Echtzeitüberweisungen: Dieser EU-Beschluss wird Paypal ärgern
In der Vergangenheit haben fast alle Banken für Überweisungen im europäischen Raum in (nahezu) Echtzeit zusätzliche Gebühren verlangt. Das soll nun anders werden. Die EU-Staaten und das Europaparlament haben in Brüssel eine vorläufige Einigung erzielt, wonach europaweite Echtzeitüberweisungen in Zukunft ohne zusätzliche Gebühren möglich sein sollen – und das zu jeder Tageszeit. Dies gilt für alle Zahlungsdienstleister wie Banken und Sparkassen, die Standardüberweisungen in Euro anbieten. Allerdings sieht die Regelung weiterhin vor, dass Banken für einzelne Überweisungen Geld verlangen dürfen – nur eben nicht mehr für die Schnellausführung als für die reguläre Ausführung einer Sepa-Überweisung via Iban.
Die Einführung der Iban-Überweisung im Jahr 2014 war ein echter Meilenstein für kostenlose Überweisungen in Deutschland und ins europäische Ausland. Doch diese damit kostenlosen Überweisungen dauerten zunächst mehrere Tage. Die Einführung der Echtzeitüberweisung im Rahmen des Sepa-Systems folgte in den darauffolgenden Jahren (und heißt daher offiziell Sepa Instant Payment). Ungefähr seit 2020 können nahezu sämtliche Banken dies zumindest empfangend abdecken. Allerdings hängt die jeweilige Anzeige oftmals davon ab, wie häufig und schnell der Kontostand in der App aktualisiert wird.
Das Ausführen von Echtzeitüberweisungen ist hingegen bei den meisten Instituten noch mit zusätzlichen Kosten verbunden, die zwischen rund 30 Cent und knapp zwei Euro schwanken. Das ist wohl auch der Grund, warum zumindest bisher lediglich elf Prozent der Überweisungen in Echtzeit ausgeführt werden. Banken mussten allerdings, sobald sie bei der Ausführung einer Echtzeitüberweisung feststellten, dass das empfangende Institut diese nicht unterstützt, die Kund:innen hierauf hinweisen.
Staaten müssen Regelung erst noch umsetzen
Gleich ab morgen wird all das wie üblich allerdings nicht umgesetzt, denn die neue („vorläufig vereinbarte“, wie es heißt) Regelung, die für die 27 EU-Staaten sowie für Norwegen, Island und Liechtenstein gelten wird, müssen zunächst in jeweiliges Landesrecht überführt werden. In den Euroländern dürfte dies schneller möglich sein als in den übrigen Staaten. Allerdings ist zumindest nicht mit technischen Hürden zu rechnen, da die eigentliche technische Lösung ja bereits verfügbar ist und es sich nur um eine künstliche Bepreisung handelt.
Eine weitere technische Hürde könnte allerdings dazu führen, dass in Zukunft mehr Überweisungen erst einmal abgelehnt werden. Denn in der Einigung heißt es: „Nach den neuen Vorschriften müssen Anbieter von Sofortüberweisungen überprüfen, ob Iban und Name des Empfängers übereinstimmen, um den Zahler vor einer Transaktion auf mögliche Fehler oder Betrug hinzuweisen.“ Diese Anforderung soll allerdings auch für reguläre Überweisungen gelten.
Aufgestellt gegen US-Player im Zahlungsumfeld
Unterm Strich dürfte der Wegfall dieser zusätzlichen Einnahmequelle zwar einerseits den Banken und Sparkassen missfallen, wird aber vor allem den sonstigen Zahlungsdienstleistern, namentlich Paypal, ein Argument nehmen. Und in diese Richtung zielt die Einigung auch ab. In einer Mitteilung heißt es: „Die neuen Regeln werden die strategische Autonomie des europäischen Wirtschafts- und Finanzsektors verbessern, da sie dazu beitragen werden, eine übermäßige Abhängigkeit von Finanzinstituten und -infrastrukturen aus Drittländern zu verringern.“
Die Verbesserung der Möglichkeiten zur Mobilisierung von Geldströmen werde den Verbraucher:innen ebenso wie den Unternehmen Vorteile bringen und innovative Mehrwertdienste ermöglichen. Insbesondere für den grenzüberschreitenden Onlinehandel könnte sich einiges ändern, da auf diese Weise eine weitere Zahlungslösung hinzukommt, die eine schnellere Abwicklung von Bestellungen und Lieferungen erlaubt.