passiert. Jetzt stoppte die Wasserpolizei einen neuerlichen Bergungsversuch.

3 Min. Lesezeit
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E-Scooter: Da stehen sie gut, in den Rhein gehören sie nicht. (Foto: Joshua Small-Photographer / shutterstock)

Diese Geschichte entwickelt einen kafkaesken Touch. Sie hatte skurril begonnen, konnte aber in ihrem Verlauf immer noch einen draufsetzen. Begonnen hatte alles mit einer Recherche des Westdeutschen Rundfunks (WDR) im Juni, die für einige Empörung gesorgt hatte. Demnach sollten bereits Hunderte von E-Scootern der in Köln ansässigen fünf großen Verleihfirmen im Fluss verrotten. Nach Aussage eines örtlichen Bautauchers stießen er und seine Kollegen bei mittlerweile jedem Tauchgang auf erhebliche Mengen dieser elektrischen Roller. Aus vielen trete bereits eine klebrige Masse aus.

500 Scooter im Rhein führen zu öffentlicher Empörung

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Verleiher sähen sich allerdings nur unzureichend in der Verantwortung, so der Interview-Partner des WDR. Ein angefordertes Bergungsangebot sei von einem Verleiher mit den Worten abgelehnt worden, das sei ja viel zu teuer und dann müssten die Scooter eben bleiben, wo sie sind.

Nach der Berichterstattung hatte das Thema eine starke Dynamik entwickelt. Auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte sich positioniert, denn allein rund 500 Scooter sollten in dem Teilstück des Rheins liegen, das der Kölner Innenstadt zuzuordnen ist.

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Die gemeinsame Plattform „Shared Mobility“, ein Zusammenschluss der Verleihfirmen, hatte unter diesem Druck angekündigt, alle Elektrotretroller, die bei Köln im Rhein liegen, auf eigene Kosten zu bergen. Die konzertierte Aktion sollte ab dem 28. Juni 2021 starten.

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Geplante Drohnenaktion findet keine behördliche Zustimmung

Dabei wollten die Verleiher eine Truppe aus Robotern und Unterwasserdrohnen zum Einsatz bringen. Zunächst sollte der Rhein per Drohne gescannt werden, um die Positionen der Scooter aufzunehmen. Nach Klärung der Positionen sollte eine spezielle Drohne mit Greifarm die elektrischen Tretroller aus dem Wasser ziehen. Nur wo das nicht möglich sei, sollten Taucher mit Spezialgerät zum Einsatz kommen.

Zu der Bergungsaktion war es aber nicht gekommen. Laut dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Rhein hatten die Verleihfirmen kein schlüssiges Konzept vorgelegt. Die Planung habe etliche Lücken aufgewiesen. Insbesondere der geplante Drohneneinsatz war Vorbehalten begegnet.

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Industrietaucher sollten es richten

Die Behörde hatte den Betreibern geraten, eher über den Einsatz von Industrietauchern nachzudenken. Letztlich hatten sich die Verleihfirmen genau dazu entschieden. Anfang September wurden dann ganze zwei E-Tretroller aus dem Schlick gezogen. Das hatte Sebastian Schlebusch, Sprecher der Arbeitsgruppe Mikromobilität bei der Plattform Shared Mobility (PSM), gegenüber der Deutschen Presseagentur bestätigt.

Ein Sonarboot hatte zuvor die Orte im Kölner Rheinauhafen identifiziert, an denen E-Scooter liegen könnten. Über 18 von 60 mutmaßlichen Fundstellen kamen die bereits erwähnten zwei Tretroller ans Tageslicht. Sie wurden mit einem Kran an Land gehoben und von Spezialisten der Entsorgungsfirma Remondis direkt zerlegt, um die feuergefährlichen Akkus sicher zu entfernen. Ebenso fanden die Taucher Eisenträger, einen Stuhl und Blechkisten, wie Markus Hambüchen von der Bautaucher-Firma berichtet hatte.

Danach sollte die Bergung im Rheinauhafen fortgesetzt werden. Innerhalb kürzester Zeit sollten alle 60 potenziellen Fundstellen abgetaucht sein, um danach die 45 weiteren Fundstellen außerhalb des Rheinauhafens in Angriff zu nehmen. Bei den vergangenen Bergungsaktionen in den Häfen nahe der Kölner Innenstadt und am Altstadtufer konnten bislang mehr als 50 Elektrotretroller geborgen werden.

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Jetzt spielt die Wasserpolizei nicht mit

Mitten im Rhein wollten Taucher am Montag in Köln erneut versunkene E-Scooter vom Flussgrund bergen. Dieser Versuch wurde jedoch nach wenigen Stunden von der örtlichen Wasserpolizei unterbunden. Das Wasser- und Schifffahrtsamt hatte die Polizei alarmiert. Grund: Die Bergungsaktion sei nicht beantragt und genehmigt worden.

Die Verleiher zeigten sich vollkommen überrascht. Sie wollen in mehreren Gesprächen mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt die Bergung der E-Scooter besprochen haben. Dabei sei allen beteiligten Behörden angekündigt worden, dass in dieser Woche im Rhein erneut mit einem Baggerschiff E-Tretroller aus dem Wasser geholt werden sollen. Zwei Wochen zuvor wollen die Verleiher nach eigenen Angaben einen detaillierten Antrag mit Unterlagen zu den Einsatzorten im Rhein eingereicht haben. Anscheinend wurde dieser Antrag offenbar bis heute nicht bearbeitet.

Was ist da los in Köln?

Wer die Geschichte bis hierher verfolgt hat, stellt sich mehrere Fragen. Wieso bleiben alle Beteiligten bei der Menge an havarierten Scootern so entspannt? Wieso geben die Betreiber nicht mehr Gas? Wieso üben die Behörden nicht nur nicht mehr Druck aus, sondern behindern die Bergung jetzt auch noch?

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Zur Wahrheit gehört aber auch, dass keine gesicherten Erkenntnisse zur tatsächlichen Zahl der havarierten Scooter existieren. Abseits der nicht so recht in Fahrt geratenen Bergung haben Stadt Köln und Verleiher einen Maßnahmenkatalog abgestimmt, der unter anderem eine Begrenzung der Flottengröße und die Ausweisung von Parkverbotsflächen enthält.

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Deutsche Behörden, unglaublich.

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