
Ebay-Zentrale in San Jose.(Foto: Benny Marty/Shutterstock)
Ebay: NFT und Bitcoin-Zahlungen
Mit Non-fungible-Token (NFT) lässt sich viel Geld verdienen. Das hat nicht zuletzt der Verkauf des Werkes „Everydays: The first 5,000 Days“ bewiesen, der dem Künstler Beeple bei einer Sotheby’s-Versteigerung stolze 69 Millionen US-Dollar einbrachte. Gefühlt stündlich erreichen uns Nachrichten über Künstler jedweder Art, seien es Musiker, Filmemacher oder Maler, die ihre Werke als NFT auf der Blockchain verewigen möchten, um daraus den größtmöglichen Profit zu schlagen. Argumente dafür gibt es auch jenseits des schnellen Geldes viele. Interaktivität wird dabei oft genannt, eine persönlichere Bindung vom Fan an die jeweilige Band, den Sportclub oder den Künstler ebenfalls. Damit die NFT auch veräußert werden können, bedarf es jedoch an Vermittlern. Denn die Schöpfer höchstselbst springen nur selten als Verkäufer ein. Und so bildet sich im Dunstkreis des neuen Krypto-Hypethemas eine immer größer werdende Wirtschaft – NFT-Handelsplätze sprießen links und rechts überall aus dem Boden.
Gleichzeitig verkündet ein Unternehmen nach dem anderen den Einstieg ins Kryptogeschäft, auch fernab der Non-fungible-Token, sei es in puncto Bitcoin als Wertspeicher oder in der Einführung von Kryptowährungen als Zahlungsmethoden. Wenngleich Elon Musk mittlerweile ob des viel zitierten und oft missverstandenen Umwelt-Dilemmas von Bitcoin etwas zurückruderte, so steuert der Krypto-Space dennoch unaufhaltsam weiter in Richtung Massenakzeptanz. Das geht auch an den Größen des Silicon Valley nicht spurlos vorbei. Und nach Paypal, Facebook und Tesla macht nun auch Ebay auf sich und die Krypto-Pläne des Unternehmens aufmerksam, will nicht nur als NFT-Handelsplatz fungieren, sondern forscht auch an Möglichkeiten, Kryptowährungen als Zahlungsmittel zu integrieren. All das sind Entwicklungen, die sich im Hinblick auf die langjährige Firmenhistorie des Onlinemarktplatzes nahtlos in das Unternehmensprofil einfügen.
Ein Überlebender der Dotcom-Blase
War es zu Beginn des digitalen Zeitalters noch der reine Austausch von Informationen, der die Modems beschäftigte, strömte dank der ersten Browser und der Emergenz des World Wide Web mit dem Mainstream auch die Wirtschaft in das Internet. Bis zur Jahrtausendwende war der neue Dotcom-Wirtschaftszweig so sehr angeschwollen, dass er schließlich platzte – und einen Großteil der zuvor hochrentablen Unternehmen mit sich riss. Diejenigen Tech-Unternehmen, die sich damals halten konnten, sind auch über 20 Jahre später noch immer an der Spitze, hören auf Namen wie Amazon, Google und Ebay.
Denn der in Paris geborene Programmierer Pierre Omidyar, der den Onlinemarktplatz Ebay 1995 gründete, war nicht nur (wie so viele andere damalige Firmen) dem Ruf des schnellen Geldes gefolgt, sondern verstand es, den neuen „digitalen Bürgern“ ein Grundbedürfnis zu stillen: den Handel mit Waren.
Anfänglich als bloßes Hobby betrieben, fing Omidyar erst an, Gebühren von den Auktionären und Verkäufern seiner Seite zu verlangen, als sein damaliger Internetanbieter ihm die Kosten für seine Verbindung erhöhte, weil seine Website so viel Traffic verursachte. Der Erfolg nahm jedoch schnell Ausmaße an, die die Anforderungen eines Hobby-Projektes überstiegen. Bereits 1996, nur ein Jahr nach der ersten Auktion (ein defekter Laser-Drucker), wurden 250.000 Gegenstände versteigert. Allein im Januar 1997 waren es 200.000. Ein Jahr darauf ging Ebay dann überaus erfolgreich an die Börse und konnte seinen Zielkurs von 18 US-Dollar pro Aktie fast verdreifachen – auf 53,80 Dollar am ersten Handelstag.
Und so zog das Platzen der Dotcom-Blase recht spurlos an dem Onlinemarktplatz vorüber, der 2002 eine der wohl bedeutendsten Investitionen der Tech-Geschichte tätigte.
Erweiterte Funktionen und ersteigerte Firmen
Am 3. Oktober 2002 kaufte Ebay das kurz zuvor an die Börse gegangene Unternehmen Paypal für 1,5 Milliarden Dollar – heute liegt die Marktkapitalisierung des Zahlungsdienstleisters bei rund 280 Milliarden Dollar. Weitere erfolgreiche Übernahmen umfassen die des Kommunikationsdienstleisters Skype, des Ticketverkäufers Stubhub, des Onlinemarktplatzes Craigslist und der japanischen Handelsplattform Qoo10.jp.
Nicht zuletzt, weil Ebay mit der Akquisition Paypals Weitsicht auch in Bezug auf Zahlungsweisen an den Tag legte, schenkt der Krypto-Space Ebay seit jeher ebenfalls Aufmerksamkeit. Offiziell zur Integration von Kryptowährungen wollte sich der in Kalifornien ansässige Onlinemarktplatz dennoch nie äußern. Genau das hat sich nun geändert.
Ebay steigt ein in den Krypto-Space
Wie aus dem Nichts erreichte uns die Nachricht, in der Ebay am 11. Mai verkündete, ab sofort den Handel von NFT anzubieten. Und damit nicht genug: Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte Jordan Sweetnam, Ebays Senior Vizepräsident: „In den kommenden Monaten wird Ebay neue Möglichkeiten mit einbringen, die Blockchain-getriebene Sammelstücke in unsere Plattform integrieren.“
Gerade einmal eine Woche zuvor hatte Ebay-CEO Jamie Iannone dem US-Sender CNBC ein Interview anlässlich der Integration von Apple- und Google-Pay gegeben, in dem er betonte, dass Ebay die Integration von Kryptowährungen als Zahlungsmittel prüfe: „Wir erweitern die Arten von Zahlungen, die wir annehmen, […] dafür werden wir auch weiterhin andere Optionen wie Kryptowährungen in Betracht ziehen.“
Gut möglich also, dass Ebay derzeit mit NFT- und Kryptowährungs-Integration einmal mehr einen guten Investitionsriecher unter Beweis stellt und nicht nur dem Ruf des schnellen Geldes folgt. Zwar ist der Ebay-Gründer Pierre Omidyar nicht mehr mit an Bord, die Chefetage des Unternehmens scheint jedoch noch immer zu verstehen, was den Erfolg der Plattform seit jeher ausmacht: der einfache Handel von Waren. Seien das nun defekte Laser-Drucker oder die Nutzungsrechte an digitalen Objekten in Form von NFT.
Und dennoch: Die Konkurrenz, gerade im NFT-Bereich, hat gegenüber Ebay in den letzten Monaten (und Jahren) einen gewaltigen Vorsprung ausgebaut. So bieten Handelsplattformen wie Opensea, Rarible, Decentraland und der Enjin Marketplace NFT-Käufern und -Verkäufern aller Sparten ein passendes Zuhause. Ob sich Ebay behaupten kann, entscheiden am Ende die Kunden.

(Bild: BTC ECHO)
Autor des Artikels ist Paol Hergert.