Mehr als 40 Millionen Nutzer pro Monat sind auf Ebay Kleinanzeigen aktiv. Doch schon bald muss die Plattform ohne den Rückenwind des Ebay-Konzerns auskommen, nachdem der norwegische Mitbewerber Adevinta vor einem Jahr den deutschen Marktplatz für 9,2 Milliarden US-Dollar übernommen hat. Auch wenn die Tochter des norwegischen Medienkonzerns Schibsted, der vor allem für seine Gratiszeitungen bekannt war, damit zur führenden Marktplatzmarke wird, soll die Plattform noch bis 2024 noch den Namen der Handelsplattform tragen – gewohntes Logo und Markenauftritt inklusive.
Dabei war gerade in Deutschland der Classifieds-Bereich, zu dem die Kleinanzeigen-Plattform zählt, eine der erfolgreichsten Teilmarken. Viel hat sich hier in den letzten Jahren zugunsten von Ebay Kleinanzeigen – seinerzeit gestartet unter der eigenen Marke Kijiji – verschoben. Doch während vor gut einem Jahrzehnt Kleinanzeigenblätter wie Findling, Sperrmüll/Quoka oder der heiße Draht zur Konkurrenz zählten, ist inzwischen eher Facebook einer der wichtigsten Mitbewerber geworben – aber auch Portale wie Nebenan.de.
Heute erreicht Ebay Kleinanzeigen zwei von drei deutschen Internetnutzern und hat einen Bestand von über 45 Millionen Anzeigen. Täglich kommt eine Million neue Anzeigen hinzu – und das Kostenlos-Argument im Vergleich zu Ebay selbst und anderen Gebrauchtwarenportalen sorgt für immer noch hohe Nachfrage. Dennoch ist auch hier ein Trend zu gewerblichen Verkäufern zu beobachten – und eine wachsende Zahl an Premium-Funktionen, die die Plattform kostenpflichtig anbietet. „Kleinanzeigen hat eine enorme Reichweite“, sagt Paul Heimann, seit zwei Jahren Geschäftsführer des Unternehmens. „Das ist natürlich auch hoch relevant für Leute, die beispielsweise Immobilien oder Autos verkaufen. Das gilt auch für Menschen, die Dienstleistungen anbieten, für Handwerker vom Maler bis zum Fliesenleger.“ Allerdings kam es auch immer wieder zu Betrugsversuchen.
Künstliche Intelligenz soll Betrugsangebote herausfiltern
Seit vergangenem Jahr hat die Plattform auf die Vorfälle reagiert. „Wir bieten jetzt eine Bezahlfunktion mit Treuhandfunktion an und werden auch mit Logistikpartnern zusammenarbeiten, damit die User die Dinge bequem und sicher verschicken können“, sagt Heimann. Außerdem helfe künstliche Intelligenz dabei, Angebote zu identifizieren, die zu gut sind, um wahr zu sein. Das gilt beispielsweise für Superschnäppchen wie ein neues iPhone 12 für nur 400 Euro, wo der Verdacht im Raum steht, dass die Anbieter nur kassieren, aber nie liefern wollen.
Doch es gibt auch Betrugsversuche, die die Plattform mit der Einführung des Sicher-Bezahlen-Treuhandservices eindämmen will. Verbraucherschützer warnen etwa vor Versuchen ausländischer Käufer, mit gefälschten Dokumenten eine Überweisung vorzugaukeln, damit der Gegenstand an den Versand geht. Kürzlich warnte das Landeskriminalamt Niedersachsen vor einer Betrugsmasche, die allerdings nicht nur Ebay Kleinanzeigen betrifft, sondern sämtliche Kleinanzeigenportale. Dabei kaufen Betrüger angebotene Dinge ohne große Nachfragen, bitten aber darum, die Ware an einen Freund als vermeintliches Geschenk zu schicken. Außerdem werden die Nutzer aufgefordert, noch eine Guthabenkarte eines Onlinedienstes zu besorgen und der Sendung beizulegen. Doch die dafür angebotene Bezahlung platzt später. Die Opfer sind letztendlich Ware und Gutschein los oder haben sogar noch Ärger mit der Polizei. (mit Material von dpa)
Das Kleinanzeigenportal TGXMarkt wird ebay Kleinanzeigen ordentlich konkurrenz machen